Discounter will Kleidung ohne gefährliche Chemie herstellen
Rewe und Penny versprechen giftfreie Produktion bis 2020
In einem kürzlich veröffentlichten Greenpeace-Test hatten unabhängige Labore in Kinderschuhen von Penny Österreich gefährliche Chemikalien gefunden. In einem Discounter-Textilratgeber schnitt das Kölner Unternehmen zwar im vorderen Bereich ab, Mängel gab es jedoch bei Rohstoffeinsatz, Prozess-Chemie und Wiederverwertbarkeit der Textilien. Die Textilproduktion führt vor allem in den asiatischen Produktionsländern zu einem gewaltigen Umweltproblem: Die beim Färben und Ausrüsten eingesetzten Chemikalien gelangen ins Wasser und die Nahrungskette. In China sind bereits zwei Drittel der Gewässer mit schädlichen Chemikalien vor allem aus der Textilproduktion verschmutzt. Auch bei uns lassen sich viele der Schadstoffe nachweisen.
Diese Probleme will Rewe Group nun Schritt für Schritt angehen: Vier der elf wichtigsten Chemikaliengruppen will das Unternehmen bis 30. Juni 2015 durch sichere Alternativen ersetzen. Per- und polyfluorierte Chemikalien, von denen einige das Immunsystem und die Fortpflanzung schädigen können, müssen bis spätestens 31. Dezember 2016 aus Textilien, Schuhen und Heimtextilien verschwinden. Damit die Menschen im Umfeld der Fabriken erfahren, welche Schadstoffe in die Gewässer gelangen, verpflichtet sich Rewe, 80 Prozent der Abwasserdaten aus Nassprozessen bis Ende 2015 zu veröffentlichen. Außerdem will sich das Unternehmen um saubere Rohstoffe und Wiederverwertbarkeit der Textilien kümmern. Ein erstes Recycling-Projekt soll bis Ende 2015 umgesetzt werden.
Supermärkte und Discounter verkaufen immer mehr Kleidung und Schuhe. In schnellem Wechsel landen gewaltige Stückzahlen von Kinder-Schlafanzügen, Regenstiefeln und Duschvorhängen zu Billigpreisen in den Regalen zwischen Tiefkühlerbsen und Waschmittel. Die Rewe Group setzt bei einem Gesamtjahresumsatz von etwa 50 Milliarden Euro mit dem Kleidungsgeschäft Hochrechnungen zufolge etwa 240 Millionen Euro um.
Entgiftete Discounter: Rewe, Penny, Lidl und Tchibo
Als Reaktion auf die Detox-Kampagne von Greenpeace hatten zuletzt der Hamburger Handelsriese Tchibo und der weltweit zweitgrößte Discounter Lidl angekündigt, die Produktion zu entgiften. Tchibo will sogar ein umfassendes Rücknahme- und Recycling-Programm für alle Textilien aufsetzen. "Eine Gegenbewegung zeichnet sich ab: Statt schlechter Massenware wollen Tchibo und die Rewe Group saubere, wiederverwertbare Textilien produzieren. Wir werden diese Entwicklung aufmerksam begleiten", sagt Santen. Bereits 23 globale Kleidungsunternehmen und sechs italienische Zulieferer haben sich mit Greenpeace verpflichtet, ihre Produktion bis 2020 zu entgiften.
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