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Wilhelm Klemm (Chemiker)



Wilhelm Karl Klemm (* 5. Januar 1896 in Guhrau, Niederschlesien; † 24. Oktober 1985 in Danzig) war ein deutscher Chemiker und einflussreicher Wissenschaftsmanager.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von 1919 bis 1923 studierte Klemm Chemie an der Universität Breslau. Dort promovierte er bei Heinrich Biltz. Seinem Doktorvater folgte er an die Technische Hochschule Hannover, wo er sich im Bereich der anorganischen Chemie 1927 habilitierte und 1929 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. 1933 nahm er einen Ruf an die Technische Universität Danzig an, wo er bis 1945 die Abteilung für anorganische Chemie leitete. In den Jahren 1944/45 war er Prorektor der Universität und leitete die Evakuierung aus Danzig.

Nach überstandener Entnazifizierung – er war Mitglied der NSDAP und zudem SS-Fördermitglied gewesen – war er zunächst ab 1947 in Kiel, seit 1951 bis zu seiner Emeritierung in Münster tätig. Klemm starb am 24. Oktober 1985 in Danzig. Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof in Münster.

Wissenschaftliches Werk

In den 1920er Jahren hat sich Klemm mit Arbeiten zur Magnetochemie einen Namen gemacht. Seine ganze wissenschaftliche Karriere hindurch befasste er sich mit Themen der anorganischen und physikalischen Chemie. Er verfeinerte die Vorstellungen von Eduard Zintl zur Struktur intermetallischer Verbindungen ("Zintl-Klemm-Konzept"). In dem von ihm geleiteten Institut an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wurden 1962 zeitgleich mit einer amerikanischen Arbeitsgruppe von Rudolf Hoppe die ersten Edelgasverbindungen hergestellt. Seine Lehrbücher zur Anorganischen Chemie (u. a. der sogenannte "kleine Klemm" in der Sammlung Göschen) sowie - in Nachfolge seines Doktorvaters - zur experimentellen Einführung in die anorganische Chemie (der "Biltz-Klemm-Fischer", kurz BKF genannt) waren zu seiner Zeit Standardbücher für jeden Chemiestudierenden und erreichten etliche Auflagen.

Ämter und Würden

Wilhelm Klemm erlangte nicht nur auf wissenschaftlichem Gebiet Meriten, sondern war vor allen Dingen ein einflussreicher Wissenschaftsorganisator. Er war Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker, Rektor der Universität Münster sowie Mitglied verschiedener Ausschüsse der DFG. Von 1965 bis 1967 war er Präsident der International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC) und somit der erste deutsche Naturwissenschaftler, der nach dem Kriege ein so hohes internationales Amt ausfüllte.

Klemm war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der Bayerischen und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Er war mehrfacher Ehrendoktor und Träger etlicher Preise.

Klemm war Mitherausgeber der Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie sowie des Chemischen Zentralblattes.

Wissenschaftlicher Austausch

Wilhelm Klemm setzte sich zeit seines Lebens für internationalen Austausch in den Wissenschaften ein. Bis Ende der 1960er Jahre war er um den Zusammenhalt der Wissenschaftler in DDR und Bundesrepublik bemüht. Als Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker nahm er an der Gründungsveranstaltung der Chemischen Gesellschaft der DDR teil. Das von ihm herausgegebene Chemische Zentralblatt blieb bis 1969 "gesamtdeutsch". Als Präsident der IUPAC setzte er sich - nach anfänglichem Widerstreben - für eine Aufnahme der DDR in die internationale Chemiker-Union ein. Den Ausgleich suchte er auch mit Polen. Mit seiner ehemaligen Universität in Danzig blieb er auch während des Kalten Krieges verbunden. Zu einem offiziellen Besuch kam es jedoch erst im Oktober 1985 zum 40. Jahrestag der Neugründung der nunmehr polnischen Universität. Klemm erhielt dort eine Auszeichnung. Tief gerührt soll er gesagt haben, dass er lieber in Danzig bleiben würde, als nach Deutschland zurückzukehren. Wenige Tage später, kurz vor der geplanten Rückreise, starb er unerwartet an einem Herzinfarkt.

Erwähnenswertes

  • Die Gesellschaft Deutscher Chemiker verleiht den Wilhelm-Klemm-Preis.
  • In Münster ist eine Straße nach Wilhelm Klemm benannt.
  • In der vom WDR produzierten Münster-Tatort-Serie ist der Name der Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (dargestellt von Mechthild Grossmann) - offenkundig eine Referenz an Wilhelm Klemm.

Literatur

  • Deichmann, Uta: Flüchten, Mitmachen, Vergessen. Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit, Weinheim 2001.
  • Goubeau, Josef: Wilhelm Klemm, in: Zeitschrift für Elektrochemie. Berichte der Bunsengesellschaft für Physikalische Chemie 65 (1961), S. 105f.
  • Hoppe, Rudolf: In Memoriam Wilhelm Klemm (1896-1985) - Nestor der Anorganischen Festkörperchemie. Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie 622 (1996), S. 1 - 8


 
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