WACKER rechnet für 2017 erneut mit Umsatzplus und hohem Cashflow

14.03.2017 - Deutschland

Die Wacker Chemie AG hat im Geschäftsjahr 2016 wie bereits gemeldet ihr Umsatzziel erreicht und beim operativen Ergebnis die eigenen Erwartungen übertroffen. Wie der Münchner Chemiekonzern bei der Vorlage seines Geschäftsberichts bekannt gab, wuchs der Konzernumsatz mit 5,40 Mrd. € (2015: 5,30 Mrd. €) gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent. Ausschlaggebend für dieses Plus waren höhere Absatzmengen. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) summierte sich im Geschäftsjahr 2016 auf 1.101,4 Mio. € (2015: 1.048,8 Mio. €). Das entspricht einer EBITDA-Marge von 20,4 Prozent (2015: 19,8 Prozent).

Obwohl die Sondererträge aus einbehaltenen Anzahlungen und Schadenersatzleistungen von Kunden aus der Solarindustrie deutlich geringer waren als im Jahr 2015, lag das EBITDA um 5 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Diese Sondererträge summierten sich im Gesamtjahr 2016 auf 20,3 Mio. € (2015: 137,6 Mio. €). Bereinigt um diesen Effekt belief sich das EBITDA auf 1.081,1 Mio. € (2015: 911,2 Mio. €). Das ist ein Zuwachs von rund 19 Prozent. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) des Geschäftsjahres 2016 ist mit 366,2 Mio. € (2015: 473,4 Mio. €) gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent zurückgegangen. Hier wirkten sich die deutlich höheren Abschreibungen aus. Diese beliefen sich 2016 auf 735,2 Mio. € (2015: 575,4 Mio. €). Unter dem Strich hat WACKER das Geschäftsjahr 2016 mit einem Konzernergebnis von 189,3 Mio. € (2015: 241,8 Mio. €) abgeschlossen. Das sind rund 22 Prozent weniger als vor einem Jahr.

WACKER will 2017 trotz der voraussichtlich höheren Rohstoffpreise an seine gute Geschäftsentwicklung anknüpfen. Im Gesamtjahr will das Unternehmen seinen Umsatz um einen mittleren einstelligen Prozentsatz steigern. Das EBITDA des Konzerns soll auf vergleichbarer Basis – also ohne Sondererträge aus Schadenersatzzahlungen sowie aus der Auflösung von Vertrags- und Lieferbeziehungen zu Solarkunden – auf dem Niveau des Vorjahres liegen. WACKER rechnet für 2017 erneut mit einem hohen Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft. Der Netto-Cashflow soll mit rund 400 Mio. € in der Größenordnung des Vorjahres liegen. Der Konzernjahresüberschuss wird ebenfalls auf dem Niveau des Vorjahres erwartet.

In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres hat sich das Geschäft von WACKER positiv entwickelt. Die Zwei-Monats-Umsätze liegen sowohl im Chemiegeschäft als auch bei Siltronic und WACKER POLYSILICON klar über den jeweiligen Vorjahreswerten. Insgesamt wird WACKER im 1. Quartal 2017 voraussichtlich einen Konzernumsatz von etwa 1,4 Mrd. € (Q1 2016: 1,31 Mrd. €) erwirtschaften. Zu-sätzlich zu höheren Absatzmengen verzeichnet WACKER vor allem bei Halbleiterwafern derzeit bessere Preise als vor einem Jahr. Aus diesem Grund erwartet das Unternehmen, dass das EBITDA des Konzerns im 1. Quartal 2017 deutlich zunehmen wird.

„WACKER ist in einer sehr guten Verfassung“, sagte Konzernchef Rudolf Staudigl am Dienstag in München. „Wir erwarten steigende Absatzmengen in allen Geschäftsbereichen. Die für unser Geschäft bedeutenden Branchen werden sich 2017 weitgehend positiv entwickeln. Darum trauen wir uns beim Umsatz prozentual einen etwas höheren Anstieg zu als im Vorjahr. Gegenwind bekommen wir allerdings von den Rohstoffpreisen. Sie ziehen momentan deutlich an. Das könnte sich auf das Ergebnis auswirken. Sollten sich allerdings die derzeitigen Marktbedingungen im Jahresverlauf unverändert fortsetzen, so sehen wir durchaus noch weiteres Aufwärtspotenzial für das EBITDA – über unsere aktuellen Erwartungen hinaus.“

Investitionen

Die Investitionen des Konzerns beliefen sich im Geschäftsjahr 2016 auf 427,6 Mio. € (2015: 834,0 Mio. €). Sie haben sich damit wie erwartet gegenüber dem Vorjahr in etwa halbiert.

Ein Schwerpunkt der Investitionstätigkeit war im vergangenen Jahr noch die Fertigstellung des neuen Polysiliciumstandorts Charleston im US-Bundesstaat Tennessee. Rund 100 Mio. € und damit etwa ein Viertel der gesamten Investitionen des Jahres 2016 flossen in dieses Pro-jekt. WACKER hat dort wie geplant die Inbetriebnahme der Produktionsanlagen im 3. Quartal 2016 erfolgreich abgeschlossen.

Weiterer Schwerpunkt der Investitionstätigkeit war im Jahr 2016 der Ausbau der Kapazitäten für die Herstellung von Fertigprodukten. So hat WACKER beispielsweise am US-Standort Eddyville seine Produktionskapazitäten für Cyclodextrine um 30 Prozent erhöht. Am Standort Burghausen wurde die Produktion von funktionellen Siliconölen in mehreren Stufen erweitert. Die Investitionen dafür belaufen sich auf rund 25 Mio. €. Am Siltronic-Standort Freiberg wurde in neue Ziehanlagen für die Herstellung von Silicium-Einkristallen investiert.

Mit weiteren Investitionsprojekten hat WACKER im Jahr 2016 begonnen. Dazu zählen neue Anlagen für Siliconprodukte an den Standorten Jincheon (Südkorea) und Jandira (Brasilien). In Burghausen errichtet WACKER derzeit einen neuen Reaktor für polymere Dispersionen und erweitert eine Anlage für hydrophobe Kieselsäurespezialitäten.

Mitarbeiter

Steigende Umsätze in den Chemiebereichen und die Inbetriebnahme des neuen Standorts Charleston in Tennessee haben die Beschäftigung im Konzern erhöht. Die Zahl der Mitarbeiter stieg im Geschäftsjahr 2016 um rund 230. Zum 31. Dezember 2016 waren weltweit 17.205 Mitarbeiter (31.12.2015: 16.972 Mitarbeiter) beschäftigt. An den deutschen Standorten von WACKER arbeiteten zum Stichtag 12.138 Mitarbeiter (2015: 12.251), im Ausland waren es 5.067 (2015: 4.721).

Netto-Cashflow, Nettofinanzschulden und Eigenkapitalquote

Der Netto-Cashflow des Konzerns ist wie prognostiziert deutlich positiv und hat sich im Jahresvergleich vervielfacht. Er belief sich auf 400,6 Mio. € (2015: 22,5 Mio. €). Die erheblich niedrigeren Investitionen sind der wesentliche Grund für diesen starken Anstieg. Die Nettofinanzschulden des Konzerns beliefen sich zum Stichtag 31. Dezember 2016 auf 992,5 Mio. € (31.12.2015: 1.074,0 Mio. €). Sie liegen damit wie geplant leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Die Bilanzsumme des WACKER-Konzerns hat sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 200 Mio. € erhöht und lag zum 31. Dezember 2016 bei 7,46 Mrd. € (31.12.2015: 7,26 Mrd. €). Zu diesem Anstieg von knapp 3 Prozent haben vor allem höhere Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie höhere Vorräte beigetragen. Das Eigenkapital des Konzerns belief sich zum Bilanzstichtag auf rund 2,59 Mrd. € (31.12.2015: 2,80 Mrd. €). Das entspricht einer Eigenkapitalquote von 34,8 Prozent (31.12.2015: 38,5 Prozent). Der wesentliche Grund für diesen Rückgang ist die erfolgsneutrale Anpassung der Pensionsrückstellungen auf Grund des veränderten Diskontierungszinssatzes. Zum Bilanzstichtag lagen die Pensionsrückstellungen bei 2,11 Mrd. € (31.12.2015: 1,61 Mrd. €). Gegenüber dem Höchststand zum 30. September des vergangenen Geschäftsjahres (2,57 Mrd. €) sind die Pensionsrückstellungen bis Jahresende aber um rund 460 Mio. € gesunken.

Geschäftsbereiche

Der Umsatz im Geschäftsbereich WACKER SILICONES hat im Jahr 2016 erstmals die Marke von 2 Mrd. € überschritten. Er erhöhte sich auf 2,00 Mrd. € (2015: 1,94 Mrd. €). Der Grund für diesen Anstieg um 3 Prozent sind in erster Linie höhere Absatzmengen bei etwas niedrigeren Preisen. Stärker gewachsen als der Umsatz ist das EBITDA. Es erhöhte sich um 31 Prozent auf 361,2 Mio. € (2015: 276,2 Mio. €). Dafür verantwortlich sind das Mengenwachstum, die hohe Auslastung der Produktionsanlagen und eine hohe Kosteneffizienz.

Der Umsatz von WACKER POLYMERS hat 2016 leicht zugelegt. Er erhöhte sich um 1 Prozent auf rund 1.20 Mrd. € (2015: 1,19 Mrd. €). Verantwortlich dafür sind höhere Absatzmengen bei Dispersionen und Dispersionspulver. Gegenläufig wirkten sich niedrigere Preise aus. Das EBITDA ist mit 261,0 Mio. € (2015: 222,2 Mio. €) um rund 17 Prozent gewachsen. Hier haben sich die deutlich gestiegenen Absatzmengen, die hohe Anlagenauslastung sowie die sehr hohe Kosteneffizienz ausgewirkt.

Positiv entwickelt hat sich auch der Umsatz im Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS. Er stieg im Jahr 2016 um rund 5 Prozent auf 206,4 Mio. € (2015: 197,1 Mio. €). Wesentlicher Treiber dafür waren höhere Absatzmengen, während sich niedrigere Preise gegenläufig ausgewirkt haben. Das EBITDA ist um 15 Prozent auf 37,0 Mio. € (2015: 32,2 Mio. €) gestiegen. Dafür verantwortlich sind vor allem das Mengenwachstum und eine hohe Produktionsauslastung.

Der Umsatz von WACKER POLYSILICON ist im Geschäftsjahr 2016 leicht gestiegen. Er erhöhte sich um 3 Prozent auf rund 1,10 Mrd. € (2015: 1,06 Mrd. €). Dafür verantwortlich sind deutlich höhere Absatzmengen trotz niedrigerer Durchschnittspreise für Solarsilicium. Mit über 66.000 Tonnen (2015: 56.000 Tonnen) hat der Geschäftsbereich im vergangenen Jahr mehr Polysilicium verkauft als im Vorjahr. Das EBITDA ist mit 285,9 Mio. € (2015: 402,4 Mio. €) um 29 Prozent unter dem Vorjahr geblieben. Wesentlich für diesen Rückgang waren niedrigere Durchschnittspreise, Anlaufkosten für das Hochfahren der Produktionsanlagen am neuen Standort Charleston im US-Bundesstaat Tennessee sowie die deutlich geringeren Sondererträge aus einbehaltenen Anzahlungen und Schadenersatzleistungen von Kunden. Diese Sondererträge beliefen sich 2016 auf 20,3 Mio. € (2015: 137,6 Mio. €).

Siltronic hat 2016 einen Umsatz auf Vorjahresniveau erzielt. Er belief sich auf 933,4 Mio. € (2015: 931,3 Mio. €). Höheren Absatzmengen und positiven Währungseffekten standen niedrigere Absatzpreise gegenüber. Das EBITDA hat sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 18 Prozent auf 145,9 Mio. € (2015: 124,0 Mio. €) verbessert. Positiv beeinflusst wurde das EBITDA durch weitere Maßnahmen zur Kostensenkung, die hohe Produktionsauslastung und niedrigere Aufwendungen bei der Wechselkurssicherung.

Vorschlag zur Gewinnverwendung

Die Wacker Chemie AG weist für das Jahr 2016 nach handelsrechtlichen Vorschriften einen Bilanzgewinn von 1.243,8 Mio. € aus. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung eine Dividende von 2,00 € (2015: 2,00 €) je Aktie vor. Bezogen auf die am 31. Dezember 2016 dividendenberechtigten Aktien entspricht die Bardividende einer Ausschüttungssumme von 99,4 Mio. €. Bezogen auf den durchschnittlichen Börsenkurs der WACKER-Aktie im Jahr 2016 ergibt sich eine Dividendenrendite von 2,6 Prozent.

Ausblick

Die Weltwirtschaft befindet sich nach Einschätzungen der Konjunkturforscher auf einem moderaten Wachstumskurs. Die Prognosen sind allerdings von einer hohen Unsicherheit gekennzeichnet.

In seinem Chemiegeschäft sieht WACKER für 2017 gute Chancen für weiteres Wachstum. Die Umsätze in allen drei Chemiebereichen sollen weiter steigen. Bei WACKER SILICONES und WACKER POLYMERS wird das Umsatzplus voraussichtlich im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen und von allen Geschäftseinheiten getragen. WACKER BIOSOLUTIONS erwartet einen Umsatzanstieg im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Das Wachstum kommt vor allem aus Produkten für die pharmazeutische Industrie und die Agrochemie.

Das EBITDA von WACKER SILICONES soll sich bei teilweise steigenden Rohstoffpreisen gegenüber dem Vorjahr leicht erhöhen. WACKER POLYMERS geht wegen voraussichtlich deutlich steigender Rohstoffpreise von einem deutlichen Rückgang des EBITDA gegenüber dem Vorjahr aus, wobei die EBITDA-Marge des Bereichs die Zielmarge von 16 Prozent für die Chemiebereiche von WACKER übertreffen wird. Bei WACKER BIOSOLUTIONS werden die Integrationskosten für den neuen Standort des Bereichs in Spanien die EBITDA-Entwicklung im Jahr 2017 beeinflussen. Das EBITDA wird deutlich unter dem Vorjahr liegen.

In seinem Polysiliciumgeschäft erwartet WACKER für das Jahr 2017 weiteres Mengenwachstum. Das Unternehmen geht davon aus, dass der Photovoltaikmarkt sein Wachstum weiter fortsetzen wird. Auf Grund der im Jahresvergleich niedrigeren Durchschnittspreise für Solarsilicium erwartet WACKER POLYSILICON aber trotz des Mengenwachstums nur einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Das EBITDA des Geschäftsbereichs soll auf vergleichbarer Basis, also ohne Sondererträge aus einbehaltenen Vorauszahlungen und Schadenersatzleistungen, etwas höher ausfallen als im Vorjahr.

In seinem Halbleitergeschäft geht WACKER von einem Umsatzanstieg im hohen einstelligen Prozentbereich aus. Siltronic erwartet, dass der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr bei mindestens 1 Mrd. € liegen wird. Verantwortlich dafür sind steigende Absatzmengen sowie höhere Absatzpreise. Im Geschäft mit Wafern der Durchmesser 200 mm und 300 mm rechnet das Unternehmen mit einer hohen Auslastung. Das EBITDA wird gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich deutlich steigen. Siltronic erwartet eine EBITDA-Marge von mindestens 20 Prozent, möglicherweise noch deutlich darüber hinaus.

Insgesamt erwartet WACKER im Geschäftsjahr 2017 beim Konzernumsatz ein Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das EBITDA soll auf vergleichbarer Basis, das heißt ohne Berücksichtigung von Sondererträgen, auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Sollten sich die aktuellen Marktbedingungen im Jahresverlauf fortsetzen, ergeben sich daraus zusätzliche Chancen für die EBITDA-Entwicklung. Die EBITDA-Marge wird wegen insgesamt niedrigerer Preise für die eigenen Produkte und steigender Rohstoffpreise leicht unter Vorjahr erwartet. Die Investitionen werden mit rund 450 Mio. € gegenüber dem Vorjahr leicht steigen. Die Abschreibungen liegen mit rund 720 Mio. € leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Das Konzernergebnis wird auf Vorjahresniveau erwartet. Der Netto-Cashflow soll deutlich positiv sein und in der Größenordnung des Vorjahres liegen. Die Nettofinanzschulden werden deutlich sinken.

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