Zunehmende Konkurrenz aus Asien für deutsche Chemiebranche

Weltweit verlieren Europa und Deutschland Marktanteile durch zunehmenden Wettbewerb aus Asien, insbesondere aus China

25.04.2014 - Deutschland

Die deutschen Chemieunternehmen bleiben mit einem Marktanteil von 29% sowohl europäischer Klassenprimus als auch Exportweltmeister der Branche. Dies ergab die jüngste Branchenstudie von Euler Hermes, weltweit führender Warenkreditversicherer.

Der Vorsprung schmilzt jedoch: Deutschland liegt mit 11% der weltweiten Chemieexporte nur einen Prozentpunkt vor den USA (10%) und noch 3 Prozentpunkte vor China (8%). Der Weltmarktanteil der chinesischen Unternehmen wächst rasant und hat sich seit 1992 verdreifacht, während die deutsche Chemiebranche zunehmend an Boden verliert und einen Rückgang von 16% im Jahr 1992 auf 11% im Jahr 2012 verzeichnete. Deutsche Chemieunternehmen, die mit insgesamt 436.000 Arbeitsplätzen Deutschlands drittgrößten Industriezweig darstellen, mit durchweg hohen Gewinnmargen sind gut positioniert – obwohl fehlende natürliche Rohstoffe in der Bundesrepublik und steigende Energiepreise der Branche zu schaffen machen.

Energie- und Rohstoffkosten lasten auf Branche – dennoch hohe Gewinnmargen bei Unternehmen

„Deutsche Chemieunternehmen sind aufgrund fehlender Bodenschätze von den Weltmarktpreisen fossiler und mineralischer Rohstoffe abhängig“, sagte Thomas Krings, Risikovorstand bei Euler Hermes. „Auch steigende Energiepreise stellen eine große Herausforderung dar. Dennoch haben sie sich in den vergangenen Jahren durch kontinuierliche Effizienzsteigerungen und massiven Energieeinsparungen erfolgreich im Preiskampf behauptet. Sie erzielen solide Umsatzsteigerungen und sogar einen meist zweistelligen Zuwachs bei den operativen Gewinnmargen.“

Die angekündigte weitere Befreiung eines Großteils der Chemiefirmen von der EEG-Umlage schafft zusätzliche Planungssicherheit für den energieintensiven Sektor: Der jährliche Energiebedarf der Branche liegt bei rund 50 Terrawattstunden (TWh) – das ist mehr als vier Mal so viel wie die Jahresproduktion des leistungsfähigsten deutschen Atomkraftwerks.

Konkurrenz aus China wächst: Deutsche Chemieunternehmen setzen auf Spezialchemikalie

„Die Umsatzsteigerungen liegen zum einen an der Innovationskraft der deutschen Marktteilnehmer, zum anderen an deren Spezialisierung und der Nutzung von Synergien durch die enge Zusammenarbeit einzelner Firmen in den großen Chemiezentren der Republik“, sagte Krings. „Dennoch wächst die Konkurrenz aus Asien, vor allem aus China. Um in diesem Wettbewerb zu bestehen und weiterhin erfolgreich zu sein, müssen die deutschen Chemieunternehmen vor allem konsequent auf die in Zukunft stark wachsende Sparte der Spezialchemikalien setzen.“

Spezialchemikalien wachsen in den kommenden Jahren dynamisch

Der Bereich der Spezialchemikalien entwickelt sich nach Ansicht von Experten in den kommenden Jahren dynamisch, insbesondere bei den Hightech-Produkten, die nur in geringen Mengen, dafür aber mit hohen Gewinnmargen hergestellt werden. 2011 machten diese Spezialprodukte 54% des Weltmarkts aus, in 2020 soll ihr Anteil auf rund 58% wachsen. Die chemischen Massenprodukte hingegen verlieren in der Zukunft an Bedeutung, ihr Anteil geht nach Ansicht von Branchenexperten von 46% im Jahr 2011 auf 42% im Jahr 2020 zurück. Zudem wird sich die Massenproduktion zunehmend in rohstoffreichen Ländern mit niedrigen Energiekosten konzentrieren.

Mittelständler machen 80% des deutschen Chemiemarkts aus, führende Konzerne 20%

Mit dieser Spezialisierungsstrategie sowie einer weiteren Steigerung der Energieeffizienz erwarten die Euler Hermes Experten im laufenden Jahr einen Anstieg der Gewinnmargen von 14% bei den deutschen Marktführern (Tier 1 & 2 Hersteller), die zusammen rund 20% des Markts in der Bundesrepublik ausmachen. 80% der sehr diversifizierten Branche sind mittelständische Unternehmen. Auch sie steigern ihre Margen von 2013 auf 2014 voraussichtlich um rund 12%. Beim Umsatzplus liegen sie mit einem prognostizierten Anstieg um 4% sogar vor den großen Konzernen, bei denen die Umsätze 2014 nach Einschätzung der Euler Hermes Studie um 4% sinken werden.

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