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Bevacizumab



Steckbrief
Name (INN) Bevacizumab
Wirkungsgruppe

Zytostatikum

Handelsnamen

Avastin®

Klassifikation
ATC-Code XC07
CAS-Nummer 216974-75-3
Verschreibungspflichtig: ja


Fachinformation (Bevacizumab)
Chemische Eigenschaften
Keine Strukturformel vorhanden
IUPAC-Name: –
Summenformel
Molare Masse 149 kDa

Bevacizumab (Handelsname Avastin®) ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper. Es ist ein sogenannter Angiogenese-Hemmer, also ein Wirkstoff, der die Gefäßneubildung (Angiogenese, Vaskulogenese) hemmt.

Inhaltsverzeichnis

Wirkungsweise

Bevacizumab ist ein monoklonaler Antikörper aus der Gruppe der Immunglobuline (IgG1). Er bindet an den Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF), einen Wachstumsfaktor der Gefäßneubildung. Durch die Blockade dieses Faktors wird das Gefäßwachstum innerhalb solider Tumore gehemmt.

Indikation

Bevacizumab ist seit Frühjahr 2005 unter dem Handelsnamen Avastin® (Roche) als Medikament der ersten Wahl (zur sogenannten First-Line-Therapie) gegen metastasierte kolorektale Karzinome zugelassen. Die Zulassung erfolgte für die Kombination mit 5-Fluorouracil/Folinsäure oder mit 5-Fluorouracil/Folinsäure plus Irinotecan.

Es laufen augenblicklich zahlreiche Studien, die die Wirksamkeit bei anderen Tumoren untersuchen. Hierzu gehört z. B. eine Studie zur Anwendung von Avastin in der Chemotherapie in Kombination mit Cisplatin/Gemcitabine bei fortgeschrittenem Lungenkrebs[1].

Anwendung in der Augenheilkunde

Seit kurzem wird Bevacizumab experimentell auch bei Gefäßneubildungen der Aderhaut des Auges (choroidalen Neovaskularisationen), also bei der feuchten Form der altersabhängigen Makuladegeneration sowie bei Makulaödem an diversen größeren Zentren intravitreal (in den Glaskörper des Auges) gespritzt. Dies führt zum Wachstumsstopp der irregulär gewachsenen Gefäße unter der Netzhaut und teilweise sogar zu deren Zurückbildung. Beim Makulaödem hat sich die gefäßabdichtende Wirkung von Bevacizumab als nützlich erwiesen. Für die augenärztlichen Indikationen ist das Medikament nicht zugelassen, wird jedoch auf breiter Front angewendet (Off-Label-Use). Es bedarf daher der expliziten Zustimmung des Patienten zur Behandlung und der ausführlichen Aufklärung über deren Risiken.

Eine mit Bevacizumab verwandte Substanz, das Ranibizumab (Lucentis®), ist in einigen Ländern und mittlerweile auch in Deutschland für die Verwendung in der Augenheilkunde zugelassen. Dieses Medikament soll den Vorteil haben, dass es durch die kleinere Proteinstruktur noch besser durch die Netzhaut dringt. In klinischen Studien ist Lucentis bislang das einzige Medikament, das bei der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration bei einem größeren Teil der Patienten zu einer Sehverbesserung führen konnte. Zu Avastin sind diese Studien nicht durchgeführt worden. Da das Medikament in Deutschland erst vor kurzem zugelassen wurde, ist die Kostenerstattungssituation durch die Krankenkassen leider noch ungeklärt.

Zwangszulassung zur Behandlung altersbedingter Makuladegeneration

Im Oktober 2007 äusserte die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, eine Zwangszulassung von Bevacizumab (Avastin®) zu erwägen. Dem Avastin-Hersteller Roche, der sich zu zirka 30 Prozent im Besitz von Novartis befindet, wurde vorgeworfen, absichtlich keine Zulassung von Avastin für die Behandlung von altersbedingter Makuladegeneration beantragt zu haben. Durch die Anwendung von Bevacizumab könnten die Kosten für eine Jahrestherapie eines AMD-Patienten um den Faktor 270 von 18.000 Euro auf ca. 400 Euro gesenkt werden. Nach Angaben des Verordnungsreport-Herausgebers Ullrich Schwabe entspräche dies einer Senkung der Gesamtbehandlungskosten der 485.000 AMD-Patienten von 8,9 Mrd. auf 32 Mio. Euro.[2]

Nebenwirkungen

Allgemeine

Bei systemischer Verabreichung z. B. als Infusion können als Nebenwirkungen auftreten:

  • Wundheilungsstörungen (Cave: Post-OP)
  • Arterielle Hypertonie
  • Proteinurie
  • Anaphylaxie
  • Magen-Darm-Perforation
  • Verstärkung von Hämoptysen
  • Gastrointestinale Blutungen
  • Intrazerebrale Blutungen

Off-Label-Anwendung am Auge

Bei der Off-Label-Anwendung von Bevacizumab am Glaskörper des Auges (intravitreal), zur Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration, können auftreten:

  • Entzündungen, Endophthalmitis
  • Anstieg des Augeninnendrucks
  • Netzhautablösung
  • Einblutung in den Glaskörperraum

Preise

Avastatin hat 2007 den Galenus-von-Pergamon-Preis erhalten, einen Wissenschaftspreis für pharmazeutische Forschung in Deutschland.

Quellen

  1. Avastin(R) Significantly Prolongs Progression Free Survival in Patients With Advanced Lung Cancer[1]
  2. Ministerin für Zwangszulassung, Pharmazeutische Zeitung, 42/2007
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Bevacizumab aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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