Zufriedenheit mit Chemie-Standort Deutschland getrübt

11.11.2013 - Deutschland

Die aktuelle CHEMonitor-Umfrage unter mehr als 300 Entscheidern der deutschen Chemiebranche zeigt deutlich, worüber sich die Branche sorgt: Fast drei Viertel der Befragten bezeichnen die Energiekostensituation am Standort Deutschland als schlecht; mehr als ein Drittel rechnet dadurch bereits mit deutlichen negativen Auswirkungen auf ihr Betriebsergebnis. Die USA sind wegen ihrer niedrigen Energiekosten in Folge des Schiefergas-Booms dagegen als Investitionsregion genauso beliebt wie Westeuropa und liegen in ihrer Attraktivität nur noch knapp hinter China. Besonders umstritten sind die deutsche EEG-Umlage und der Atomausstieg als Bestandteil der Energiewende, die allerdings nur die Hälfte der Chemiemanager rückgängig machen will. Stattdessen setzen die Befragten auf Änderungen an der EEG-Umlage und besonders die Großunternehmen sogar auf eine Befreiung. Auch den Atomausstieg sehen die Teilnehmer differenziert und erwarten sich davon ebenso viele Chancen wie Nachteile. Als vielversprechendste Maßnahmen gegen die hohen Energiekosten betrachten die Chemiemanager Energieeffizienzprogramme, bessere Lieferverträge, Eigenstromproduktion und bei weiter steigenden Preisen sogar die Verlagerung von Produktion ins Ausland.

"Auch wenn die Zufriedenheit mit dem Chemiestandort Deutschland insgesamt seit Jahresbeginn nicht gesunken ist, haben viele Chemieunternehmen bereits mit tiefen Einschnitten in ihr Portfolio und  ihre Strukturen begonnen. Besonders die im internationalen Vergleich sehr hohen Energiekosten werden zunehmend zur Belastung“, sagt Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei der Strategie- und Organisationsberatung Camelot Management Consultants. „Die deutsche und europäische Chemieindustrie befinden sich im Umbau.“

Die aktuelle CHEMonitor-Umfrage von CHEManager und Camelot Management Consultants unter mehr als 300 Entscheidern der deutschen Chemiebranche zeigt, dass zwar mehr als die Hälfte der Unternehmen mit weiter steigenden Umsätzen und Gewinnen rechnen, allerdings planen fast alle auch deutliche Kostensenkungsmaßnahmen. „Hier zeichnen sich besonders zwei Maßnahmen ab“, ergänzt Dr. Sven Mandewirth, Partner und Leiter desIndustriesegments Chemie bei Camelot. „Ein Drittel der Unternehmen plant einen Stellenabbau. Außerdem steigt die Bereitschaft, Produktion ins Ausland zu verlagern. Wegen der niedrigen Energiekosten in Folge des Schiefergas-Booms profitierten besonders die USA von diesen Plänen und steigen nach dem Heimatstandort zur beliebtesten Investitionsregion deutscher Chemieunternehmen auf - gleichauf mit Westeuropa.“

Der Umbau der Geschäfte in Deutschland und Europa steht dabei noch am Anfang und wird weit über die Reduktion von Administration und Outsourcing von Dienstleistungen hinausgehen. Mandewirth: „Wir sehen in der deutschen und europäischen Chemieindustrie erhebliche Verbesserungspotentiale, die noch nicht genutzt werden. Hierzu zählen neue Strategien im Rohstoffeinkauf, der Umbau der Vertriebs- und Servicestrukturen sowie die Flexibilisierung der Lieferketten."

Deutsche Chemiebranche hat sich mit EEG und Atomausstieg arrangiert

Mit 72,1% bezeichnen fast drei Viertel der Umfrageteilnehmer die Energiekosten am Standort Deutschland als zu hoch, fast alle rechnen sogar mit weiteren Steigerungen. „Alarmierend ist, dass deutlich mehr als die Hälfte der Chemiemanager davon ausgeht, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit darunter deutlich leiden wird. Fast alle Befragten halten daher eine Senkung der Energiepreise für extrem wichtig“, sagt Mandewirth. „Interessant ist jedoch, dass dennoch nur die Hälfte der Unternehmen die völlige Abschaffung des Erneuerbare Energien-Gesetztes (EEG) fordert. Die Branche setzt eher auf eine Überarbeitung der Regeln und Abmilderung der Kosten, aber keine grundsätzliche Abkehr von der Energiewende.“ Allerdings hat auch etwas mehr als die Hälfte der Großunternehmen die Befreiung von der Umlage beantragt, bei den mittleren und kleinen Unternehmen sehen hierin nur knapp 20% ein Chance, ihre Energiekosten zu senken. „Auch mit dem Thema Atomausstieg hat sich Branche erstaunlich gut arrangiert: So sieht nur die Hälfte der Chemiemanager darin in erster Linie eine Bedrohung des Chemiestandorts. Genauso viele Manager sehen in der Entwicklung neuer Konzepte zur Energieversorgung langfristig sogar Wettbewerbsvorteile für die deutsche Industrie“, so Mandewirth.

Als vielversprechendste Maßnahmen gegen die hohen Energiekosten betrachten die Chemiemanager Energieeffizienzprogramme, bessere Lieferverträge mit den Versogern, Eigenstromproduktion und bei weiter steigenden Preisen sogar die Verlagerung von Produktion ins Ausland.  Beinahe zwei Drittel der Befragten würde sich auch von der umstrittenen Schiefergasförderung in Deutschland langfristige niedrigere Energiepreise und eine sicherere Rohstoffbasis versprechen.

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