Meine Merkliste
my.chemie.de  
Login  

Sonnenschutzglas



Sonnenschutzglas ist ein spezielles Flachglas, das eine zu starke Sonneneinstrahlung in den Raum und damit eine übermäßige Aufheizung der Raumluft vermindert.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Ein Sonnenschutzglas ist ein spezielles Flachglas, das eine zu starke Sonneneinstrahlung in den Raum und damit eine übermäßige Aufheizung der Raumluft vermindert. Diesen Effekt erreichen Sonnenschutzgläser durch Absorption oder Reflexion: Dem Absorptionsglas werden bei der Glasschmelze Farbstoffe (z. B. Eisenoxid, Kupferoxid) beigemischt. Das reflektierende Glas kann eine Reflexion im nicht-sichtbaren Bereich (Infrarotbereich, für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar) und/oder sichtbaren Bereich aufweisen. Dieses Glas ist mit metallischen, dielektrischen, halbleitenden Substanzen als festhaftender Film beschichtet.

Funktionsweise

  Sonnenschutzglas wirkt der Überhitzung von Innenräumen entgegen, ohne den Raum zu verdunkeln. Es kann entweder als alleiniger Sonnenschutz oder in Kombination mit anderen Verschattungs- und Kühlungssystemen verwendet werden. Die Wirkungsweise ist bei gefärbtem und beschichtetem Sonnenschutzglas unterschiedlich. Gefärbtes Sonnenschutzglas absorbiert die Sonnenstrahlung und gibt die Energie wieder nach außen ab. Beschichtetes Glas bewirkt, dass die einstrahlende Energie nach außen reflektiert wird.

Es gibt unterschiedliche Arten von Beschichtungen. So sind manche Beschichtungen für die Verwendung auf Einzelglasscheiben und zum Einbau auf der Wetterseite geeignet, andere wiederum müssen zu Isolierglas verarbeitet werden. Wird die Beschichtung auf die Außenseite der äußeren Glasscheibe aufgetragen, ist der Lichtreflexionsgrad höher, es entsteht eine erhöhter Spiegeleffekt. Wird die Sonnenschutz-Beschichtung nur auf der Innenseite der Außenscheibe verwendet (wie bei allen infrarotreflektierenden Gläsern), entsteht ein geringerer oder kein Spiegeleffekt. Zum Teil ist die Reflexion sogar niedriger als bei unbeschichtetem Glas.

Unterscheidungsmerkmale von Sonnenschutzgläsern

Sonnenschutzwirkungsgrad

Grundsätzlich ist die Wirksamkeit jedes Sonnenschutzes abhängig vom Nutzerverhalten, dem Anbringen und der Hinterlüftung des Sonnenschutzes, dem Abstand von der Verglasung und der Art der Verglasung. Je nach Ausrichtung, Bauweise und Nutzung des Gebäudes werden auch unterschiedliche Anforderungen an Sonnenschutz durch Glas gestellt.

Gesamtenergiedurchlassgrad

Der Grad der Sonnenschutzwirkung bei Glas wird durch den Gesamtenergiedurchlassgrad, den g-Wert, bestimmt. Die Gesamtenergie setzt sich zusammen aus der Sonnenenergie, die direkt durch das Glas in das Innere des Raumes gelangt, und der Energie, die bei Glaserwärmung nach innen abgegeben wird. Je kleiner der g-Wert, desto höher ist die Sonnenschutzwirkung. Der g-Wert von modernen Sonnenschutzgläsern liegt im Bereich zwischen 0,25 und 0,48, die Werte von Wärmeschutzisolierverglasungen liegen zwischen 0,6 und 0,63.

Lichtdurchlässigkeit

Sonnenschutzgläser besitzen, je nach Wirkungsgrad, eine Lichtdurchlässigkeit zwischen 50 und 70 % (zum Vergleich: Wärmeschutzgläser haben eine Lichtdurchlässigkeit von ca. 80 %). Diese Werte reichen je nach Fensteranteil völlig aus, um das Rauminnere durch Tageslicht zu erhellen. Einen Blendschutz bieten Sonnenschutzgläser nicht, dieser kann durch zusätzliche Verschattungssysteme wie Jalousien oder Rollos erreicht werden.

Ug-Wert von Verglasungen

Der Wärmedurchgangskoeffizient, der sogenannte Ug-Wert, sollte bei Verglasungen möglichst niedrig sein, um im Winter die Wärme im Inneren nicht nach außen entweichen zu lassen. Sonnenschutzgläser, die als Isoliergläser mit Wärmedämmung ausgestattet sind, besitzen diese niedrigen Ug-Werte. Beide Funktionen, Sonnen- und Wärmeschutz, werden bereits teilweise durch nur eine Beschichtung erfüllt.

Herstellung

Am Anfang steht die klassische Glasherstellung im Floatglasverfahren. Bei diesem endlos-kontinuierlichen Prozess durchläuft das Glas, welches hauptsächlich aus den Materialien Quarzsand, Kalk und Soda besteht, eine lange Produktionslinie. Das zunächst flüssige Glas wird durch sehr langsames Abkühlen fest und dann in Bandmaße von bis zu 800 x 321 cm zugeschnitten und zu Weiterverarbeitungswerken transportiert.

Seine Eigenschaften erhält das Sonnenschutzglas bei Bandmaßen bis zu 600 x 321 cm durch Beschichtung und/oder Einfärbung der Gläser, je nachdem, ob farbiges oder farbneutrales Sonnenschutzglas hergestellt werden soll. Es gibt zwei Beschichtungsverfahren: das pyrolytische und das Magnetron-Verfahren.

Magnetron-Beschichtungsverfahren

Das so genannte Mehrkammer-Magnetron-Hochvakuum-Beschichtungsverfahren wird heute überwiegend verwendet. Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes Off-Line Verfahren, d.h. die Beschichtung wird nicht bei der eigentlichen Glasherstellung aufgebracht, sondern in einem separaten Produktionsprozess. Bei der Magnetron-Technologie wird das Glas hauchdünn mit Edelmetall beschichtet und erreicht durch die sehr präzise Steuerung eine außergewöhnliche Gleichmäßigkeit der Schichtdicke.

Pyrolytisches Beschichtungsverfahren

Das pyrolytische Verfahren ist ein sogenanntes On-Line Verfahren. Hierbei werden bei der Flachglasherstellung flüssige Metalloxide auf das heiße Glas gesprüht. Die Metalloxide werden regelrecht in die noch heiße Glasoberfläche eingebrannt. Pyrolytische Schichten zeichnen sich durch hohe mechanische Beständigkeiten und Korrosionsfreiheit aus.

Auswahl der Sonnenschutzgläser

Maßgeblich für das richtige Glas sind die Sonnenschutzwirkung, die Lichtdurchlässigkeit und die Ästhetik. Für den Einsatz im Wohnbereich eignet sich in den meisten Fällen ein Glas mit einer hohen Lichtdurchlässigkeit und einem leichten Sonnenschutz (Lichttransmission 70% / g-Wert 40%). Bei Dachverglasungen wählt man dagegen eher ein Glas mit einer höheren Sonnenschutzwirkung. Weiterhin ist der Ug-Wert (hierbei gilt: je niedriger desto besser) für die Wahl des Sonnenschutzglases von Bedeutung.

Wirkung in der Praxis

Sonnenschutzgläser können bis zu 82 % der auftreffenden Sonnenenergie abhalten. Bei der Studie eines Ingenieurbüros wurde im Jahr 2007 [1] die Wirkung von Sonnenschutzglas im Vergleich zu einer konventionellen Wärmeschutzverglasung in vier verschiedenen Räumen (Wohnzimmer, Kinderzimmer, Dachzimmer und Wintergarten) getestet. Dabei konnten die Durchschnittstemperaturen in den Räumen mit Sonnenschutzverglasung sowohl in einer Hitzeperiode als auch im Jahresschnitt spürbar gesenkt werden. Im Test-Wohnzimmer mit leichtem Sonnenschutzglas herrschten an 7 % der Nutzungszeit Temperaturen über 26 Grad. Mit konventioneller Wärmeschutzverglasung mussten die Bewohner 22 % der Nutzungszeit Temperaturen über 26 Grad aushalten.

Sonnenschutzglas kann andere Verschattungssysteme ersetzen und Kühlgeräte wie Klimaanlagen entlasten oder teilweise auch ersetzen, wodurch die Umwelt geschont und Energie eingespart wird.

Einsatzbereiche

Sonnenschutzgläser gibt es in verschiedenen Variationen:

  • farbneutral, farbig oder reflektierend, plan oder gebogen und in unterschiedlichen Größen
  • sie können sowohl vertikal als auch über Kopf angebracht werden
  • als geklebte Glasfassaden, als punktgehaltene Fassadengläser, als „Zweite-Haut-Fassaden“ bei Außenwandverkleidungen, als Glaswände und Atrien

Der Einbau von Sonnenschutzgläsern ist fast überall möglich, in Büro- und Geschäftsgebäuden, in Schulen, in Industriebauten und Wohnhäusern, in Wintergärten oder an Brüstungen. Insbesondere ist der Einsatz bei folgenden Kriterien bzw. Objekteigenschaften sinnvoll:

  • an denkmalgeschützten Fassaden, die keinen weiteren Anbau für andere Sonnenschutzsysteme zulassen
  • dort, wo der Blick nach draußen immer frei sein soll
  • wo ein geringer Pflegeaufwand gewünscht ist
  • wenn der Preis für die Bebauungsfläche so hoch ist, dass ein außenliegender Schutz zu teuer wird
  • wenn die freie Einsicht wichtig ist (z. B. bei Schaufenstern) und es innen trotzdem angenehm temperiert sein soll
  • wenn Folgekosten (z. B. Einbau von Klimageräten) vermieden werden sollen
  • wenn eine preiswerte Lösung (gegenüber anderen Verschattungssystemen wie Jalousien, Rolläden) erwünscht ist oder
  • wenn auf farbige Akzente wert gelegt wird.

Vorgeschrieben ist ein Sonnenschutz, wenn der Fensterflächenanteil der Fassade mindestens 30 % entspricht.

Zusatzfunktionen

Moderne Sonnenschutzgläser werden meist als Isolierglas hergestellt. Damit besitzen sie gleichzeitig eine wärmedämmende Funktion. Sonnenschutzgläser lassen sich auch als vorgespanntes Einscheibensicherheitsglas (ESG) oder als Verbundsicherheitsglas (VSG) herstellen und bieten so Schutz gegen Verletzungsgefahr und Einbruch. Eine weitere nützliche Zusatzfunktion ist die Selbstreinigung. Eine spezielle Beschichtung auf der Außenseite des Glases bewirkt eine Zersetzung des auf dem Glas haftenden Schmutzes, der dann durch Regen oder Spritzwasser weggespült wird. Mit einer speziellen Akustikfolie im Scheibenzwischenraum und einem etwas anderen Scheibenaufbau erhalten die Gläser zudem eine schallschützende Wirkung. Auch Sonnenschutzglas in Kombination mit Design ist möglich, farbig oder mit Ornamenten.

Kombination mit Verschattungssystemen

Sonnenschutzgläser bieten einen wirksamen Schutz gegen Überhitzung im Inneren, jedoch keinen Blendschutz. Um die störende Blendung ganz auszuschließen und die Aufheizung noch mehr zu vermeiden, sind zusätzliche Verschattungssysteme sinnvoll. Dabei sind auch gewisse Einschränkungen zu beachten: Außen liegende Verschattungen haben den Nachteil, wind- und schmutzanfällig zu sein und sie müssen regelmäßig gewartet werden. Innenliegende Verschattungssysteme können ebenfalls reparaturbedürftig sein, sie sind schmutz- und staubanfällig und können verbleichen. Eine andere Alternative sind Wärmeschutzgläser mit integriertem Verschattungssystem, hierbei befinden sich Lamellen im Zwischenraum des mehrscheibigen Glases.

Übersicht Vorzüge und Einschränkungen von verschiedenen Sonnenschutzvarianten

Außenliegender Sonnenschutz Innenliegender Sonnenschutz Lamellen im Scheibenzwischenraum Sonnenschutzglas
Funktionsweise +++ + +++ ++
Wartung + ++ +++ +++
Preis + +++ + +++

Markt und Nachfrage von Sonnenschutzsystemen

Die Nachfrage nach Sonnenschutz steigt seit Jahren an und wird aufgrund des Klimawandels mit seinen immer längeren und wärmeren Klimaphasen auch in Zukunft weiter wachsen. Vor fünf Jahren wurden an 64 % der Fassaden Sonnenschutzsysteme angebracht, für das Jahr 2007 liegt die Prognose nach einer Studie von INTERCONNECTION [2] bereits bei 85,9 %.

Quellen

  1. Begriffe für Glaserzeugnisse nach DIN 1259, Teil 2
  2. Glasbau, Universität Duisburg-Essen, Fachbereich Bauwissenschaften, 2006

Fußnoten

  1. MÜLLER-BBM GmbH: Studie: Effizienz von Sonnenschutzgläsern in Wohngebäuden, 2007
  2. InterConnection Consulting Group: Studie Fenstermarkt, 2005
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Sonnenschutzglas aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.