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Anhydritestrich



Der Anhydritestrich (AE) wird oft auch nur Anhydritfliesestrich (AFE) oder Calciumsulfatestrich genannt und stellt aufgrund der gewollt kurzen Bauzeiten einen sehr verbreiteten Baustoff dar, der wegen seiner chemischen Zusammensetzung zum Bereich des Mauermörtels zu zählen ist, und im Gegensatz z. B. zum Zementestrich kein Beton darstellt.

Der große Vorteil gegenüber dem Zementestrich ist, dass dieser sich aufgrund der flüssigen Konsistenz selbst nivelliert und durch die geringere Spannung beim Trocknungsvorgang auch auf Flächen bis zu 1.000 m² (wenn keine Fußbodenheizung eingebaut wurde) ohne zusätzliche Dehnungsfugen eingebracht werden kann. Aufgrund seiner Verarbeitungsweise ist er sehr schnell eingebracht und verarbeitet, also benötigt er eine kürzere Bauzeit. Er ist im Vergleich zu Zementestrich auch schneller belastbar und im Hinblick auf die Umwelt schonender.

Die Bestandteile sind synthetischer oder mineralischer Anhydrit, Spezialgipse, den Fließmitteln und als Zuschlagstoffe körnigen Naturanhydrit, Kalkstein und Quarzsand. Als Bindemittel wird in der Regel Calciumsulfat verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Verarbeitung

Der AE-Fließestrich wird trocken auf der Baustelle angeliefert (als Sackware oder lose in einem Silo/Container) und in einer normalen Putzmaschine, welche kontinuierlich arbeitet, durch Wasserzugabe in seiner Konsistenz pumpfähig und mittels Schläuchen zur Einbaufläche gepumpt. Durch diese flüssige Konsistenz kann die Nivellierung des Fließestrichs nahezu von selbst erfolgen. Nach dem Einpumpen wird der Estrich mit einem groben Straßenbesen oder mit einer sogenannten Rakel (Schwabbelstange) durchgeschlagen um beim Einpumpen eingeschlossene Luftblasen zu entfernen. Die Oberfläche wird dadurch ganz allein waagerecht und eben. Da diese bereits werkseitig hergestellte Mischung nur noch mit Wasser gemischt wird, sind entsprechenden Maschinen in der Lage, hohe Misch- und Förderleistungen zu erzielen. Bei großflächigen Verlegungen, z. B. in Industriehallen, sind daher gegossene Flächen von 1.300 m² bis zu 1.500 m² an einem Tag möglich.

Eingebaut werden kann AE-Fließestrich als sogenannter Verbundestrich, Estrich auf Trennschicht und Estrich auf einer zusätzlichen Dämmschicht, als Industrie- und Installationsboden, sowie als Heizestrich bei Fußbodenheizungen. Bei der Untergrundvorbereitung ist zu beachten, dass dieser aufgrund seiner flüssigen Konsistenz durch ungesicherte bzw. unbedeckte Öffnungen wegfließen und auf Dämmschichten oder mangelnder Entkoppelung von Wänden oder Pfeilern Schallbrücken bilden kann. Der AE ist selbstverdichtend, so dass keine Verdichtungsarbeiten durch den Verarbeiter notwendig sind. Aufgrund seiner Bestandteile erhält er sehr hohe Biege- und Zugfestigkeitswerte und kann daher in weitaus geringerer Schichtdicke als z. B. ein herkömmlicher Zementestrich verlegt werden. AE-Fließestrich auf Basis von Calciumsulfat weist geringe Schwindwerte bei Erhärtung und Trocknung auf und kann daher in Flächen zeitsparend, weil in einem durchgehenden Arbeitsgang großflächig eingebracht werden. Ein Aufschüsseln (durch Aufquellen entstehende, hochstehende Ränder) in den Eck- und Randbereichen oder aber beim Zementestrich übliche Abriss der Randfugen bei der späteren Nutzung eintretendes Abreißen sind bei AE-Fließestrich nicht zu beobachten. Die Fugenausbildungen bei Estrichen sind in der DIN 18 560, Teil 2, geregelt und gelten auch für AE-Fließestrich.

Bereits am Tag nach dem Einbau ist er begehbar und nach zwei weiteren Tagen belastbar.

Einbau als Heizestrich

Bei Heizestrichen sind Dehnungsfugen notwendig, wenn die Seitenlänge der Estrichfläche mehr als 6 m beträgt. Außerdem sind Bewegungsfugen in Türdurchgängen bei mehreren hintereinander angeordneten Räumen innerhalb einer Wohnung notwendig. Seine besondere Vorteile bietet der Fließestrich bei der Verlegung auf Fußbodenheizungen. Ein dichter Anschluss an die Heizrohre und die hohe Wärmeleitfähigkeit, die über den in der DIN 4108 für Zementestrich geltenden Werte für die Wärmeleitfähigkeit liegen, gewährleisten eine ungehinderte und gleichmäßige Wärmeabgabe vom Heizschlauch o. Ä. zur Raumumgebungsluft. Durch seine geringere Stärke von nur 40 bis 45 mm über dem Heizungsschlauch hat dieser Estrich auch eine kurze Aufheizzeit und sichert somit eine ökonomischere Heizweise.

Beim Verwenden als Heizestrich wird dieser sieben Tage nach dem Einbau aufgeheizt, um die natürlichen Austrocknungszeiten zu verkürzen, was dann den Baufortschritt entscheidend beschleunigt.

Technisches und Verarbeitungshinweise

AE-Fließestrich wird nach den Vorgaben der DIN 18 560 und in den Festigkeitsklassen AE 12, 20, 30 oder 40 hergestellt. Entsprechend der zu erwartenden Verkehrslast gemäß DIN 1055 und der Art der Fussbodenkonstruktion wird eine Nennstärke zwischen 35 und über 90 mm eingebaut. Anhydritestrich ist aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung stark saugfähig und daher muss die zu belegende Oberfläche (z. B. durch Fliesen) vollflächig grundiert werden. Die sich auf der Oberfläche bildende Sinterschicht muss vor dieser Grundierung entfernt werden (z. B. durch Schleifen).

Bei der Verarbeitung des AE-Fließestrich sind Vorsichtsmaßnahmen (Handschuhe, Atemschutz) wegen der ätzenden Eigenschaften des trockenen Produkts notwendig. Das flüssige Material und der abgebundene Estrich stellt aber keine Schadstoffquelle mehr dar. Bei der Verwendung von synthetischen Zusatzstoffen ist allerdings auch eine spätere Ausgasung von Rest- oder Hilfsstoffen nicht auszuschließen.

Außenbereich und Feuchträume

Aufgrund seiner wenigen Nachteile, die Reaktion mit Wasser gleich dem Gips, schließt einen Einsatz im Außenbereich, aber auch in nicht weiter abgedichteten Nass- und Feuchträumen grundsätzlich aus.

In Bädern oder Feuchträumen des Wohnungsbaues muss die Estrichoberfläche abgedichtet werden (z. B. Fliesenaufbau), so dass auftretende Oberflächenfeuchte nicht in den Estrich eindringen kann. Ebenso müssen Estriche gegen Bodenfeuchtigkeit, nichtdrückendes und drückendes Wasser abgedichtet werden (z. B. Bitumendichtungsbahnen).

Anhydrite sind typische Schnellbinder, was aber nur bei optimalen klimatischen Bedingungen zutrifft (nicht zu kalt, trockene Luft). Diese sind sehr empfindlich bei ständig einwirkender Feuchtigkeit, und deshalb ungeeignet für Außen- und Nassbereiche (ungeschützte). In Bereichen, in denen mit Dampfdiffusion oder auch Feuchtigkeit zu rechnen ist, muss zwingend eine Dampfsperre eingebaut werden. Dampfdiffusion oder Feuchtigkeit führt dann zu Schäden, wenn z. B. aufgrund der heutzutage üblichen kurzen Bauzeiten die Betondecke nicht ausreichend trocken ist und das überschüssige und austretende Wasser in Ermangelung einer Dampfbremse zum Estrich gelangt. Derartige Schäden treten vorwiegend in Verbindung mit dampfdichten Belägen wie PVC, Linoleum, Gummi oder Teppichbelägen mit dichten Rückenausrüstungen auf, wenn diese vor vollständiger Austrocknung des Bauteils verlegt wurden.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Anhydritestrich aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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