Stimmung in der deutschen Chemie-Industrie auf Zweijahres-Hoch

Russlandkonflikt bereitet kaum Sorgen

12.02.2015 - Deutschland

Die Stimmung in der deutschen Chemieindustrie hat Anfang 2015 den höchsten Stand seit zwei Jahren erreicht. Die Standortbedingungen in Deutschland bewerten zu Jahresbeginn mehr als 80% der Manager als  "gut" oder "sehr gut". Das geht aus der aktuellen CHEMonitor-Umfrage der Fachzeitschrift CHEManager und der Strategie- und  Organisationsberatung Camelot Management Consultants unter mehr als  200 Entscheidern der deutschen Chemiebranche hervor. Fast drei Viertel der befragten Chemiemanager rechnen 2015 mit steigenden Umsätzen und Gewinnen. Für 83% der befragten Entscheidungsträger hat organisches Wachstum höchste strategische Priorität, knapp zwei  Drittel setzen allerdings parallel auch auf Kostensenkungsprogramme. Den Russlandkonflikt und die Sanktionen von EU und den USA bewerten  die meisten deutschen Chemieunternehmen als eher abstrakte Gefahr, die sich zwar negativ auf die deutsche Chemieindustrie auswirke, allerdings kaum auf das eigene Unternehmen. Selbst die Versorgung mit Gas, Öl und anderen Rohstoffen halten acht von zehn Chemiemanagern für nicht gefährdet. Lediglich die Auswirkungen des Konflikts auf  Exporte in die Krisenregion und Russland bewerten mehr als die Hälfte als problematisch. Weniger als fünf Prozent der befragten  Chemieunternehmen denken über eine Anpassung ihrer Strategie wegen des Konflikts nach.

Niedrige Ölpreise, ein schwacher Euro und eine robuste  Inlandskonjunktur: Die deutschen Chemiemanager schauen so optimistisch in die Zukunft wie seit Jahren nicht mehr: "Mehr als 80  Prozent der von uns befragten Chemieentscheider bewerten die Standortbedingungen in Deutschland als gut oder sehr gut. "Das ist der höchste Wert seit 2013", sagt Dr. Josef Packowski, Managing  Partner bei der Strategie- und Organisationsberatung CAMELOT Management Consultants. "Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten  erwarten 2015 Zuwächse bei Cash Flow, Umsatz und Gewinn." Die große Mehrheit der deutschen Chemieunternehmen setzt daher auf organisches Wachstum, aber auch Übernahmen stehen bei knapp 40 Prozent auf der Agenda. Das steht allerdings nicht im Widerspruch zu weiteren Kostensenkungen, die fast zwei Drittel der Unternehmen ebenfalls  planen. "Die positive Stimmung schlägt sich auch in der  Beschäftigungsprognose nieder", sagt Packowski. "Mit 37 Prozent ist  der Anteil der Chemieunternehmen, die in diesem Jahr Personal aufbauen wollen, so hoch wie seit 2013 nicht mehr."

Kaum Auswirkungen des Russlandkonflikts auf die deutsche Chemie

Auch der Konflikt mit Russland und die Wirtschaftssanktionen von EU und den USA trüben die positive Stimmung kaum: Zwei Drittel der Chemiemanager rechnen nicht mit negativen Konsequenzen für ihr eigenes Unternehmen. "Interessant ist, dass ebenso zwei Drittel der  Befragten kurzfristig negative Auswirkungen durch den Russlandkonflikt für die deutsche Chemieindustrie insgesamt sehen, aber nicht für ihr eigenes Unternehmen", sagt Dr. Sven Mandewirth, Partner und Leiter des Industriesegments Chemie bei CAMELOT.

"Offenbar wird der Konflikt eher als abstrakte Bedrohung gesehen und nicht als unmittelbares Risiko für das eigene Geschäft." Das erklärt auch die große Zustimmung zu den Sanktionen: Acht von zehn Teilnehmern sind der Meinung, die Sanktionen zeigten Wirkung und  sollten nicht noch ausgeweitet werden. Die Vertreter  mittelständischer Unternehmen befürworten die Sanktionen im Vergleich zu den Großunternehmen deutlich stärker. "Das ist wohl überwiegend  auf die Unternehmen zurückzuführen, die selbst kein Geschäft mit  Russland machen", so Mandewirth. Acht von zehn Befragten sehen keine Gefahren für ihre Versorgung mit Gas, Öl oder anderen Rohstoffen, daher geben auch nur weniger als fünf Prozent an, durch den Konflikt  Änderung an ihrer Strategie vorzunehmen - mehr als 90 Prozent sehen  aktuell überhaupt keinen akuten Anpassungsbedarf.

Mandewirth: "Insgesamt zeigt unsere aktuelle CHEMonitor-Umfrage, dass die befragten Vertreter der deutschen Chemieindustrie dem Russlandkonflikt im Januar 2015 gelassen begegnen, was zu der durchweg positiven Einschätzung der Standortfaktoren in Deutschland  passt. Jeweils rund ein Drittel der befragten Panel-Mitglieder sehen deutlich größere strategische Auswirkungen auf ihr Geschäft durch den Schiefergasboom in den USA oder Währungsrisiken als durch den  Russlandkonflikt."

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