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Richard Johann Kuhn



Richard Johann Kuhn (* 3. Dezember 1900 in Wien; † 1. August 1967 in Heidelberg) war ein österreichisch-deutscher Chemiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kuhn erhielt 1938 den Nobelpreis für Chemie "für seine Arbeiten über Carotinoide und Vitamine", auf den er aber zunächst aufgrund eines Erlasses der nationalsozialistischen Machthaber verzichten musste, und erst 1948 entgegennehmen konnte. Er war Universitätsprofessor an der ETH Zürich (1926), lehrte in Heidelberg (1928) und war ab 1937 Direktor am Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung, bzw. nach Übergang der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in die Max-Planck-Gesellschaft im Jahr 1948, am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung. Er war Ehrenmitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften und Träger zahlreicher internationaler Preise. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lehrte er in den USA. 1953 kehrte er nach Deutschland zurück. 1958 wurde ihm der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis verliehen.

Kuhn war Namensgeber für die 1968 von der BASF gestiftete Richard-Kuhn-Medaille, die etwa alle zwei Jahre von der Gesellschaft Deutscher Chemiker, deren Präsident er 1964/65 war, für Leistungen auf dem Gebiet der Biochemie verliehen wurde. Im Jahre 2005 beschloss der Vorstand der Gesellschaft, diese Medaille nicht mehr zu verleihen, da ihn sein aus Sicht der GDCh unrühmliches Verhalten in der Giftgas-Forschung und gegenüber jüdischen Kollegen in der Zeit des Nationalsozialismus als Vorbild disqualifiziere. Kuhn entdeckte und synthetisierte zusammen mit Konrad Henkel z. B. das Nervengift (Acetylcholinesterasehemmer) Soman.

Sonstiges

Kuhn besuchte in Wien das Bundesgymnasium XIX in der Gymnasiumstraße 83, 1190 Wien, in seiner Klasse war der spätere Nobelpreisträger Wolfgang Pauli, der 1945 den Nobelpreis für Physik erhielt.

Werke

  • Der Arzneischatz der Gegenwart und die pharmazeutische Chemie der Zukunft. Düsseldorf 1965.
  • Ludolf von Krehl und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Medizinische Forschung. Lehmann, München 1961.
  • Biochemie der Rezeptoren und Resistenzfaktoren. Springer, Berlin 1959.
  • Über Kumulene, X cis-trans-Isomerie bei Dinitro-Tetraphinyl-Kumulenen. Chemie, Weinheim an der Bergstraße 1959.
  • Biochemie. Dieterich & Chemie, Wiesbaden, Weinheim an der Bergstraße 1947–53.
  • Biochemistry. Wiesbaden 1947.
  • Biologie. Hermann, Paris 1938.
  • Die Chemie der Gegenwart und die Biologie der Zukunft. Rascher, Zürich 1928.
  • Physikalische Chemie und Kinetik. Thieme, Leipzig 1924.

Literatur

  • Angelika Ebbinghaus & Karl Heinz Roth: Vernichtungsforschung. Der Nobelpreisträger Richard Kuhn, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und die Entwicklung von Nervenkampfstoffen während des Dritten Reichs, in 1999. Zeitschrift für Sozialigeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, 17 (2002), H. 1, S. 15-50.
  • Brigitte Hoppe: Adolf Windaus, Heinrich Wieland, Richard Kuhn, Leopold Ruzicka, Alexander Todd und Adolf Butenandt. Kindler, Zürich, München 1978/79.
  • Lothar Jaenicke: Richard Kuhn, 3.12.1900 (Wien) - 1.8.1967 (Heidelberg). in vol. 54:5 Nachrichten aus der Chemie. Frankfurt 2006.
  • Gerhard Oberkofler & Peter Goller: Richard Kuhn. Innsbruck 1992.
  • Florian Schmaltz: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus. Zur Kooperation von Kaiser-Wilhelm-Instituten, Militär und Industrie, Göttingen 2005.
  • Jonathan B. Tucker: War of nerves. Chemical warfare from World War I to al-Quaeda. Verlag Pantheon Books, New York 2006. 479 S. ISBN 1400032334 (engl.)
 
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