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Alessandro Cagliostro



   

Alessandro Graf von Cagliostro (eigentlich Giuseppe Balsamo; * 8. Juni, nach anderen Quellen 2. Juni, 1743 in Palermo; † 26. August 1795 in San Leo) war ein italienischer Alchemist und Hochstapler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn eines sizilianischen Handwerkers und Bankrotteurs in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, trat Balsamo sehr jung in den ortsansässigen Orden der Fatebenefratelli im Kloster Caltagirone ein, der sich der Krankenpflege widmete. Als Gehilfe des Klosterapothekers erwarb er erste pharmakologische Kenntnisse, die ihm später bei seinen "Wunderkuren" noch nützlich werden. Er wurde aber wegen Fehlverhaltens ausgewiesen und von seinen Verwandten verstoßen. Er zeichnete sich nun durch ein liederliches Leben aus und durch den Einfallsreichtum, mit dem er Betrügereien und andere Verbrechen austüftelte, ohne sich dem Risiko der Entdeckung auszusetzen. Nachdem er schließlich mit den Behörden in Konflikt geriet, floh er aus Sizilien und reiste nach Griechenland, Ägypten, Arabien, Persien, Rhodos, wo er Stunden in Alchemie und verwandten „Wissenschaften“ bei dem Griechen Althotas nahm, und schließlich nach Malta. Dort stellte er sich beim Großmeister des Malteserordens als Graf Cagliostro vor. Von diesem, dessen Interessen auch in der Alchemie lagen, erhielt er Empfehlungen für die berühmten Häuser von Rom und Neapel, wohin er nun eilte. Er erweckte auch den Eindruck, Goldmacher zu sein.

In Rom heiratete Cagliostro die schöne, aber skrupellose Lorenza Feliciani, mit der er unter verschiedenen Namen in viele Gegenden Europas reiste. Er besuchte 1771 London und Paris und verkaufte Liebestränke, Jugendelixiere, Schönheitsmixturen, alchimistische Pulver usw. und gewann hohe Profite aus seinem Handel. Nach weiteren Reisen auf dem Kontinent kehrte er nach London zurück. Sein Gegner Theveneau de Morande behauptete 1786 im „Courier de l’Europe“, Cagliostro sei 1777 in der Londoner Freimaurerloge Esperance Lodge No. 289 in der King's Head Tavern in der Gerard Street, Soho initiiert worden. Tatsächlich finden sich keinerlei Urkunden darüber, ebensowenig wie über die Behauptung von F. T. Bègue Cavel, Cagliostro sei Deutschland aufgenommen worden.[1] 1788 gab er sich als Gründer des ägyptischen Hochgrad-Freimaurer-Systems, dem Misraim-Ritus aus.

Cagliostro wurde in den besten Kreisen der Gesellschaft empfangen und von den Damen bewundert. Noch einmal reiste er nach Deutschland und Holland, dann nach Russland, Polen und schließlich nach Paris, wo er 1785 in die Halsbandaffäre verwickelt wurde. Obwohl Cagliostro durch die unvergleichliche Frechheit seiner Verteidigung einer Verurteilung entkam, wurde er aus anderen Gründen in der Bastille eingekerkert. Nach seiner Freilassung begab er sich abermals nach England, wo er zunächst Erfolg hatte; schließlich wurde er aber von einigen englischen Anwälten überlistet und für eine Weile im Fleet Prison inhaftiert. Nachdem er im Mai 1787 England für immer verlassen hatte, reiste er durch Europa bis nach Rom, wo er eine Loge gründete. Von der Inquisition wurde er 1789 verhaftet, der Häresie angeklagt und zum Tode verurteilt, aber das Urteil wurde 1791 in lebenslange Haft umgewandelt. Seine Ehefrau wurde in ein Kloster verbannt. Er starb im Gefängnis von San Leo bei San Marino, wobei unklar ist, ob er von einem Gefängniswärter erdrosselt wurde oder an der Syphilis starb, welche er sich in jungen Jahren auf einer Spanienreise zugezogen hatte.

Freimaurerei

Cagliostro kommt auch bei der Entwicklung der sogenannten Verschwörungsthese, die sich zunächst gegen die Freimaurerlogen wendete und sich später in der antijüdischen Weltverschwörungstheorie fortsetzte, besondere Bedeutung zu. Von der Inquisition befragt, gab er freimütig Auskunft über seine freimaurerischen Erfahrungen: So wäre ihm in Frankfurt ein Buch vorgelegt worden, "dessen Inhalt mit den Worten anhub: Wir Großmeister der Tempelherren etc. Sodann erfolgte eine Eidesformel, die in schreckbaren Ausdrücken abgefaßt war, deren ich mich nicht mehr erinnern kann, und die Verpflichtung enthielt, alle despotischen Monarchen zu vertilgen. Diese Formel war mit Blut geschrieben … Die Unterschriften zeigten die Namen der zwölf Großmeister der Illuminaten an." (nach Balsamo 1791, S. 87 f.) Es gibt keinen Zweifel daran, dass Cagliostro auch deshalb so geständig war, weil er auf mildernde Umstände hoffte, die er ja auch später zuerkannt bekam (s. o.) Er gab seinen Befragern das zu hören, was sie hören wollten. Er machte aus den Freimaurern - insbesondere auch den bayerischen Illuminaten - eine nahezu internationale Verschwörertruppe, die es sich zum Ziel gemacht hätte, die althergebrachten Herrschaftsformen zu vernichten. Schon lange gärte bei den traditionellen Machthabern (zu denen auch die Kirche gehörte) die Angst vor revolutionärem Gedankengut, dessen Keimzelle sie in den Freimaurerlogen ausmachten. Tatsächlich ist es richtig, dass sich die Mitglieder in den einzelnen Logen über verschiedene gesellschaftliche Regeln hinwegsetzten, wie z.B. die Standesschranken, die sie außer acht ließen, um sich als gleichwertig zu betrachten (soweit die hierarchische Ordnung der jeweiligen Loge dies zuließ). Außerdem waren die Logen höchstens nach innen revolutionär. Kaum einer kam auf die Idee, die Regeln und die politischen Ansichten einer Loge zum allgemeingültigen Gesetz zu erheben. Sie waren ein Sammelbecken für Freidenker, Vernunftmenschen und Aufklärer - aber eben nicht für Revolutionäre. Später wurde Cagliostro auch fälschlicherweise als Oberhaupt der Illuminaten bezeichnet, was als unwahr gelten muss, zumal sein hexerisch anmutendes Verständnis der Alchemie auf die rationalen Illuminaten wohl eher abstoßend gewirkt hat.

Romanvorbild

Das schillernde Leben Cagliostros lieferte den Stoff für das Romanfragment Der Geisterseher von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethes Werk Der Groß-Kophta.

Verfilmungen

1973 wurde im Rahmen der Abenteuervierteiler im ZDF auch die Geschichte um Cagliostro in drei Teilen verfilmt, mit Jean Marais in der Hauptrolle. Diesem Film liegt der Roman Joseph Balsamo aus dem Zyklus Memoiren eines Arztes von Alexandre Dumas zugrunde.

Es liegen seit 1929 (Cagliostro - Liebe und Leben eines großen Abenteurers, Regie: Richard Oswald) auch weitere Verfilmungen vor, in denen Cagliostro als Person vorkommt, zumeist jedoch als undurchsichtiger Scharlatan in einer Nebenrolle. So lässt Hayao Miyazaki in den 1970ern den Antihelden Lupin III. in Das Schloss des Cagliostro auf einen moderneren Grafen Cagliostro treffen. In Arsène Lupin (2004) trifft der Meisterdieb auf Cagliostros magische Witwe.

Literatur

  • Cagliostro: Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. hrsg. v. Klaus H. Kiefer. Beck, München u.a. 1991. ISBN 3-406-35321-5
  • Iain McCalman: Der letzte Alchemist. Die Geschichte des Grafen Cagliostro. Insel, Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-458-17199-1
  • Thomas Freller: Cagliostro: die dunkle Seite der Aufklärung. Sutton, Erfurt 2001. ISBN 3-89702-341-5
  • Klaus H. Kiefer: Die famose Hexen-Epoche. Sichtbares und Unsichtbares in der Aufklärung. Kant, Schiller, Goethe, Swedenborg, Mesmer, Cagliostro. Oldenbourg, München 2004. (= Ancien Régime, Aufklärung und Revolution; 36) ISBN 3-486-20013-5
  • Michail A. Kusmin: Das wundersame Leben des Joseph Balsamo, Graf Cagliostro. Insel, Frankfurt am Main u.a. 1991. ISBN 3-458-16138-4
  • Raymond Silva: Die Geheimnisse des Cagliostro. Ariston, Genf 1975. ISBN 3-7205-1109-X
  • Antal Szerb: Das Halsband der Königin. Kapitel 4 Der Zauberer. München 2005, ISBN 3-423-13365-1
  • Alexander Lernet-Holenia: Das Halsband der Königin. Paul Zsolnay Verlag Gmbh, Hamburg/Wien, 1962.
  • Michael Schneider: Das Geheimnis des Cagliostro. (Roman) Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007. ISBN 978-3-462-03763-0
 
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