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Lehmputz



  Der Begriff Lehmputz bezeichnet einen Lehmmörtel, der als Putz für Gebäudeflächen im Innen- und Außenbereich dient. Die Verwendung von Lehmputz zählt zu den ältesten Bautechniken der Menschheit und hat seine Bedeutung bis heute nicht verloren. Aktuell gibt es verschiedene Hersteller von Lehmputz-Systemen, die verarbeitungsfertige Wandbeschichtungen professionell herstellen und über den (Natur-)Baustoff-Fachhandel anbieten. Vor allem der Einsatz von farbigen Lehmputzen als Dekorputz (oberste, dünn aufgetragene Putzschicht), macht den traditionellen Baustoff Lehm wieder einer breiten Anwendung zugänglich.

Inhaltsverzeichnis

Arten

Lehmputze können nach ihrer Schichtstärke, nach ihrer Verarbeitung, nach dem Werkzeug mit dem sie aufgebracht werden und nach ihrem Einsatzbereich unterschieden werden:

Einlagenputz

  • Schichtstärke: in der Regel zwischen 7 und 10 mm
  • Verarbeitung: maschinengängig, d. h. Putz wird mit Putzmaschine oder Hand aufgetragen und mit Stuckateurwerkzeugen Kartätsche verzogen.
  • Werkzeug: Putzmaschine, Stuckateurwerkzeuge;
  • Einsatz: Vollputz

Grundputz

  • Schichtstärke: ca. 5 bis 35 mm, in der Regel ca. 12 – 15 mm
  • Verarbeitung: maschinengängig, d. h. Putz wird mit Putzmaschine aufgetragen und mit Stuckateurwerkzeugen Kartätsche verzogen.
  • Werkzeug: Putzmaschine, Stuckateurwerkzeuge; bei Verwendung von Containerware ist auch der Einsatz von Silomischpumpen möglich.
  • Einsatz: Unterputz

Spachtelputz

  • Schichtstärke: ca. 1 bis 2 mm
  • Verarbeitung: von Hand
  • Werkzeug: Venezianischer Glätter
  • Einsatz: Dekorputz

Streichputz

  • Schichtstärke: ca. 0,1 mm
  • Verarbeitung: von Hand
  • Werkzeug: Lasurbürste
  • Einsatz: Dekorputz

Bestandteile

Wie Lehm besteht Lehmputz aus Ton, Sand und Schluff (Feinstsande). Zur Verstärkung kann dem Lehmputz auch Fasern enthalten.[1] Er trocknet nur durch Verdunstung von Wasser und haften allein durch mechanische Verkrallung am Untergrund. Die Tonbestandteile wirken dabei als Verbund bzw. als „Klebstoff“. Daneben bestimmen verschiedene Zuschläge den Einsatz des Putzes wie etwas die Beigabe von Farbpigmenten in Dekorputzen. Zur Abschirmung hochfrequenter, elektromagnetischer Strahlung können dem Lehmputz haarfeine Karbonfasern beigemischt werden.

Lehmputz ist wasserlöslich

Hinsichtlich seiner Einsatzbereiche als Baustoff vor allem im Außenbereich ist er damit in niederschlagsreichen Regionen Einschränkungen unterworfen. In Innenräumen dagegen besitzt der Lehm viele Vorteile gegenüber konventionellen zementgebundenen Putzmörtel. Haltbarkeit und Wertbeständigkeit bei Innenputzen sind keine Frage dessen, ob das Material wasserlöslich ist oder nicht. Vielmehr müssen dünnschichtige Putzsysteme hart austrocknen, um ein „Absanden“ zu vermeiden. Lehmputz trocknet nur durch die Verdunstung von Wasser. Die hohe Bindekraft des Lehms, welche er als Rohstoff bereits aufweist, kann zusätzlich durch die Beigabe von Pflanzenstärke verbessert werden. Und wie auch bei anderen Baustoffen (beispielsweise Mörtel, Beton) sorgt eine ausgewogene Sieblinie für eine widerstandsfähige, harte Oberfläche von hoher Festigkeit.

Lehmputz und Raumklima

Es wirken sich grundsätzlich alle Wandbeschichtungen auf das Raumklima aus: Diffusionsoffene, also „durchlässige“ Beschichtungen (auch diffusionsoffene Baustoffe genannt), wirken positiv, weil dahinter liegende Wandschichten Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können. Lehmputze sind extrem diffusionsoffen. Sie stehen im Gegensatz zu so genannten „filmbildenden“ Oberflächen, wie Dispersionsfarbe und Latexfarbe, die wenig bzw. keine Feuchte in dahinter liegende Schichten hindurch lassen.

Bauphysikalisch hat der Lehmputz selbst die Eigenschaft, sehr viel Feuchtigkeit aufzunehmen (bis zu neun mal mehr als Gips). Er wirkt dadurch wie ein Klimapuffer an der Wand, der Feuchte aufnimmt und sie bei Bedarf wieder abgibt. Für die Menge der Feuchtigkeit, die eine Wand mit Lehmputz aufnehmen kann, liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. Die praktische Erfahrung zeigt jedoch, dass hier die Größe der mit Lehm beschichteten Oberfläche das wichtigste Kriterium ist.

Die Schichtstärke des Lehms ist dagegen für die Klimapufferwirkung bei der Nutzung von Räumen hierzulande von nachrangiger Bedeutung.[2] Denn mehr als 80 % der Feuchtigkeit wird zunächst in den oberen zwei Millimetern der Lehmwand gebunden. Und lediglich 10 mm sind bei „normalem Wohnverhalten“ für die „Klimapuffer-Wirkung“ überhaupt relevant, da die Reaktionsfähigkeit starker Putzlagen (> 2 mm) zu träge ist, um überhaupt auf die ständig wechselnden Bedingungen hinsichtlich der Raumluftfeuchte reagieren zu können. Beobachtungen zeigen, dass selbst in relativ kleinen Bädern (ca. 12 m²) Spiegel nach dem Duschen nicht mehr beschlagen, wenn Wände und Decke – mit Ausnahme des direkten Spritzwasserbereiches - mit 1,5 mm dünnem Lehmputz an der Oberfläche beschichtet sind.

Quellen

  1. Backe, Hiese: Baustoffkunde, Werner Verlag, 2004, ISBN 3-8041-4459-4
  2. Gernot Minke: Lehmbau Handbuch, ökobuch Verlag, 1. Aufl. 1994

Literatur

  • Weihtrager Harald: Deutsches Institut für Baubiologie und Ökologie Nachlese Wohnung und Gesundheit 116, Herbst 2005 http://www.baubiologie.de/site/zeitschrift/artikel/116/7.php
  • Peter Pauli und Dietrich Moldan: Reduzierung hochfrequenter Materialien - Baustoffe und Abschirmmaterialien, 2. Aufl. 2003
  • Gernot Minke: Lehmbau Handbuch, ökobuch Verlag, 1. Aufl. 1994
  • Wolfgang Lenze: Fachwerkhäuser, restaurieren – sanieren - modernisieren, Frauenhofer IRB Verlag, 3. Aufl. 2004
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Lehmputz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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