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Schlafmittel




Schlafmittel (Hypnotika) sind Stoffe, die den Schlafvorgang fördern. Dabei gibt es fließende Grenzen zu den Beruhigungsmitteln (Sedativa) einerseits und zu den Betäubungsmitteln (Narkotika) andererseits. Schlafmittel basieren auf synthetisch hergestellten oder natürlich vorkommenden, pflanzlichen Wirkstoffen. Mittel, die den natürlichen Schlaf direkt bewirken sind nicht bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Pflanzliche Schlafmittel

Es gibt einige Pflanzen, die beruhigende und schlafanstoßende Inhaltsstoffe besitzen. Die Wirksamkeit ist aber bei allen geläufigen pflanzlichen Schlafmitteln nur schwach, daher können diese eher zur Beruhigung und Schlafeinleitung angewendet werden - sie eignen sich nicht als Durchschlafmittel.

Ein großes Problem bei der Herstellung pflanzlicher Arzneimittel ist die Standardisierung der Inhaltsstoffe, also die Gewährleistung der gleichbleibenden Qualität der Präparate in Bezug auf Zusammensetzung und Konzentration der Wirkstoffe. Dabei wird die Konzentration pflanzlicher Präparate üblicherweise auf sogenannte Leitsubstanzen eingestellt, denen die Wirkung zugeschrieben wird. Hierbei ist es aber häufig schwierig, die eigentlich wirksame Substanz zu identifizieren, weil Pflanzen in der Regel ein Gemisch an Inhaltsstoffen beinhalten, von denen mehrere die gewünschte Wirkung ausüben können. Es kommt sogar vor, dass die bekannten wirksamen Substanzen isoliert (ausserhalb des pflanzlichen Präparates) nicht die gleichen Wirkungen haben, wie im Verbund mit ihren natürlichen Begleitstoffen.

Ein weiterer Nachteil pflanzlicher Schlafmittel liegt in dem Umstand, dass bei der Herstellung in der Regel Alkohol als Lösungsmittel verwendet wird, von dem meist ein Restgehalt in dem Arzneimittel verbleibt.

Bei den meisten pflanzlichen Arzneimitteln, die Teepräparate ausgenommen, handelt es sich um Extrakte, also Auszüge aus bestimmten Pflanzenteilen, wie beispielsweise Blättern, Wurzeln oder Blüten.

Pflanzliche Schlafmittel sind meist rezeptfrei.

Die am häufigsten verwendeten Pflanzen mit schlaffördernden Bestandteilen sind folgende:

Synthetische Schlafmittel

Neben den pflanzlichen Schlafmitteln gibt es mehrere chemische Schlafmittel. Sie lassen sich in mehrere Gruppen einteilen:

  • Chloralhydrat (Trichloracetaldehyd) wird wegen der Kumulation (Anreicherung) seines Metaboliten (Zwischenprodukte) mit einer Halbwertszeit von 3-4 Tagen und dem daraus resultierenden Hangover kaum mehr verwendet. Des Weiteren ist der typische Mundgeruch eine mögliche Ursache, dass dieses Präparat kaum noch Bedeutung hat.
  • 4-Hydroxybutansäure (GHB), wurde 2005 neu zugelassen unter dem Markennamen Xyrem(R). Wirkt innerhalb weniger Minuten, wird rasch abgebaut, hat aber starke Nebenwirkungen. Bei längerfristigem Einsatz an Narkolepsie-Patienten senkt es deren Neigung zu Kataplexien (Hauptindikation).
  • Antihistaminika älteren Typs, die eigentlich als Antiallergika verwendet werden, verursachen als Nebenwirkung Müdigkeit. Diese Tatsache macht man sich zu Nutze und verwendet einige davon als Schlafmittel, z. B. Diphenhydramin. Sie sind teilweise rezeptfrei erhältlich und das Abhängigkeitsrisiko ist geringer als bei anderen chemischen Schlafmitteln. Durch das Herabsetzen des Lichtschutzfaktors ist das Präparat im Sommer mit äußerster Vorsicht (Lichtschutzcreme mit Faktor 50 und höher) anzuwenden. Die erhöhte Gefahr eines Sonnenbrandes wird weitgehend unterschätzt. Die Antihistaminika sind trotz starker Nebenwirkungen die meistverwendeten Schlafmittel, da sie zu den billigsten Medikamenten überhaupt zählen.
  • Tranquilizer entsprechender Wirkung sind häufig benutzte Schlafmittel, da sie sich zum Angstabbau und zum Entspannen eignen, was die eigentliche Ursache des Abhängigkeitspotentials darstellt: Zunächst als Schlafmittel genommen, bemerkt der Konsument oft viel zu spät, dass er sich durch Einnahme von Tranquilizern zunehmend vom Alltagsstress medikamentös abschirmt und sich damit einer notwendige Auseinandersetzung mit vorhandenen Problemen entzieht. Manche Tranquilizer beinhalten daher ein erhöhtes Suchtrisiko. Eine übermäßige Dosierung führt manchmal zur gegenteiligen („paradoxen“) Wirkung (Erregung, Unruhe).
  • Benzodiazepine sind eine Stoffgruppe mit beruhigenden, angstlösenden, krampflösenden und schlaffördernden Wirkungen in unterschiedlicher Wirkungsdauer, Stärke und Kombination. Hierzu gehören die heute am häufigsten verwendeten Schlafmittel. Sie unterliegen der Verschreibungspflicht; teilweise (hochkonzentriert) auch dem Betäubungsmittelgesetz. Todesfälle durch falsche Anwendung sind selten. Die Suchtgefahr gilt als erhöht (psychisch, teils auch körperlich; deshalb sollte nach längerem Konsum unbedingt ausgeschlichen und nicht abrupt abgesetzt werden). Gebräuchliche Vertreter sind z. B. Diazepam, Triazolam, Flurazepam oder Temazepam.
  • Nicht-Benzodiazepin-Agonisten sind eine Stoffgruppe, die chemisch anders aufgebaut sind, aber dennoch ähnlich wie Benzodiazepine wirken. Zopiclon, Zaleplon und Zolpidem gehören in diese Gruppe. Sie sind in etlichen modernen Schlafmitteln, wie z. B. Ambien® (USA; in Deutschland und Schweiz Stilnox®), enthalten. Die sedierende Wirkung ist im Vergleich zu den Benzodiazepinen geringer, auch sollen sie weniger abhängig machen. Dies wird allerdings in etlichen Studien bezweifelt. Diese Gruppe von Wirkstoffen haben die Benzodiazepine als Schlafmittel der ersten Wahl in den letzten Jahren verdrängen können.
  • Barbiturate sind gefährliche Schlafmittel, die in Verbindung mit Alkohol tödlich sein können. Da sie eine relativ hohe Halbwertszeit besitzen, haben sie unerwünschte Neben- und Nachwirkungen wie Müdigkeit am folgenden Tag („Hangover“). Ferner unterdrücken sie den erholungswichtigen REM-Schlaf. Barbiturate werden deshalb heute kaum noch verwendet.
  • Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure und ein Vorläufer des Neurotransmitters Serotonin. Es ist rezeptfrei, wird aber wegen des hohen Preises selten verwendet.
  • Sonstige: siehe Contergan.

Weitere Schlafmittel

Neben den deklarierten pflanzlichen und chemischen Schlafmitteln gibt es weitere Stoffe, die den Schlaf fördern. So können auch Antidepressiva oder Analgetika (Schmerzmittel) als Nebenwirkung schlaffördernd wirken.

Bei einigen Menschen wirken neben dem so genannten Schäfchen zählen auch körperliche Anstrengung (Abendspaziergang) als Schlafmittel. Weiterhin helfen auch Entspannungsmethoden wie Autogenes Training beim Einschlafen, da Stress Schlafprobleme befördert, ohne dass es sich um eine Krankheit handelt.

Bei Menschen mit einem verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus kann helles Licht als sogenannte Lichttherapie zu einer Normalisierung der inneren Uhr führen.

Medikamentöse Anwendung

Medikamentöse Schlafmittel werden als „Hypnotika“ bezeichnet.

Viele sind verwandt mit den Sedativa, den Beruhigungsmitteln. Sie erleichtern dadurch das Einschlafen. Häufig verwendet man hierfür Substanzen, die nur kurz wirken und nach 1 bis 4 Stunden abgebaut sind.

Stärkere Mittel und vor allem solche mit einer längeren Wirkungsdauer verwendet man, um das Durchschlafen zu ermöglichen.

In höherer Dosierung werden kurz wirksame Schlafmittel auch verwendet, um einen Patienten bei einer unangenehmen Untersuchung (beispielsweise Magen- oder Darmspiegelung) ruhig zu stellen, ohne ihn durch eine Narkose ganz bewusstlos zu machen.

Eine Behandlung mit medikamentösen Schlafmitteln erfolgt, wenn der Patient über längere Zeit Schlafprobleme hat. Hierbei ist die Beaufsichtigung durch einen Arzt dringend notwendig, da sonst leicht ein Missbrauch entstehen kann.

Missbrauch

Es gibt mehrere Gründe und Formen des Missbrauchs von Schlafmitteln. Über einen längeren Zeitraum eingenommene Schlafmittel führen oftmals zur Abhängigkeit oder werden bewusst als Droge eingesetzt.

Es gibt auch Fälle, in denen körperliche Überlastungssymptome (Schlaflosigkeit etc.) durch Schlafmittel behandelt werden. Dies ist jedoch nur als Sofortmaßnahme sinnvoll, da nur die Symptome bekämpft werden; die eigentliche Ursache muss in einem zweiten Schritt ebenfalls behoben werden.

Eine krimineller Missbrauch von Schlafmitteln sind die sog. K.-o.-Tropfen.

Vergiftung durch Schlafmittel

Vergiftungen von Schlafmitteln (Hypnotika und Barbiturate) haben wegen einer geringeren Verschreibung durch die Ärzte stark abgenommen. Sie werden heute durch Vergiftungen mit den harmloseren Benzodiazepinen (z.B. Valium®, Rohypnol®) abgelöst. Symptome: Übelkeit und Erbrechen sind die ersten Zeichen. Der Patient ist erregt und kann krampfen und Halluzinationen haben. Die Haut ist aschgrau bis bräunlich gefärbt und kann sogar eine Blasenbildung, sogenannte Barbituratblasen, zeigen. Meist sind Störungen des Bewusstseins zu erkennen, die erst mit einer Abnahme der Reflexe beginnen. Die Atemdepression, ohne auftretende Zyanose, wird oft am Anfang übersehen. Durch ein schaumiges Sekret im Mund kann der Patient oft aspirieren. Verengung der Pupillen (Miosis), die sich später in eine Weitstellung der Pupillen (Mydriasis) wandelt.Vor allem die Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System zeigt den Schweregrad der Vergiftung an. Zu einem Abfall des Blutdruckes kommen Rhythmusstörungen. Bei einem zunehmenden Schweregrad findet eine Abnahme der Herzfrequenz statt.

Nebenwirkungen

In seltenen Fällen können Schlafmittel auch Nebenwirkungen wie Halluzinationen, Gedächtnisverlust und Schlafwandel-ähnlichem Verhalten führen, wie dies etwa in einem 2007 veröffentlichten Report des australischen Gesundheitsministeriums bei 182 Personen, die Schlafmitteln mit dem Wirkstoff Zolpidem eingenommen hatten, nachgeweisen wurde.[1]

Siehe auch

Schlafstörung, Schlafhygiene, Zirkadiane Rhythmik Max Blinn

Einzelnachweise

  1. Halluzinationen durch Schlafmittel, Focus Online, 7. Februar 2007

Quellen

  • Laux,G., Diemeier,O., König,W. "Psychopharmaka" Kap. 2.5 Hypnotika, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen, Urban&Fischer, ISBN 3-437-22490-5
  • Benkert,O. "Psychopharmaka" Kap. VIII Hypnotika, C.H. Beck ISBN 3-406-47547-7
  • Zehentbauer,J. "Psychopillen" Kap. 7 Schlafen und Schlaftabletten, Zenit ISBN 3-928316-07-9
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Schlafmittel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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