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Friedrich Stohmann



Friedrich Stohmann ( * 25. April 1832 in Bremen; † 1. November 1897 in Leipzig) war ein deutscher Agrikulturchemiker.

Leben und Wirken

Stohmann, einziger Sohn eines Besitzers einer chemischen Fabrik, studierte von 1851 bis 1853 Chemie in Göttingen bei Friedrich Wöhler, setzte dann seine Studien in London fort und erwarb auf zahlreichen Reisen ein umfassendes Wissen über chemische Technologie. 1857 promovierte er an der Universität Göttingen mit einer Dissertation über die Eigenschaften und die chemische Zusammensetzung ostfriesischer Böden. Im gleichen Jahr wurde er Mitarbeiter des Agrikulturchemikers Wilhelm Henneberg, der im Sommer 1857 das 1851 in Celle errichtete Laboratorium der "Königlich Hannoverschen Landwirthschafts-Gesellschaft" nach Göttingen verlegte und in die neugegründete Landwirtschaftliche Versuchsstation Weende eingliederte. Hier in Weende erarbeitete Stohmann gemeinsam mit Wilhelm Henneberg innerhalb weniger Jahre die Grundlagen der neuzeitlichen Tierernährungslehre.

1862 folgte Stohmann einem Ruf nach Braunschweig und gründete eine landwirtschaftliche Versuchsstation. Die Ergebnisse der zahlreichen Feldversuche mit neuen Düngemitteln, die er hier durchführte, hat er in den "Mittheilungen des Vereins für Land- und Forstwirthschaft im Herzogthume Braunschweig" veröffentlicht. 1865 folgte er einem Ruf als Professor für Agrikulturchemie an die Universität Halle/S., wo er gleichzeitig die Einrichtung und Leitung der von Salzmünde nach Halle verlegten landwirtschaftlichen Versuchsstation übernahm. Auch hier beschäftigte er sich mit Düngungsversuchen und der Analyse von Düngemitteln, führte aber auch Experimente über die Ausnutzung der Futterstoffe bei landwirtschaftlichen Nutztieren durch.

Einen letzten Arbeitsplatzwechsel vollzog Stohmann 1871. Er folgte einem Ruf an die Universität Leipzig und gründete ein landwirtschaftlich-physiologisches Institut, das er fast 25 Jahre lang erfolgreich leitete. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit lag fortan auf dem Gebiet des tierischen Stoffwechsels. Besonders mit seinen kalorimetrischen Untersuchungen der Nährstoffe und Nahrungsmittel erwarb er sich hohes Ansehen in der wissenschaftlichen Fachwelt. Stohmann ist Autor mehrerer technologischer Handbücher, u. a. über Zucker-und Stärkefabrikation. Sein umfangreiches Werk über Milch- und Molkereiprodukte, erschien erst wenige Monate nach seinem Tode.

Stohmann war Ehrenmitglied in zahlreichen landwirtschaftlichen Vereinen. Die Universität Göttingen ernannte ihn 1887 zum Ehrendoktor der Medizin, in Anerkennung "der hervorragenden Verdienste, die er sich um die Physiologie, das Fundament der ärztlichen Kunst, durch die äußerst genauen und sorgfältigen Untersuchungen über den Energiehaushalt der einzelnen zur Ernährung der Tiere und Pflanzen dienenden Stoffe erworben hat". Das Kuratorium der Liebig-Stiftung bei der Königlichen Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München verlieh ihm 1896 die Goldene Liebig-Medaille, seinerzeit die höchste Auszeichnung auf dem Gebiet der Landbauwissenschaft.

Hauptwerke

  • Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der Wiederkäuer. Praktisch-landwirthschaftliche und physiologische Untersuchungen (mit Wilhelm Henneberg). Heft 1 u. 2, Braunschweig 1860 u. 1864.
  • Handbuch der technischen Chemie (mit Carl Engler).Verlag Schweizerbart Stuttgart 1872 u. 1874.
  • Liebig´s Beziehungen zur Landwirthschaft. Privatdruck (1873). Zugl. in: Journal für praktische Chemie N. F., Bd. 8, 1873, S. 458-476.
  • Biologische Studien. Arbeiten der agricultur-chemischen Versuchsstation Halle Heft 1. Braunschweig 1873.
  • Handbuch der Zuckerfabrikation. Verlag Paul Parey Berlin 1878; 2. Aufl. 1885; 3. Aufl. 1893; 4. Aufl. bearb. von A. Rümpler 1899; 5. Aufl. bearb. von A. Schander 1912.
  • Die Stärkefabrikation. Verlag Paul Parey Berlin 1878.
  • Encyklopädisches Handbuch der technischen Chemie. Auf der Grundlage von James Sheridan Muspratt´s "Dictionary of Chemistry". 2 Bde., Verlag Schwetschke Braunschweig 1854-1858. - 4. verb. u. verm. Aufl. neubearbeitet von Bruno Kerl und Friedrich Stohmann, Bd. 1-6, Braunschweig 1888-1896; fortgesetzt von Hans Bunte Bd. 7-12, 1898-1922.
  • Die Milch- und Molkereiprodukte. Ein Handbuch für Milchtechniker und Nahrungsmittelchemiker. Verlag Vieweg Braunschweig 1898.

Literatur

  • O. Kellner: Friedrich Stohmann †. In: Wiener Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 47, 1897, S.827-828.
  • F. Soxhlet: Friedrich Stohmann †. In: Journal für Landwirtschaft Jg. 46, 1898, S. 153-166 (m. Schriftenverzeichnis).
  • C. Leisewitz: Dr. philos. und Dr. med. h. c. Friedrich Stohmann, o. Professor der physiologischen Chemie. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 54, 1908, S. 543-546.
 
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