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Molasse



Molasse ist das Abtragungsmaterial eines Gebirges in der Spätphase seiner Entstehung.

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft und Begriffsentwicklung

Der Begriff Molasse leitet sich wahrscheinlich von dem gleich lautenden französischen Wort für sehr weich ab[1], möglicherweise aufgrund der Tatsache, dass viele Molassegesteine aufgrund ihrer teilweise nicht vollständigen Verfestigung leicht zerfallen. In der Westschweiz wurden Sandsteine, aus denen man Mühlsteine herstellen konnte, als Molasse bezeichnet. Später wurde der Name auf gleichartige Gesteine im gesamten Vorland der Alpen ausgedehnt. Heute wird der Begriff weltweit für (Sedimente) im Vorland eines sich im Rahmen der Gebirgsbildung (Orogenese) hebenden Gebirges (Orogen) verwendet.

Entstehung und Gesteine

  Molassesedimente sind im Gegensatz zum marinen Flysch terrestrische Sedimente und lagern sich in in geeigneten Ablagerungsäumen im Vorland eines Gebirges ab (Außenmolasse) oder in seinem Innern (Innenmolasse). Geröll, Sand, Schluff und Tone werden von den Flüssen aus dem sich über den Meeresspiegel erhebenden Gebirge ins Vor- und Rückland transportiert und dort abgelagert. Nahe dem Gebirgsrand herrschen Sandstein und Konglomerate vor (in den Alpen Nagelfluh genannt), in größerer Entfernung vom Gebirge dagegen feinere Ablagerungen wie Feinsand oder Schluff. Falls die Ausgangsgesteine Kalk enthalten, bilden sich Ablagerungen von Mergelgesteinen.

Im Bereich einer Außenmolasse wechseln sich durch zeitweilige Meeresvorstöße vielfach Meeres- und Landsedimente ab. So bildeten sich im Vorland der Alpen die Süßwassermolasse mit fluvialen und limnischen Sedimenten und die Meeresmolasse mit mehr mariner Fazies, die aufgrund von großräumigen Meeresvorstößen und -rückzügen in eine Untere und Obere Meeresmolasse aufgeteilt sind, welche jeweils von der Unteren und Oberen Süßwassermolasse abgelöst werden.

Gesteine einer Innenmolasse sind vorwiegend rötlich gefärbt und mit vulkanischen Ablagerungen vergesellschaftet. Molassesedimente enthalten oft Reste von Pflanzen und anderen Fossilien. Vor allem in Sedimenten einer Außenmolasse kam es deshalb zur Bildung von Erdöl (etwa im Nördlichen Alpenvorland) und Kohle (Ruhrgebiet).

Ablagerungsräume der Außenmolasse entstehen oft durch das Absinken der Erdkruste vor dem darauf liegenden Deckenstapel eines Akkretionskeils. Infolge stetiger Senkung entstehen Schichtmächtigkeiten von mehreren tausend Metern. Innenmolassen bilden sich meist auf dem Deckenstapel selbst durch Veränderung der Geometrie des Orogens, etwa durch Dehnungsvorgänge.

Vorkommen

  Bekannt ist das tertiäre Molassebecken im Vorland der Alpen, eine Außenmolasse. Die Molassesedimente der Alpen sind verbreitet in den französischen Voralpen, im Schweizer Mittelland und im deutschen Alpenvorland, sie setzen sich in der karpatischen Vortiefe nach Osten fort und begleiten die Karpaten in einem großen Bogen. Auch im Inneren der Alpen sind zahlreiche Sedimentvorkommen von Innenmolasse erhalten, so etwa im Plateau de Valensole, im Plateau de Chambaran oder im Klagenfurter Becken. Ein Beispiel für eine ausgedehnte Innenmolasse ist die Pannonische Tiefebene, in dem sich auch vulkanische Gesteine finden, so etwa Bakonywald und Mátragebirge in Ungarn.

Im weiteren Verlauf des Balkans und Griechenlands[2] sowie in der griechischen Ägäis kommen Molassse – Sedimente vor[3]

In den Pyrenäen bildet das Aquitanische Becken die Außenmolasse, sie entstand ebenfalls im Tertiär.

Ein Beispiel für ein Molassebecken außerhalb von Europa sind die Muree and Siwaliks Formationen des Subhimalayas, die als Außenmolasse bereits vom Himalaya überfahren und auf die quartären Sedimente überschoben werden, welche Ganges, Indus und Brahmaputra zur bisher jüngsten Molasse des Himalayas ablagern.[4].

Beispiele für Molassesedimente höheren Alters sind die Abtragungsreste der variszischen Orogenese aus dem Karbon und dem Rotliegenden ( Perm) in Frankreich, Belgien und Deutschland, so etwa im Saar - Nahe - Becken (Innenmolasse) und dem sich über das Becken von Namur, das Aachener Revier und das Ruhrgebiet erstreckende Kohlebecken (Außenmolasse). Ähnliche Sedimente finden sich auch in den Appalachen in den USA.

Siehe auch

  • Vorlandmolasse
  • Subalpine Molasse

Quellen

  1. Molasse bei Websters Online Dictionary.Abgerufen am 15. Dezember 2007
  2. Desprairies, A. 1979. Étude sedimentologique des formations à caractère flysch et molasse, Macédoine, Épire (Grèce). Angabe gefunden auf sp.lyellcollection.orgAbgerufen am 15. Dezember 2007
  3. The Ophiolitic Molasse Unit of Ikaria Island (en.)Abgerufen am 15. Dezember 2007.
  4. Molnar P., Tapponnier P., (1975): Cenozoic tectonics of Asia; effects of a continental collision.: Science, v. 189, p. 419-426.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Molasse aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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