«Opec+» will deutlich weniger Öl produzieren

Was kommt auf die Verbraucher zu?

10.12.2018 - Österreich

(dpa) Das Ölkartell Opec und verbündete Produzenten wie Russland wollen die Fördermenge des wichtigen Rohstoffs deutlich drücken - die Preise auch für Verbraucher könnten damit anziehen. Die Gruppe «Opec+» erklärte nach Verhandlungen in Wien, künftig 1,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl weniger pro Tag aus dem Boden pumpen zu wollen. Darauf einigten sich die insgesamt 25 Staaten am Freitag nach stundenlangen Gesprächen. Für Autofahrer etwa könnte es daher an der Tankstelle teurer werden. Bereits die ersten Gerüchte über die Einigung sorgten für einen deutlichen Anstieg des Ölpreises.

Russlands Energieminister Alexander Nowak sagte, dass die Kürzung ein Zeichen an diejenigen sei, die zuletzt an der Stärke der «Opec+» gezweifelt hätten. Vorausgegangen seien lange und herausfordernde Verhandlungen. Die aktuelle Situation bezeichnete Nowak als eine der «schwierigsten Zeiten für den Markt seit Jahrzehnten».

Die 15 Opec-Länder haben zugesagt, ihre Produktion ab Januar für sechs Monate um 800.000 Barrel Öl täglich zurückzufahren. Die zehn Nicht-Opec-Länder steuern eine Kürzung um 400.000 Barrel am Tag bei. Grundlage ist die Produktion im Oktober 2018. Saudi-Arabiens Energieminister Khalid Al-Falih erklärte, dass allein sein Land die Förderung um rund 500.000 auf etwa 10,2 Millionen Barrel Öl pro Tag reduzieren werde. Russland kündigte an, seine Tagesproduktion um 130.000 Barrel zu verringern.

Bereits im April wollen die Staaten die Folgen der Maßnahme bei einer Sitzung in Wien überprüfen. Von der Vereinbarung ausgenommen sind der Iran, Venezuela und Libyen. Insgesamt wird etwas mehr als ein Prozent des weltweiten Ölangebots vom Markt genommen. Die Förderkürzung wird voraussichtlich dazu führen, dass der Ölpreis wieder ansteigt, weil die international verfügbare Menge so verknappt wird.

Vor allem zwischen Saudi-Arabien, dem Iran und dem Nicht-Opec-Staat Russland gab es dem Vernehmen nach viel Gesprächsbedarf. Am Freitag waren die Verhandlungen zunächst um zwei Stunden verschoben worden. Zuvor hatten sich die 15 Opec-Länder nochmals ohne die Verbündeten getroffen. Letztlich begann die Konferenz der «Opec+» rund fünf Stunden später als geplant - war aber dann umso schneller zu Ende.

Die erneute Förderkürzung war nötig geworden, weil der Ölpreis seit Oktober um fast 30 Prozent gesunken ist. So kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zuletzt zeitweise weniger als 60 US-Dollar - im Vergleich zu mehr als 85 Dollar Anfang Oktober. Am Freitagnachmittag stieg der Brent-Preis nach dem Bekanntwerden des «Opec+»-Beschlusses auf 63,04 US-Dollar - 2,98 Dollar mehr als am Donnerstag.

Die Opec-Staaten produzieren derzeit gemeinsam fast 33 Millionen Barrel Öl am Tag - das entspricht rund einem Drittel der weltweiten Ölproduktion. Der Bedarf liegt laut Internationaler Energieagentur (IEA) für 2019 aber nur bei 31,3 Millionen Barrel Opec-Öl täglich.

Über einen akzeptablen Ölpreis sind sich vor allem die beiden Schwergewichte der «Opec+»-Runde uneins. Während Russland mit rund 60 Dollar pro Barrel durchaus zufrieden ist, braucht Saudi-Arabien eher 75 bis 80 Dollar, um genug Einnahmen für den Staatshaushalt zu erzielen. Daher hielt es etwa Analyst Jan Edelmann von der HSH Nordbank zwischendurch sogar für möglich, dass Saudi-Arabien allein bis zu 1,2 Millionen Barrel Öl aus dem Markt nehmen würde.

In Washington dürfte die Ankündigung der «Opec+» eher kritisch aufgefasst werden. US-Präsident Donald Trump hatte das Ölkartell zuletzt immer wieder aufgerufen, für einen niedrigen Ölpreis zu sorgen. «Die Welt will keine höheren Ölpreise sehen und braucht sie auch nicht!», twitterte er etwa am Mittwoch.

Bisher kam Trump entgegen, dass einige «Opec+»-Staaten ihre Produktion hochgefahren hatten, um die von Trump angekündigten Sanktionen gegen den Iran auszugleichen. Trump hatte ursprünglich erklärt, dass er die Ölexporte des Iran auf Null senken wollte. Letztlich fielen die Sanktionen aber nicht so streng aus, für die wichtigsten Abnehmer iranischen Öls gibt es großzügige Ausnahmen.

Al-Falih sagte, dass er sich aufgrund der Kürzungen nicht um das gute Verhältnis zu den USA sorge. Die Beziehungen seien eng und beträfen viele Themen. Mit Blick auf den angepeilten Ölpreis widersprach er der Einschätzung Trumps: «Ein allzu niedriger Ölpreise ist auch für die US-Wirtschaft nicht gut.»

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