Wissenschaftler entdecken Wälder als Klimawächter

10.11.2000

Europäische Forscher starten im jetzt gegründeten "CarboEurope Cluster" eine der weltweit größten Initiativen in der globalen Kohlenstoffforschung. Das Büro des neuen Verbunds ist am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena angesiedelt. Mit neuen Methoden wollen Wissenschaftler Wege zeigen, wie Wälder mehr Kohlendioxid speichern können. Damit soll ein Teil der politischen Verpflichtungen zur Minderung von Treibhausgas-Emissionen im Rahmen des Kyoto-Protokolls erfüllt werden. Mit dieser Thematik beschäftigt sich auch die Weltkonferenz über Klimawandel vom 13. bis zum 24. November im niederländischen Den Haag.

Wie viel Kohlenstoff nehmen die Wälder pro Jahr auf? Bieten Urwälder einen besseren langfristigen Klimaschutz als Aufforstung? Wie lässt sich noch mehr Kohlenstoff in Wäldern speichern? Die Zeit für Antworten drängt, denn die Politik hat im Rahmen der internationalen Klimaschutzbemühungen den Segen der Wälder erkannt. Daher haben sich 190 Biologen, Ökologen, Meteorologen, Physiker und Mathematiker aus 69 Instituten in 15 Ländern zum "CarboEurope Cluster" zusammengeschlossen. Sie messen und modellieren nun erstmals in einem groß angelegten interdisziplinären Ansatz das Verhalten der Wälder. Die Europäische Kommission unterstützt den Verbund von acht europäischen Forschungsprojekten in ihrem Fünften Rahmenprogramm mit 15 Millionen Euro über drei Jahre hinweg. Ziel ist es, die Kohlenstoffbilanz Europas besser zu verstehen und zu berechnen.

Hintergrund der Untersuchungen sind die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und das Kyoto-Protokoll, in dem sich Europa verpflichtet hat, im Zeitraum von 2008 bis 2012 die Emissionen von Kohlendioxid (CO2) um mindestens acht Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Ein mögliches Verfahren besteht darin, vorübergehend zusätzlichen Kohlenstoff in den Wäldern zu speichern, um der Atmosphäre CO2 zu entziehen. Dieser Beitrag zum Klimaschutz, mit dem sich auch vom 13. bis zum 24. November die Weltkonferenz über Klimawandel (COP6) in Den Haag beschäftigt, steht im Mittelpunkt der Forschungen im "CarboEurope Cluster".

Das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, in dem das Büro von "CarboEurope" angesiedelt ist, leitet außerdem zwei der acht Projekte und ist an weiteren fünf Forschungsvorhaben beteiligt. Die Jenaer Wissenschaftler leisten damit den größten Beitrag zum "CarboEurope Cluster". Direktor Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze sieht den direkten Bezug zur aktuellen Politik: "Hier geht es nicht nur um ein besseres Verständnis der Prozesse in unseren Wäldern, sondern gleichzeitig um die dringend erforderliche Entwicklung einer konsistenten Methodik zur Überwachung der biologischen Kohlenstoffsenken, welche die Einhaltung des Kyoto-Protokolls garantiert."

Terrestrische Ökosysteme entziehen der Atmosphäre jährlich 2,3 Gigatonnen Kohlendioxid (CO2); das entspricht ungefähr einem Drittel der weltweiten Emissionen. Diese stammen zum größten Teil aus Mitteleuropa, Nordamerika und Ostasien. Im Jahr 1995 zum Beispiel wurden allein in den Gebieten der Europäischen Gemeinschaft drei Gigatonnen CO2 emittiert. Der größte Teil der globalen biologischen Senke wird in den Wäldern vermutet. Neuere Modellrechnungen zeigen, dass die europäischen und sibirischen Wälder möglicherweise sehr "kohlenstoffhungrig" sind - und zwar in höherem Maß als bisher angenommen.

"Derzeit gibt es keine Methode, die vom lokalen bis zum globalen Maßstab einsetzbar wäre und alle relevanten Prozesse und Aspekte der Kohlenstoffbilanz berücksichtigen könnte. Unsere größte Herausforderung ist es, Konsistenz in der Kohlenstoffbilanz zwischen den verschiedenen räumlichen Ebenen zu erreichen", sagt Riccardo Valentini von der Universität von Tuscia im italienischen Viterbo, Sprecher des "CarboEurope"-Konsortiums. Die zu überbrückend

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