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Endorphin



Endorphin ist eine Wortkreuzung aus „endogenes Morphin“, vom Körper selbst produziertes Opioid.

Inhaltsverzeichnis

Entdeckungsgeschichte

Nachgewiesen wurden die Endorphine im Jahr 1975 von den schottischen Forschern John Hughes und Hans Kosterlitz im Zwischenhirn eines Schweines. Der erste gebräuchliche Name war deswegen auch Enkephaline (vom griechischen Wort en-kephalos, „im Kopf“). Damals suchten die Forscher nach den natürlichen Liganden für die 1973 von S. H. Snyder (und C. B. Pert), L. Terenius und anderen unabhängig voneinander nachgewiesenen Rezeptortypen des Gehirns, an denen auch die exogen verabreichten Opiate andockten.

Chemie

Chemisch gesehen handelt es sich um kurze Neuropeptide, die an Opioidrezeptoren binden. Endorphine besitzen als gemeinsames Strukturmerkmal eine Peptidgruppe mit vier Aminosäuren (Tetrapeptid) der Sequenz Tyrosin-Glycin-Glycin-Phenylalanin (im Bsp. unten fett). Die ersten im Labor synthetisierten Endorphine waren Methionin-Enkephalin und Leucin-Enkephalin.

Die bekanntesten Endorphine sind α-, β- und γ-Endorphin. β-Endorphin scheint in Hinblick auf die Schmerzunterdrückung am wirksamsten zu sein.

Die Aminosäuresequenz von β-Endorphin ist:

Tyr-Gly-Gly-Phe-Met-Thr-Ser-Glu-Lys-Ser-Gln-Thr-Pro-Leu-Val-Thr-Leu-Phe-Lys-Asn-Ala-Ile-Ile-Lys-Asn-Ala-Tyr-Lys-Lys-Gly-GluOH (Fries, 2002).

Physiologie

Endorphine regeln Empfindungen wie Schmerz (Analgesie) und Hunger. Sie stehen in Verbindung mit der Produktion von Sexualhormonen und werden mitverantwortlich gemacht für die Entstehung von Euphorie. Das Endorphinsystem wird unter anderem in Notfallsituationen aktiviert. Bisher wurde angenommen, dass die Endorphinausschüttung der Grund sei, warum manche schwer verletzte Menschen zunächst keine Schmerzen verspüren. Neuere Erkenntnisse weisen darauf hin, dass das aus der Hypophyse in die freie Blutbahn freigesetzte beta-Endorphin (1-31) zwar an Opioidrezeptoren bindet, aber keine Analgesie vermittelt. Dies schließt aber nicht aus, dass beta-Endorphin (1-31) in anderen Medien (Liquor, Geweben) eine analgetisch wirkende Komponente besitzen könnte (es konnte bisher noch nicht explizit gezeigt werden).

Interessanterweise werden Endorphine auch beim Konsum bestimmter Gewürze wie Chili (Inhaltsstoff Capsaicin) produziert. Verletzungen, aber auch UV-Licht und positive Erlebnisse wie Küssen lösen die Ausschüttung von Endorphinen aus, was ihnen den leicht irreführenden Namen „Glückshormone“ eingebracht hat.

Bestimmte körperliche Anstrengungen (siehe Runner’s High) und Schmerzerfahrungen können möglicherweise durch die Ausschüttung von Endorphinen einen Glückszustand hervorrufen. Diese Wirkung ist inzwischen medizinisch unumstritten.

Wirkung, Rezeptoren

Rezeptoren für Endorphine und Opiate finden sich beispielsweise in der grauen Substanz des Rückenmarks. Weiterhin sind sie auch an vegetativen Synapsen und anderen Gehirnbereichen zu finden. Selbst in peripheren Strukturen wie beispielsweise Gelenken gibt es wahrscheinlich Opiatrezeptoren.

Im Rückenmark wird bei Erregung der Endorphinrezeptoren ein Schmerzreiz unterdrückt, wenn er über die zuführenden (afferenten) Nerven im Rückenmark ankommt, umgeschaltet und ins Gehirn weitergeleitet werden soll.

Der genaue Wirkmechanismus der Endorphine ist noch nicht in allen Details geklärt. Man weiß aber, dass Endorphine die dopaminerge Erregungsleitung manipulieren können. Es wird dann vermehrt Dopamin in die Synapsen ausgeschüttet.

siehe auch: Opioidrezeptor, Nucleus accumbens

Siehe auch

Literatur

  • Josef Zehentbauer: Körpereigene Drogen. Die ungenutzten Fähigkeiten unseres Gehirns. Patmos Verlag 2003, ISBN 3491694108
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Endorphin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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