Auf der Kriechspur: Übernahme Bayer/Monsanto im Schneckentempo

01.07.2016 - Deutschland

(dpa) Die Frage schwebt seit Wochen im Raum: Wird Bayer bei der geplanten Übernahme des US-Giganten Monsanto sein Angebot nachbessern? Oder hat Vorstandschef Werner Baumann noch andere Trümpfe in der Hinterhand? So schnell der Top-Manager nach seinem Amtsantritt als oberster Konzernlenker dabei war, den größten Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland in die Spur zu bringen, umso mehr Zeit lässt er sich nun, die geplante Akquisition zu seinen Gunsten zu entscheiden. Es sieht ganz so aus, dass die Übernahme - wie von ihm prophezeit - ein Marathonlauf wird.

Dass bei dem Geschacher um Monsanto inzwischen schwere Geschütze aufgefahren werden und noch hohe Hindernisse aus dem Weg zu räumen sind, deutete Monsanto-Chef Hugh Grant am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen an: «Ich bin persönlich in den vergangenen Wochen mit dem Bayer-Management in Gesprächen, aber auch mit anderen über alternative strategische Optionen», sagte der Manager vielsagend.

Ob noch andere Konzerne in dem Poker um Monsanto mitmischen, ist unklar. Ausgeschlossen ist es nicht. Als Drohkulisse lohnt der Einwurf aber allemal, um Bayer aus der Reserve zu locken. Seit wenigen Tagen wird spekuliert, dass Monsanto einen Aufschlag von 7 Milliarden US-Dollar auf das bisherige Gebot von 62 Milliarden Dollar verlangt. Doch das will keiner bestätigen.

Monsanto jedenfalls tut derzeit alles, um sich schön und teuer zu machen. Der US-Saatguthersteller sei mit vielen Produkten bestens im Markt aufgestellt, sei hoch innovativ und habe eine gefüllte Forschungspipeline, heißt es.

Doch der wegen seines Pflanzengiftes Glyphosat und genmanipulierten Saatgutes höchst umstrittene Konzern ist keinesfalls so begehrt und einzigartig, wie das Management es gern darstellt. Erst im vergangenen Jahr erhielten die Amerikaner mit einer Kaufofferte vom Marktführer Syngenta einen Korb. Die Avancen von Bayer könnten dem Unternehmen deshalb sehr gelegen kommen - denn strategisch, darin sind sich nahezu alle Beteiligten einig, passen beide Unternehmen gut zusammen.

«Diese Transaktion ist eine attraktive Gelegenheit für die Aktionäre von Monsanto», wiederholt Baumann in diesen Wochen schon fast gebetsmühlenartig. Tatsächlich wird für deren Eigentümer die unterbreitete Offerte aus Leverkusen immer attraktiver, seitdem der Kurs der Monsanto-Aktie nachgegeben hat.

Seit der Ankündigung des Angebots vor fünf Wochen bis heute sind das immerhin rund 10 Prozent. Für Baumann offenbar ein gewichtiger Grund, abzuwarten und auf Zeit zu spielen. Er will die ohnehin kostspielige Akquisition, die die Verschuldung des Unternehmens hochtreiben wird, nicht ohne Zwang zusätzlich verteuern und dadurch die Übernahme am Ende möglicherweise gefährden.

Beim Thema Preis zeigen sich die Öffentlichkeitsarbeiter in Leverkusen in diesen Tagen zugeknöpft: «Keine Stellungnahme». Baumann möchte vor allem eines erreichen: Nicht nur im Gespräch bleiben mit Monsanto, sondern auch einen Einblick erhalten in die Bücher des Unternehmens. Sein Kalkül: Durch eine sogenannte Due Diligence, den tiefen Einblick in die Geschäfte, Risiken und Kostenstrukturen von Monsanto, einen Hebel für weitere Synergien zu finden.

Damit ließe sich möglicherweise ein Zuschlag auf die bisherige Offerte rechtfertigen und besorgte Bayer-Investoren beschwichtigen. Doch am anderen Ende des Pokertisches sitzt Monsanto-Chef Grant. Er sieht sich bei seinen Aktionären in der Pflicht. Die bisherige Offerte bezeichnete er unlängst erneut als unzureichend und folgerte: «Wir sehen uns absolut verpflichtet, das Aktionärsvermögen zu optimieren».

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