Textilfasern als Energielieferant

27.04.2015 - Frankreich

Textilien werden in zunehmendem Maße im Bauwesen verwendet und spielen eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Energieeffizienz sowie bei der Leitung, Nutzung und Produktion von Energie. Textilien sind aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit, ihres geringen Gewichts und ihrer Schall-und Wärmedämmeigenschaften das am fünfthäufigsten verwendete Baumaterial. Neben ihrem Einsatz als Schutz- und Isolierstoff können Textilien dank Energiekollektoren auch eine aktive Rolle spielen.

Intelligente Textilien, die Energie aus Licht erzeugen, werden bald zur Realität. Im Rahmen des Soltex-Projektes soll bis 2019 ein Photovoltaik-Textilfaden entwickelt werden, der genau dies ermöglicht. Zur Umsetzung dieser einzigartigen Technologie koordiniert Sunpartner Technologies ein Konsortium aus Forschern und Unternehmern. Das Projekt wird von der französischen öffentlichen Investitionsbank Bpifrance unterstützt.

Ziel von Soltex ist die Entwicklung einer Photovoltaik-Faser, die bei der Herstellung von Textilien in den eigentlichen Stoff integriert werden kann, um aus natürlichem oder künstlichem Licht Energie zu erzeugen. Eine revolutionäre Idee, die die Entwicklung einer Technologie erfordert, die zugleich Energie aufnehmen und umwandeln kann. Dadurch entstehen sogenannte intelligente Textilien, die energieautonom sind und sowohl die Ästhetik sowie die mechanischen Eigenschaften des ursprünglichen Gewebes garantieren.

Die erwartete Energieausbeute der neuen Photovoltaik-Textil-Technologie liegt bei 10 W / m2. Die vorgesehenen Anwendungen sind zahlreich: technische Bekleidung und Outdoor-Sportgeräte, Jalousien und Rollläden zur Verdunkelung von Gebäuden, Schutzplanen in Gewächshäusern und für die Innenausstattung von Autos, Zügen oder Flugzeugen.

Ein gemeinsames Forschungsprogramm

Zur Entwicklung dieser Technologie vereint Sunpartner Technologies, als Koordinator des Soltex-Projekts, ein Konsortium aus verschiedenen Interessengruppen. Dadurch wird Wissen innovativ und komplementär vernetzt, um Synergien optimal zu nutzen. Fünf marktführende Unternehmen und Forschungsinstitute sind beteiligt:

• Sunpartner Technologies, Spezialist für photovoltaische Energietechnologien und Entwickler von Wysips®, einer Photovoltaik-Komponente, die in der Lage ist, alle Oberflächen in aus Licht energieerzeugende Träger zu verwandeln.

• Quali Therm, eine Tochtergesellschaft der SEMCO, ein Gerätehersteller für die Elektronik- und Photovoltaik-Industrie

• Payen, französischer Hersteller von elastischen Fäden und Stoffen

• Texinov, französischer Hersteller von technischen Textilien, spezialisiert auf Stricktechnologie mit Maschen und auf die Herstellung von textilen Flächengebilden mit einer großen Breite (bis 6M60)

• Raidlight, französischer Hersteller von Outdoorbekleidung und Ausrüstung für Trail-Running

• Das französische Forschungsinstitut CEA-Liten, Labor für neue Energietechnologien und Nanomaterialien.

Aufgrund seiner Erfahrung und seiner Fachkenntnisse im Bereich der dünnschichtigen Photovoltaikfolien wird das CEA Liten vor allem in der Entwicklungsphase des Photovoltaik-Fadens tätig sein. Quali Therm ist für die Entwicklung der Geräte zur PV-Garnherstellung verantwortlich, die für die Industrialisierung benötigt werden. Payen und Texinov sind für die Spezifikationen der Photovoltaik-Textilfäden verantwortlich sowie für die Entwicklung und Integration der Solarfäden in Web- oder Strickketten.

Das ehrgeizige Programm Soltex wird voraussichtlich nach 2 Jahren die ersten funktionellen Gewebeproben vorweisen können. Ein industrieller Fertigungsprozess wird innerhalb von 4 Jahren erwartet. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 15,5 Mio. €, die zu 45% von Bpifrance finanziert werden.

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