Treibhausgasemissionen radikal senken

Studie zeigt Wege zu einer weitgehenden Dekarbonisierung des Energiesystems in Deutschland bis 2050

04.09.2015 - Deutschland

Auf der UN-Klimakonferenz Ende des Jahres in Paris soll eine neue internationale Klimaschutzvereinbarung getroffen werden, um die Erwärmung der Erdatmosphäre auf maximal 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau beschränken zu können. Nach den Erkenntnissen der Klimaforschung kann dieses Ziel nur erreicht werden, wenn die globalen Treibhausgasemissionen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts gegen Null gehen.

Im Rahmen des "Deep Decarbonization Pathways Project" (DDPP), diese Initiative wurde vom United Nations Sustainable Development Solutions Network (UNSDSN) und dem Institut für Nachhaltige Entwicklung und Internationale Beziehungen (IDDRI) 2013 ins Leben gerufen, wurden erste Länderberichte bereits veröffentlicht.

Nun liegt die Länderstudie für Deutschland vor. Darin zeigt das Wuppertal Institut Wege auf, die zu einer weitgehenden Dekarbonisierung des Energiesystems in Deutschland führen können. In der Analyse wird diskutiert, wie das Ziel der Bundesregierung, die inländischen Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent (gegenüber 1990) zu reduzieren, erreicht und eine darüber hinausgehende Minderung umgesetzt werden kann.

Ausgehend von einer vergleichenden Analyse der Ergebnisse von aktuellen für Deutschland vorliegenden Szenariostudien zeigt die Studie, dass drei "Hauptstrategien" bestimmend sind, um die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2050 stark zu reduzieren:

  • Umfassende Erhöhung der Energieeffizienz, d. h. sinkender Energieverbrauch bei gleichbleibendem Nutzen in allen Endenergiesektoren
  • Verstärkte Nutzung erneuerbarer Energiequellen im Inland
  • Weitgehende Elektrifizierung von Prozessen und mittel- bis langfristig die Nutzung synthetischer Gase und Treibstoffe, die auf Basis erneuerbarer Energien erzeugt werden.

Eine weitergehende Dekarbonisierung (90 Prozent und mehr bis 2050) ist möglich, wenn die Energienachfrage auch durch Verhaltensänderungen gesenkt wird, z. B. im Verkehrssektor durch Verlagerung auf klimafreundliche Transportmittel, oder durch Änderungen von Ernährungs- und Heizgewohnheiten. Weitere Strategien können laut der Studie des Wuppertal Instituts der Nettoimport von Strom aus erneuerbaren Energiequellen sein sowie im Industriesektor die Nutzung der CCS-Technologie ("Carbon Capture and Storage") zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes. Ein wichtiges zusätzliches Instrument wäre die Minderung weiterer Nicht-CO2-Treibhausgasemissionen, vor allem in der Landwirtschaft und der Industrie.

Die erfolgreiche Umsetzung der Treibhausgasminderungsstrategien ist kein Selbstläufer, sondern mit erheblichen Herausforderungen verbunden, die Politik und Gesellschaft gemeinsam meistern müssen. "Ohne geeignete politische, institutionelle, kulturelle und soziale Rahmenbedingungen ist eine Dekarbonisierung nicht möglich", betont Prof. Dr. Manfred Fischedick, Projektleiter und Vizepräsident des Wuppertal Instituts.

Die Studie macht deutlich, dass die Dekarbonisierung konsequentes politisches und gesellschaftliches Handeln über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten erfordert. "Den langen Atem dafür bekommt man nur, wenn wir aufhören uns ausschließlich mit den potentiellen kurzfristigen Nachteilen der Umstellung des Energiesystems zu beschäftigen", betont Fischedick. Stattdessen müsse viel stärker herausgestellt werden, dass die Umsetzung nicht nur den Klimaschutz in Deutschland voranbringt, sondern darüber hinaus einen erheblichen Mehrwert hat. Positive Effekte sind u. a. eine Verringerung der Importabhängigkeit, eine Verbesserung der Luftqualität, eine Stärkung der Innovationsdynamik und der Exportmöglichkeiten der lokalen Wirtschaft - genug Rückenwind für mutiges politische Handeln.

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