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Ölabscheider



Ein Ölabscheider (auch als Leichtflüssigkeits- bzw. Benzinabscheider bekannt), ist eine Abwasserbehandlungsanlage in Form eines Beckens, in dem Öle durch Aufschwimmen abgeschieden werden. Vor dem Ablauf befindet sich daher eine Tauchwand, unter der das ölfreie Abwasser durchtreten muss.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Das Funktionsprinzip des Ölabscheiders beruht auf dem Dichteunterschied der Ölbestandteile zum Wasser, d.h. das leichtere Öl schwimmt auf und sammelt sich auf der Wasseroberfläche. Die so im Ölabscheider separierten Leichtflüssigkeiten sammeln sich an der Wasseroberfläche und können dann entsorgt werden. So ist eine Reinigungsleistung von 20 mg Restgehalt möglich.

Eine Weiterentwicklung von herkömmlichen Benzinabscheidern sind Koaleszenzabscheider. Die Wirkung dieser Anlagen beruht auf dem Prinzip der Koaleszenz, d.h. das Zusammenfließen von kleinen Ölpartikeln zu großen Öltropfen wird begünstigt. Damit können auch kleinste Öltröpfchen nach dem Schwerkraftprinzip aufschwimmen und abgetrennt werden. So wird eine Reinigungsleistung von bis zu 5 mg erreicht.

System

Eine Abscheideranlage besteht aus einem Schlammfang, dem Abscheider und der Probeentnahme.

Der Schlammfang ist ein Becken, deren Größe in der Norm festgelegt wird. Das Mindestvolumen ist 600 Liter. Übliche Größen sind 650 Liter (bis NS 3), 2500 Liter (ab NS 3) und 5000 Liter. Der Schlammfang muss heute über eine Beschichtung verfügen, eine geschlossene Abdeckung und im Zulauf ein Prallblech besitzen, damit sich das Wasser im Schlammfang beruhigen kann und sich der Schlamm absetzt.

  Dann folgt die Abscheidereinheit. Um das unkontrollierte Austreten von Ölen durch den Ablauf des Abscheiders (Bei Erreichen einer zu großen Menge abgeschiedenen Öles) zu verhindern, ist es erforderlich, dass ein Schwimmer im Abscheider vor Erreichen dieser bestimmten Menge abgeschiedenem Öl mechanisch den Ablauf des Abscheiders verschließt.Dieser Automatismus wird als selbsttätiger Abschluss bezeichnet. Der Schwimmer ist auf die Dichte der zu erwartenden Leichtflüssigkeiten (z.B. 0,85 g/cm³) tariert. Ältere Benzinabscheider ohne diese Einrichtung sind heute nicht mehr zulässig.

Außerdem sollte die Abscheideranlage eine Überhöhung gegenüber dem nächsten Einlauf bzw. der Überlaufkante besitzen. Ist dies nicht der Fall muss in Absprache mit der Unteren Wasserbehörde einer Warnanlage eingebaut werden.

Die Norm schreibt für Neuanlagen heute jedoch grundsätzlich eine Warnanlage vor. Diese Warnanlage besteht aus einer Steuereinheit und zwei Sonden, eine Sonde für den Aufstau (siehe Überhöhung) und einer Sonde für die Messung der Ölschichtstärke. Die Ausgabe der Warnmeldung erfolgt über eine Leuchte und einen Warnton. Alle Anlagenteile die im Abscheider befestigt werden müssen explosionsgeschützt sein und eine ATEX-Zulassung besitzen.

Das System muss in der Lage sein, die im Havariefall anfallende Leichtflüssigkeit zurückhalten zu können.

Die höchste Reinigungsleistung erzielt eine Abscheideranlage in einer sogenannten "S-B-K-P" Anlage. Eine Kombination mit einem Koaleszenzabscheider mit vorgeschaltetem Benzinabscheider.

Hinter der Abscheidereinheit ist ein Probeentnahmeschacht vorzusehen. Probenahmeeinrichtungen in Form eines Saugschlauches sind heute nicht mehr zulässig. Der Probeentnahmeschacht ist ähnlich einem Kanalschacht, hat jedoch im Gerinne einen Gefällesturz der es ermöglicht, mit einer genormten Probenahmeflasche aus dem "fließenden Abwasserstrom" eine repräsentatvie Probe zu entnehmen.

Einsatz

Ölabscheider sind bei allen Flächen, wo wassergefährdende Stoffe in Form von Ölen anfallen, wie z.B. Tankstellen, erforderlich, um mineralische Öle abzuscheiden.

Generalinspektion

Ölabscheider müssen alle 5 Jahre durch einen zugelassenen Fachkundigen auf Ihre Dichtigkeit und Funktion überprüft werden.

Bei der Dichtheitsprüfung wird die Abscheideranlage i. d. R. bis Unterkante Deckel gefüllt. Ein häufiger Grund für die Undichtigkeit von Abscheideanlagen liegt häufig in der mangelhaften Ausführung der Verfugung im Bereich des Schachtaufbaus.

Wartung

Wenn zuviel Leichtflüssigkeit im Abscheider abgeschieden ist, ist eine Entsorgung der Abscheiderinhalte vorzunehmen. Damit dieser Zeitpunkt zeitnah erfasst wird, schreibt die Norm eine Wartung der Anlage vor.

Unterschieden wird die

  • monatliche Wartung (kann nach Einweisung der Betreiber übernehmen)
  • halbjährlichen Wartung (die ein geschulter Facharbeiter übernehmen soll).

Geschichte

 Die ersten Ölabscheider waren kleine Gußtöpfe, die in die Entwässerung eingebunden wurden. Einzelne finden sich noch heute, z.B. an alten stillgelegten Tankstellen oder auf Garagenhöfen.

Später baute man einen Schlammfang als Betonschacht davor. Daraus hat sich dann die Bauform aus Stahlbeton in einem Schachtbauwerk mit einer Beschichtung und Innenbauteilen entwickelt. Diese Bauform hat sich bis in die heutige Zeit bewährt.

Wurden früher auch Anlagen in Ortbetonbauweise errichtet, können heute nur noch Anlagen die eine Bauaufsichtliche Zulassung haben und daher in einem Werk hergestellt werden, verwendet werden.

Besonderheiten

Eine Sonderform der Ölabscheider sind die so genannten ÖlSkimmer. Diese entfernen aufschwemmende Öle und Fett von Flüssigkeitsoberflächen mittels eines Mitnehmers. Dieser sammelt das Öl oder Fett von der Oberfläche und wird durch Abstreifer im Gerät gereinigt. Das entfernte Öl / Fett wird dann in einem separaten Behälter gesammelt.

Zum Behandeln einer Emulsion ist die Abscheideranlage nicht geeignet. Dann muss eine Emulsions-Spaltanlage nachgeschaltet werden.

Spezielle, meist mobile Ölabscheider finden Verwendung bei der Sanierung von z.B. Mineralölunfällen (hydraulische Sanierung).

Normen

Die technischen Normen für Ölabscheider sind die EN 858-1 und EN 858-2 sowie die Deutsche Norm DIN 1999-100.

Siehe auch

  • Wasserhaushaltsgesetz
  • Gewässerschutz
  • Fettabscheider
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ölabscheider aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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