Spezielle Röntgentechnik kann verkohlte Papyrusrollen entziffern

Sie sehen aus wie verschrumpelte schwarze Bananen: Papyrusrollen, die beim Ausbruch des Vesuvs vor fast 2000 Jahren verkokelt sind

22.01.2015 - Italien

(dpa) Forscher haben ein Verfahren gefunden, um verkohlte Papyrusrollen aus der Region um Pompeji zu entziffern. Beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus wurde neben Pompeji auch die süditalienische Stadt Herculaneum verschüttet. In der dortigen Bibliothek «Villa dei Papiri» wurden vor etwa 260 Jahren Hunderte Papyrusrollen aus der Antike entdeckt, wie die internationale Forschergruppe um Vito Mocella vom Institut für Mikroelektronik und Mikrosysteme in Neapel in dem Fachmagazin «Nature Communications» schreibt. Da die verkohlten Funde extrem empfindlich sind, könnten sie nicht aufgerollt werden, ohne kaputtzugehen.

Deshalb wandten die Wissenschaftler jetzt eine noch relativ neue Röntgentechnik an, um Buchstaben zu entziffern, ohne eine Rolle öffnen zu müssen. In Zukunft könnten so Texte teilweise gelesen und somit das Wissen über die altgriechische Literatur und Philosophie gefördert werden, hieß es in dem Artikel. In der Bibliothek, die Julius Caesars Schwiegervater gehört haben soll, wurden zahlreiche Schriften aus der Zeit des griechischen Philosophen Epikur gefunden.

In der Antike wurde Papyrus mit Tinte auf Kohlebasis beschrieben, deren Dichte sich nicht viel von dem verkohlten Papier unterschied, heißt es in dem Fachartikel. Deshalb sei es bisher fast unmöglich gewesen, mit Röntgenmethoden die Tinte von Papyrus zu unterscheiden.

Mit der jetzt angewandten Methode, der ein sogenanntes Phasenkontrast-Verfahren zugrunde liegt, würden unterschiedliche Schichten innerhalb der Rolle besser erkennbar, schreiben die Forscher. Dieses Verfahren nutzt die Brechung der Röntgenstrahlen beim Durchtritt durch ein Objekt und nicht - wie beim herkömmlichen Röntgen - die Abschwächung (Absorption).

Allerdings seien viele Schriften so komplex gerollt, dass nur einige Buchstaben erkennbar seien, schreiben die Forscher. Zudem sei die Struktur von Papyrus nicht ebenmäßig, was das Lesen weiter erschwere.

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