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Armenisches Papier



Als Armenisches Papier (Papier d'Arménie) bezeichnet man mit Benzoe, dem Harz des Storaxbaumes, getränktes Papier, dessen Rauch nach Weihrauch riecht. Dem Rauch wird antiseptische, geruchsneutralisierende, luftreinigende und Enthusiasmus fördern Wirkung nachgesagt. Begründet wird dies mit einem 25%-igem Anteil von Benzoesäure im Harz, Benzoe wird auch zur Herstellung von Weihrauch verwendet. Zum Gebrauch lässt man ein Stück des Papiers verglimmen.

Der französische Orient-Reisende Auguste Ponsot, brachte aus dem ottomanischen Reich etwas Außergewöhnliches nach Paris zurück: den Duft von flammendem Benzoe-Harz, mit dem die Armenier ihre Häuser desinfizierten und parfümierten. Der Pharmazeut Henri Rivier entwickelte eine Methode, damit der Benzoeduft Pariser Häuser durchwehen konnte, ohne dass Harz angekokelt werden musste: Er löste Benzoe in 90-prozentigem Alkohol.

Papier d'Arménie war an der Pariser Hygienemesse 1888 sofort erfolgreich, ein Jahr später auch an der Weltausstellung, dort demonstriert man seine Wirkung, indem man zwei Fleischstücken eine Woche lang unter Glasglocken lagerte. Unter einer war auch Armenisches Papier abgebrannt worden und dieses Stück war auch nach einer Woche noch genießbar, dagegen das andere nicht mehr.

Seit nun 120 Jahren wird es in derselben Fabrik in der Peripherie von Paris hergestellt. Riviers Nachfahrin, Mireille Schvartz, produziert in vierter Generation mit zehn Mitarbeitern zwei Millionen duftende Papierbüchlein pro Jahr. Auch wenn der Herstellungsprozess der Carnets zum Teil automatisiert ist, hat sich an der Produktion nichts Grundlegendes verändert. Im Keller mazerieren in Tanks drei Monate lang Benzoe, Vanille und andere Zutaten, die ein streng gehütetes Firmengeheimnis sind. Um den Duft besser aufzunehmen, wird das saugfähige Papier in Salzlake getaucht, getrocknet und gepresst, bevor es ins Duftbad kommt. Danach im Ofen getrocknet, wieder gepresst und zwei Monate gelagert, bis es geschnitten, perforiert und zu einem Büchlein geheftet wird. Das Design des Umschlags wurde seit Jahrzehnten nicht verändert.

Seit einer Weile registrieren Madame Schvartz eine gesteigerte Nachfrage und zuhinterst im Keller reifte in einem Stahltank eine neue Duftmischung: 2006 feierte Frankreich L'Année de l'Arménie zum 15. Jahrestag der Unabhängigkeit der Republik Armenien. In Frankreich leben eine halbe Million armenienstämmige Personen - eine davon ist der erfolgreiche Parfümeur Francis Kurkdjian und der schenkte eine neue Duft-Komposition für die Jubiläums-Ausgabe von Papier d'Arménie.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Armenisches_Papier aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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