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Lehmziegel



Ein Lehmstein oder Lehmziegel ist ein ungebrannter künstlicher Stein oder Ziegel aus Lehm, der im Lehmbau benutzt wird. Seine Herstellungsmethoden sind Jahrtausende alt.      

Inhaltsverzeichnis

Lehmstein

Ein Lehmstein definierte bis 1971 die DIN 18951 als Oberbegriff für Lehmquader, Lehmpatzen oder Grünlinge. Lehmquader werden aus erdfeuchtem, magerem Lehm hergestellt. Der Lehm wird in Formen mit den Abmessungen 12x25x38cm gestampft und dann getrocknet. Auf Grund ihres hohen Gewichtes von ca. 20 Kilo sind sie schwer zu vermauern. Lehmpatzen werden aus einer feuchten, mittelfetten Lehmmischung hergestellt die faserige Zuschlagstoffe enthält. Dabei wird ein ‚Patzen’ Lehm in eine Holzform geworfen. Grünlinge werden aus fettem Lehm industriell hergestellt (Minke 1994).

Luftziegel

Ägypten und Sumer

Eine Variation des reinen Lehmziegels ist wegen seines geringeren Gewichtes und der höheren Stabilität der luftgetrocknete Ziegel aus Lehm mit Füllstoffen wie Sand, auch Stroh und Tierkot (Kamel, Rind). Die älteste Verwendung von luftgetrockneten Ziegel geht auf Mesopotamien und das alte Ägypten zurück, wo er neben gebrannten Ziegeln (Mesopotamien) ein wichtiger und in Ägypten der Baustoff für Häuser und in den ersten Dynastien auch für Monumentalbauten war. Während man im Zweistromland die Ziegel "klassisch" aus Lehm und Sand, allerdings in plankonvexer Form herstellte (z. B. zum Bau der Zikkurats, Babylons Stadtmauer etc.), fand am Nil die natürliche Mischung "Nilschlamm", der nach der jährlichen Nilflut zurückblieb, Verwendung, weshalb man die ägyptischen Luft- oder Lehmziegel (engl. air or clay brick) auch als Nilschlammziegel (engl. "Nile mud brick") bezeichnet. Hier wurde oft mehrere Tage in Wasser eingeweichtes Stroh dem Schlamm untergemischt. Die im Stroh enthaltene Cellulose festigt die daraus geformten Ziegel und macht sie gegen Druck extrem stabil. Diese Variation der Erfindung geht auf den berühmten Universalgelehrten und Baumeister Imhotep zurück, der lange nach einer festen und sicheren Ziegelvariante suchte, um dann Tempel und die zehnstufige Pyramide seines Pharaos Djoser (Djoser-Pyramide von Sakkara) daraus fertigen zu lassen.

Mittel- und Südamerika

Als Baumaterial wurde in Mittel- und Südamerika der Luftziegel vor 2000 Jahren von den Einwohnern der Andenregion, in Mexiko und im Südwesten der USA eingesetzt. Daher stammt das manchmal alternativ für diese Luftziegel verwendete Wort "Adobe" (aus dem spanischen Verb adobar – vergipsen abgeleitet). Die Grundmasse für die Luftziegel diente neben der Verwendung als Baustoff auch als Rohstoff für Tonwaren und für Formen zum Gießen von Schmuckstücken. Heute werden Lehmluftziegel im Nahen Osten, in Nordafrika und in Spanien zum Häuserbau genutzt. Auch im amerikanischen Bundesstaat New Mexico wird der Baustoff verwendet.

Herstellung

Zur Herstellung aller Luftziegel wird Lehm verwendet, dem - je nach Kultur und Methode - ein gewisses Quantum Sand bzw. (auch) andere Füllstoffe beigemischt wurden. Dabei war die Menge des Zuschlags ausschlaggebend: zuviel Sand lässt den Ziegel zerfallen, zuviel Lehm ihn brüchig werden. Auch die Zugabe an trocknem oder eingeweichtem (Ägypten) Stroh muss wohl bemessen sein, damit der Ziegel seine rechte Festigkeit erhält. Bei der Fertigstellung wird die sorgfältig durchgeknetete, zähflüssige Lehmmischung in eine rechteckige Holzform (oder andere Spezialform wie für Gefäße etc.) eingebracht. Sobald die Masse sich festigt, wird der Rahmen oder die Spezialform entfernt. Das Produkt - Ziegel oder Gebrauchsgegenstand - wird im Schatten luftgetrocknet, da direkte Sonnenbestrahlung Risse durch zu schnelle Wasserverdunstung verursacht, was hoch zubelastende Ziegel unbrauchbar macht und kleinere Gegenstände brüchig werden lässt. In Lateinamerika und Mesopotamien wurden bzw. werden die Rohlinge auch direkter Sonnenstrahlung zum Trocknen ausgesetzt.

Eigenschaften

Lehmziegel sind gegen Feuchtigkeit sehr empfindlich, bieten aber in trockenen heißen Klimagebieten (Ägypten, Iran, Bolivien) trotz der mangelnden Wärmeisolierung entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlichen Baumaterialien, insbesondere die Wärmespeicherung. Während des Tages heizen sich die Ziegel unter Einwirkung der Sonneneinstrahlung auf und geben die gespeicherte Wärme nachts langsam an die Umgebung ab. Dadurch bleibt es in einem aus Lehmziegeln errichteten Gebäude tagsüber kühl und nachtsüber warm. Solche Bauten werden auf der Sonnenseite mit einer dickeren Wand versehen, weil dadurch mehr Energie gespeichert wird. Zur Verstärkung der Wirkung wird in manchen Fällen zusätzlich Glas verwendet, um die Wärmewirkung zu erhöhen.

Wiederverwendung antiken Baumaterials

Lehmziegel können vollständig wiederverwertet werden. Mörtel und Putzreste lassen sich meist sehr einfach von den Steinen trennen. Alle ganzen und halben Steine können dann wieder zum Mauern verwendet werden. Kleinere Brocken können mit Wasser eingeweicht (eingeschlemmt) und zu Mörtel, Putz oder neuen Lehmsteinen verarbeitet werden.

Nach Europa wurde das Geheimnis der amerikanischen Herstellung im 16. Jahrhundert von Spaniern aus Peru und Mexiko gebracht. Der größte bestehende Lehmziegel-Bau war die Zitadelle der Stadt Bam im Südosten Irans, die durch ein Erdbeben am 26. Dezember 2003 zu 80 % zerstört wurde. Ein weiter Großbau aus Lehmziegeln ist die Große Moschee von Djenné in Mali.

Literatur

  • Albert Neuburger: Die Technik des Altertums. Reprint der Originalausgabe von 1919, Reprint-Verlag Leipzig, ISBN 3-8262-1400-5
  • Georges Posener: Knaurs Lexikon der ägyptischen Kultur. Droemer Knaur, 1978, ISBN 3426075741
  • Prof. Dr.-Ing. Gernot Minke: Lehmbau Handbuch., ökobuch Verlag, 1. Aufl. 1994, ISBN 3-922964-56-7
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Lehmziegel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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