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Vermiculit



Vermiculit
Vermiculit
Chemismus (Mg0,5,Ca0,5,Na,K)0,7(Mg,Fe,Al)3[(OH)2|(Al,Si)2Si2O10] · 4H2O
Mineralklasse Schichtsilikate (Phyllosilikate)
VIII/H.21-10 (nach Strunz)
71.2.2d.3 (nach Dana)
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse monoklin-prismatisch (C2h ; 2/m)
Farbe farblos, grauweiß, gelbbraun, graugrün, grün
Strichfarbe grünlich-weiß
Mohshärte 1,5 bis 2
Dichte (g/cm³) 2,3 bis 2,7
Glanz Fettglanz, manchmal erdig
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch uneben
Spaltbarkeit vollkommen
Habitus blättrige, schuppige, massige Aggregate
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung
Kristalloptik
Brechzahl α=1,525–1,561 β=1,545–1,581 γ=1,545–1,581
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
Δ=0,020 ; zweiachsig negativ
Pleochroismus farblos-gelbgrün bis braungrün-gelbgrün bis braungrün
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~
Weitere Eigenschaften
Phasenumwandlungen
Schmelzpunkt
Chemisches Verhalten
Ähnliche Minerale
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus
Besondere Kennzeichen

Vermiculit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und der Ordnung der Schichtsilikate. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der allgemeinen chemischen Zusammensetzung (Mg0,5,Ca0,5,Na,K)0,7(Mg,Fe,Al)3[(OH)2|(Al,Si)2Si2O10] · 4H2O und entwickelt . Die in Klammern angegebenen Elemente können sich jeweils gegenseitig vertreten, stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals (Substitution).

Vermiculit gehört zu den Tonmineralen, die durch ihre Ionenaustauschfähigkeit maßgeblich zur Bodenfruchtbarkeit beitragen. Sie ähneln sowohl strukturell als auch von der Erscheinungsform den Glimmermineralen und bilden wie diese flockige Kristalle.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Der Name des Minerals leitet sich vom lateinischen Wort vermiculus:"Würmchen" ab und spielt auf die Eigenschaft trioktraedrischer Vermiculite an, sich bei plötzlichem Erhitzen auf 200 bis 300°C in Richtung der kristallographischen c-Achse zu wurmförmigen Gebilden auszublähen.

Bildung und Fundorte

In der Natur bildet sich Vermiculit hydrothermal aus Phlogopit oder Biotit, natürliche dioktaedrische Vermiculite sind außer in der Tonfraktion von Böden, aus denen sie jedoch nicht rein abgetrennt werden können, bisher allerdings nicht gefunden worden.

Fundorte sind unter anderem die Halbinsel Kola in der Russischen Föderation, Palbora in Südafrika sowie Milbury in den USA.

Struktur

Strukturell lässt sich Vermiculit als di- und trioktaedrisches 2:1-Schichtsilikat beschreiben:

Jeweils zwei Lagen tetraedrisch koordinierter Kationen bilden mit einer dazwischenliegenden Lage oktaedrisch koordinierter Kationen eine solche 2:1-Silikatschicht. In trioktraedrischen Vermiculiten findet man in der Oktaederlage hauptsächlich Magnesiumionen, die für eine fast vollständige Besetzung der oktaedrisch koordinierten Kationenplätze sorgen. Die Tetraederlage besitzt ein Si4+:Al3+-Verhältnis von 1:2 bis 1:3. Durch diesen isomorphen Ersatz in den Tetraederlagen (Al3+ für Si4+) ergibt sich eine negative Überschussladung der Silikatschicht, die durch isomorphen Ersatz in den Oktaederlagen (z.B. Fe3+ für Mg2+) verringert werden kann.

In der Summe tragen Vermiculite eine negative Überschussladung von 1,2 bis 1,8 Elementarladungen pro Elementarzelle. Diese negative Überschussladung wird durch hydratisierte Kationen in der Zwischenschicht ausgeglichen. Abhängig von der Art des Zwischenschichtions und der chemischen Zusammensetzung der 2:1-Silikatschicht und abhängig von Wasserdampfpartialdruck und der Temperatur der das Mineral umgebenden Atmosphäre, befinden sich unterschiedlich große Wassermengen in der Zwischenschicht der Vermiculite.

Die Wassermenge und der entsprechende Basisebenenabstand d001 variieren in Abhängigkeit von Wasserdampfpartialdruck und Temperatur nicht kontinuierlich, sondern es sind diskrete Hydratationszustände mit scharfen Übergängen dieser Zustände zu beobachten. Mit zunehmender Temperatur oder abnehmendem Wasserdampfpartialdruck gehen die Vermiculite stufenweise in Hydratationszustände mit immer weniger Zwischenschichtwasser und damit kleineren d001-Basisebenenabständen über.

Verwendung

Vermiculit wird industriell in Katzenstreu und zur Produktion von Karnevalsartikeln (Feuerwerkskörper) eingesetzt. Da es anders als Asbest nicht krebserregend wirkt, findet es auch bei der Schall- und Wärmedämmung sowie im Brandschutz Anwendung. Die Hälfte der Jahresproduktion stammt aus Südafrika.

Vermiculit wird zudem in der Gemüsebranche als Deckmaterial von Setzlingen nach der Saat verwendet. Es ist leicht und hat die Fähigkeit, Licht zu reflektieren und Feuchtigkeit zu speichern. Dies verhindert eine übermäßige Erwärmung der Setzlingen und sorgt für ausgeglichenere Substratfeuchtigkeit.

Vermiculit findet als nichtbrennbarer Plattenwerkstoff (A1 bzw. A2 nach DIN 4102) im Schiffsinnenausbau und auch im Hochbau seine Verwendung. Weltweit wird dieses Produkt unter den Markennamen Thermax, Miprotec und Fipro angeboten.

In den USA wird es von der Firma HeatMax (www.heatmax.com) in Verbindung mit Eisenpulver, Wasser, Cellulose (oder Polypropylen) Salz und Aktivkohle als „Handwärmer“ angeboten. Beim Auspacken des Handwärmers (wenn also Luft an das Päckchen gelangt) wird ein extrem schneller Oxidationsprozess (in diesem Fall das Rosten des Eisens) ausgelöst. Das Salz dient dabei Katalysator und die Aktivkohle hilft, die Wärme gleichmäßig durch den Handwärmer zu verteilen. Vermiculite dienen als Isoator und Cellulose (oder PP) hilft bei der Verteilung der Luft in den Bestandteilen, falls man mit dem Handwärmer in feuchten Situationen arbeitet. Die dabei entstehenden Temperaturen erreichen bis zu 75°C (ca. 180°F). Die Wärme wird je nach Außentemperatur 1 -20 Std. gehalten. Dieser Handwärmer ist jedoch nicht wieder verwertbar. Er wird durch den normalen Hausmüll entsorgt, weil er nicht umweltschädlich ist.



Siehe auch

Literatur

  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-540-23812-3
  • Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6
  • Edition Dörfler: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Vermiculit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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