Zweistufiges Chemie-Tarifpaket für 25 Monate:

Neuartiger "Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie": 1. Stufe: 4,4 % plus 0,5 % Einmalzahlung für 13 Monate; 2. Stufe: 3,3 % für 12 Monate

18.04.2008

Nach zweitägigem Tarif-Tauziehen haben sich Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) auf ein Tarifpaket für die 550.000 Beschäftigten in 1.900 Chemie-Betrieben geeinigt. Das Paket deckt mehr als zwei übliche Tarifjahre ab und hat eine Gesamtlaufzeit von 25 Monaten bis ins Jahr 2010.

In der 1. Stufe 2008 steigen die Entgelte für 13 Monate um 4,4 Prozent. Zusätzlich erhalten die Arbeitnehmer eine flexibilisierte Einmalzahlung von 0,5 Prozent. In der 2. Stufe (12 Monate Laufzeit) werden die Entgelte in 2009 um 3,3 Prozent erhöht. Die Ausbildungsvergütungen steigen in der 1. Stufe um 34 Euro, in der 2. Stufe um 26 Euro.

Das Ausbildungsplatzangebot der Chemie wird nach dem Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung" für die Jahre 2009 und 2010 auf hohem Niveau fortgesetzt.

Außerdem einigten sich BAVC und IG BCE auf einen "Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie". Dieser fasst mehrere Instrumente zur flexiblen Gestaltung der Lebensarbeitszeit in einer neuartigen Chemie-Formel zum demografischen Wandel zusammen. Ein neues Wahl-Element ist dabei eine bisher einmalige Branchenregelung zum Schutz bei Berufsunfähigkeit. Mit stark vereinfachter Gesundheitsprüfung und einer einheitlichen Prämie für alle Tarifmitarbeiter einer Branche ist dies ein sozialpolitisches Novum.

Die Bestandteile des Tarifpakets im Einzelnen:

Entgelterhöhung: 1. Stufe: 4,4% für 13 Monate - 2. Stufe: 3,3% für 12 Monate

Die zweistufige Tarifvereinbarung umfasst eine Gesamtlaufzeit von 25 Monaten. In der 1. Stufe erhalten die Beschäftigten in den Tarifbezirken Hessen, Nordrhein und Rheinland-Pfalz rückwirkend ab 1. März 2008 4,4% mehr Geld. Die Auszubildenden erhalten 34 Euro. In den Bezirken Baden-Württemberg, Bayern, Berlin (West), Hamburg und Schleswig-Holstein sowie Niedersachsen und Westfalen gilt dies rückwirkend ab 1. April 2008. Im Saarland tritt die Erhöhung ab 1. Mai 2008 in Kraft. Die 1. Stufe hat eine Laufzeit von 13 Monaten.

Die 2. Stufe der Tarifvereinbarung wird demzufolge je nach Bezirk ab 1. April 2009 bzw. 1. Mai 2009 und 1. Juni 2009 wirksam. Dann erhalten die Beschäftigten eine Entgelterhöhung von 3,3% für 12 Monate. Die Ausbildungsvergütungen steigen um 26 Euro. Dementsprechend gelten die Tarifverträge je nach Bezirk bis Ende März 2010 bzw. Ende April 2010 und Ende Mai 2010.

In der ersten Stufe der Entgelterhöhung erhalten die Chemie-Beschäftigten eine Einmalzahlung von 0,5 Prozent für 13 Monate. Diese geht nicht dauerhaft in die Tarifbasis ein. Die Einmalzahlung entspricht für Arbeitnehmer in Normalschicht 7,0% eines monatlichen Tarifentgelts. Für Arbeitnehmer in teilkontinuierlicher Wechselschicht sind es 7,8%, für Arbeitnehmer in vollkontinuierlicher Wechselschicht 9,1%.

Die Einmalzahlung ist voll flexibilisiert. Arbeitgeber und Betriebsrat können sie aus wirtschaftlichen Gründen per Betriebsvereinbarung verschieben, kürzen oder wegfallen lassen.

BAVC und IG BCE haben einen neuartigen "Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie" abgeschlossen. Er tritt zum 1.5.2008 in Kraft. Mit ihrer Chemie-Formel zum demografischen Wandel greifen die Tarifpartner die Herausforderungen der alternden Gesellschaft auf. Dabei beabsichtigen sie, durch diesen Tarifvertrag Anreize für eine längere Beschäftigung zu setzen. Elemente der neuen Chemie-Formel sind:

- Betriebliche Demografie-Analyse

- Maßnahmen zur alters- und gesundheitsgerechten Gestaltung des Arbeitsprozesses mit dem Ziel der Verbesserung der Beschäftigungs- und Leistungsfähigkeit

- Maßnahmen zur Qualifizierung während des gesamten Erwerbslebens

- Maßnahmen der (Eigen-)Vorsorge und Nutzung flexibler Instrumente für gleitende Übergänge zwischen Bildungs-, Erwerbs- und Ruhestandsphase.

Konkret gewähren die Arbeitgeber pro Jahr und Tarifbeschäftigten hierzu ab 1.1.2010 einen Demografie-Betrag von 300 Euro, der in einen betrieblichen Demografie-Fonds fließt. Die Betriebsparteien können durch freiwillige Betriebsvereinbarung entscheiden, welche Elemente der Chemie-Formel damit finanziert werden.

Zur Wahl stehen die Instrumente:

- Langzeitkonten

-Altersteilzeit

- Teilrente

- Berufsunfähigkeitsschutz

- tarifliche Altersvorsorge

Die einzelnen Instrumente sind untereinander kombinierbar. Können sich die Betriebsparteien nicht einigen, greift eine Auffangregelung. In Unternehmen bis 200 Beschäftigten muss der Demografie-Betrag dann für die tarifliche Altersvorsorge verwendet werden. Als Auffangregelung für Unternehmen ab 201 Beschäftigten muss der Betrag in Form eines Langzeitkontos zur Verfügung gestellt werden.

Eggert Voscherau, Präsident des BAVC, sprach von einem "tragfähigem Tarifpaket mit wegweisenden Elementen für die ganze Branche - und weit darüber hinaus. Dazu zählt die Erfolgsgeschichte unseres Tarifvertrages "Zukunft durch Ausbildung", die wir gemeinsam fortsetzen. Und dazu zählt vor allem auch der "Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie". Wir haben nicht gezögert, sondern den demografischen Wandel als Gestaltungsauftrag angenommen. Mit diesem neuen Tarifvertrag leiten Chemie-Arbeitgeber und IG BCE jetzt den demografischen Wandel in den Köpfen der Menschen ein. Allen ist klar: Wir müssen in Zukunft länger arbeiten. Und wir müssen länger arbeiten können. Das macht unsere Chemie-Formel zum demografischen Wandel möglich. Sie ist der Beweis für den Gestaltungswillen und die Kreativität der Chemie-Sozialpartner", so Voscherau abschließend.

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