Hochwertige Rohstoffe für die technische und pharmazeutische Chemie

Unternehmen aus Berlin/Brandenburg spezialisiert sich auf chirale Verbindungen

06.11.2002

Luckenwalde (5. November 2002) - Chemische Spezialprodukte als Rohstoffe für die Herstellung hochwertiger Pharmazeutika erfreuen sich mehr denn je einer starken Nachfrage. Die 1999 im Süden Berlins gegründete Chiracon GmbH verfügt über ein weitreichendes Portfolio an neuartigen Verfahren zur Herstellung dieser chemischen Rohstoffe. Deren Produktion in größeren Mengen und in hohem Reinheitsgrad ist für die chemische und pharmazeutische Industrie als Neuentwicklung oft zu aufwendig ist. Den zehn bei Chiracon arbeitenden Wissenschaftlern ist es allerdings dank erfolgreicher Forschungs- und Entwicklungstätigkeit gelungen, der Industrie reine Substanzmengen in Großmaßstab (kg- bis Tonnenbereich) anzubieten, die im späteren chemischen Prozeß zu wirkungsvollen und nebenwirkungsarmen Medikamenten weiterentwickelt werden können.

Die Substanzen, die Chiracon für die chemische Industrie produziert, gehören zur Gruppe der sogenannten chiralen Moleküle - chemische Verbindungen, die in ihrem Aufbau identisch sind, sich aber in ihrer Raumstruktur wie Bild und Spiegelbild verhalten und daher unterscheiden*. Chirale Moleküle sind ein integraler Bestandteil moderner Medikamente, die nach einem aufwendigen Mehrstufenprozeß aus Vorstufen (Intermediaten) hergestellt werden. Die pharmazeutische Industrie ist auf der Suche nach chiralen Intermediaten, die sie als Rohstoffe für die Arzneimittelproduktion verwenden kann und die entweder nur die eine oder die andere chirale Konformation aufweisen. Denn die Wirkung der chiralen Moleküle auf biologische Systeme ist unterschiedlich - nur die sogenannte aktive Form zeigt die gewünschten Effekte eines Medikamentes. In der Regel bestehen Arzneimittel aus einer Mischung von aktiver und inaktiver Form (sogenannte Racemate, 1:1-Gemische zweier Spiegelbild-Isomere), da lange Zeit die Annahme galt, daß die inaktive Form keinen negativen Einfluß auf den Organismus ausübt. Allerdings verdeutlichte der Fall .Contergan. in den 60er Jahren diesen Irrtum: die inaktive Form im Medikament gegen Schlaflosigkeit führte zu den bekannten katastrophalen Mißbildungen bei Neugeborenen. Daher verlangt die heutige Gesetzgebung mehr und mehr nach sogenannten "Single-Isomer-Drugs", das heißt Medikamente, die nur die aktive chirale Form enthalten - rund 70% der derzeit entwickelten Arzneimittel. Es wird davon ausgegangen, daß dieser Markt bis zum Jahr 2003 auf etwa 140 Milliarden US-$ ansteigen wird.

Pharmaunternehmen, die auf dem profitablen Gebiet der chiralen Medikamentenentwicklung arbeiten, will die Chiracon mit Substanzen hoher Wertigkeit beliefern. Hauptprodukte des Unternehmens sind chirale Alkohole, Amine und Bromide, die unter GMP-Bedingungen produziert werden. Die GMP-Zertifizierung des Unternehmens (Good Manufacturing Practice) garantiert der Industrie Produkte, die nach internationalen Anforderung für die Arzneimittelentwicklung verwendet werden können. Diese GMP-Erfordernis gilt seit langem nicht nur in den USA, sondern auch in England, Australien und in Deutschland. Aber nicht nur fertige Produktbausteine, sondern auch die Verfahren zu deren Herstellung sollen vermarktet werden.

Ein weiterer interessanter Markt für chirale Bausteine ist die Herstellung von Flüssigkristallen für TFT-Displays. Solche Displays werden in großen Stückzahlen für Laptops, mobile Telefone, Flachbildschirme und ähnliche Produkte hergestellt. Dieser Markt ist durch sehr hohe Wachstumsraten gekennzeichnet. Alleine 1999 wurden weltweit für 20,2 Milliarden US-$ Flachbildschirme verkauft, Tendenz: weiter steigend. Die Chemikalien zur Herstellung der Displays müssen eine besondere Reinheit und Beschaffenheit aufweisen. Eine typische Mischung besteht aus 10 bis 20 verschiedenen Verbindungen. Etwa 10 Prozent des gängigen Flüssigkristallgemisches machen sogenannte chirale Dotierstoffe (chirale Alkohole) aus, die zur Verbesserung der optischen und technischen Eigenschaften der Displays eingesetzt werden. Die Technologie von Chiracon zur Herstellung der chiralen Grundstoffe erlaubt dem Unternehmen, nicht nur den lukrativen Pharmamarkt zu beliefern, sondern sich auch in dem wachsenden TFT-Display-Sektor zu engagieren.

Startkapital erhielt die im brandenburgischen Luckenwalde bei Berlin angesiedelte Firma vom Berlin Capital Fund. Der als "Gründerchampion des Landes Brandenburg" ausgezeichnete Geschäftsführer der Chiracon GmbH, Dr. Ralf Zuhse, will die frischen VC-Mittel für den Aufbau von Produktion, Vertrieb sowie für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten verwenden.

Weitere News aus dem Ressort Forschung & Entwicklung

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Entdecken Sie die neuesten Entwicklungen in der Batterietechnologie!