Linde hält sich für 2016 alles offen: Zuwachs oder Schrumpfen möglich

14.03.2016 - Deutschland

(dpa-AFX) Der Industriegase-Spezialist Linde geht vorsichtig ins laufende Jahr - und hält sich alle Optionen offen. "Wir befinden uns zweifelsohne in einer Zeit der Unsicherheit", sagte Unternehmenschef Wolfgang Büchele bei Vorlage der Zahlen für 2015 am Donnerstag in München. Die Prognose für das laufende Jahr hänge von der wirtschaftlichen Entwicklung in China, Brasilien und Russland ab, aber auch von Währungsschwankungen, der Politik der Notenbanken sowie dem Ölpreis.

Für das laufende Jahr peile Linde einen währungsbereinigten Zuwachs bei Umsatz und operativem Ergebnis (Ebitda) von bis zu vier Prozent an. Sollte es aber schlecht laufen, dann könnten Umsatz und Ebitda auch um bis zu drei Prozent schrumpfen. 2015 hatte Linde 17,9 Milliarden umgesetzt und operativ 4,1 Milliarden Euro verdient. Ohne die für den Konzern zum Teil günstigen Wechselkurse vor allem aufgrund des starken US-Dollar blieben beim Umsatz 2,3 Prozent und beim operativen Ergebnis 2,4 Prozent weniger übrig.

Im Gasegeschäft rechnet Linde für das laufende Jahr mit einem Zuwachs der Erlöse von bis zu fünf Prozent. Mindestens jedoch soll der Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres von knapp 15,2 Milliarden Euro verharren. Besser laufen soll dabei das Geschäft mit der Versorgung der Kunden vor Ort. Das Geschäft mit Medizingasen will Büchele mit weiteren Übernahmen stärken. Ohne diese rechnet er mit einem Umsatzrückgang aufgrund von geringeren staatlichen Kostenerstattungen im US-Gesundheitswesen.

Aber bei Linde sind nicht nur Zukäufe geplant. Büchele schloss einen Verkauf der Kühllogistik-Tochter Gist nicht aus. "Bei einem interessanten Angebot ist das Unternehmen sicherlich zu verkaufen", sagte er. Das habe er aber schon immer gesagt. Bereits seit längerem wird darüber spekuliert, dass Linde die Tochter verkaufen will. Experten halten einen Verkaufspreis von gut 800 Millionen Euro für möglich.

Am Aktienmarkt kam vor allem die höhere Dividende gut an. Zudem klinge der Ausblick des Industriegase-Spezialisten auf das laufende Jahr "weniger schlimm als befürchtet", sagte ein Börsianer. Die Zahlen für das vierte Quartal sah er im Rahmen der Prognosen. Das organische Wachstum im Gasegeschäft rundet aus seiner Sicht ein insgesamt leicht positives Gesamtbild ab. Die Aktie legte im Nachmittagshandel um gut ein Prozent zu.

Nach einem deutlichen Umsatzrückgang im vergangenen Jahr auf knapp 2,6 Milliarden Euro peilt Linde im Anlagenbau 2016 Erlöse zwischen 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro an. Hier macht dem Unternehmen vor allem die Zurückhaltung der Kunden wegen des niedrigen Ölpreises zu schaffen. Ende 2015 hatte Büchele unter anderem deshalb das mittelfristige Ziel für das operative Konzernergebnis gekappt.

Hoffnung macht sich Linde auf Geschäfte im Iran. "Wir sehen, dass sich Möglichkeiten eröffnen", sagte Vorstand Christian Bruch. Vieles hänge davon ab, wie schnell der Iran Geld von den Banken bekomme. Das Land plane, in den kommenden Jahren bis zu 80 Milliarden US-Dollar allein in die Petrochemie zu investieren.

Die deutlich schlechtere Auftragslage im kleineren Anlagenbau bekam Linde vor allem im Schlussquartal 2015 zu spüren. Der Umsatz schrumpfte um 1,6 Prozent auf 4,39 Milliarden Euro. Besser laufende Geschäfte vor allem mit Medizingasen, das laufende Sparprogramm und positive Währungseffekte aufgrund des starken US-Dollars konnten die schlechtere Entwicklung in der kleinsten Sparte nicht vollständig auffangen. Der operative Gewinn (Ebitda) ging um 2,7 Prozent auf 994 Millionen Euro zurück.

Unter dem Strich blieb aber mehr hängen: Der Gewinn legte im Schlussquartal um 1,8 Prozent auf 289 Millionen Euro zu. 2014 hatten noch Umbaukosten den Gewinn belastet. Im Gesamtjahr summierte sich der Gewinn auf knapp 1,15 Milliarden Euro. Das war ein Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von dem höheren Gewinn sollen auch die Aktionäre profitieren. Die Dividende soll um 30 Cent auf 3,45 Euro erhöht werden. Experten hatten mit etwas weniger gerechnet.

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