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Carl Hermann



Carl Hermann (* 17. Juni 1898 Wesermünde (Bremerhaven); † 12. September 1961) war Professor für Kristallographie. Er entstammt einer traditionellen Pfarrerfamilie, die bis in die Reformationszeit zurückreicht. Während seines Studiums wurde er geprägt durch den Physiker Max Born, bei dem er in Göttingen 1923 promovierte, sowie durch seinen Studienkontakt mit Werner Heisenberg.

Danach folgten seine Assistentenjahre bei P. P. Ewald in Stuttgart von 1925 bis 1935, wo er die Laue'sche Entdeckung der Röntgenstrahl-Interferenzen bei Kristallen kennen lernte. 1931 habilitierte er in Stuttgart und dort entwickelte er auch mit C. Mauguin die Hermann-Mauguin-Symbole zur Beschreibung der 32 Kristallklassen und 230 Raumgruppen, die heute in der Kristallographie und angrenzenden Wissenschaften weltweit Verwendung finden. Mit P. P. Ewald verfasste er den Strukturbericht, der sich zu einem Nachschlagewerk aller erforschten Strukturen entwickelt hat.

Mit der Etablierung der NSDAP musste er die Hochschule verlassen, da er eine politische Betätigung verweigerte und auch keine politisches Bekenntnis ablegte. Hermann ging zur IG-Farbenindustrie in Ludwigshafen, wo er mit Brill, Grimm und Peters eine Veröffentlichungsreihe über den Feinbau kristalliner Materie herausgab, die verschiedene Arten und Möglichkeiten Chemischer Bindung enthält. Hier wurden er und seine Frau Eva später verhaftet und zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, da sie zahllose jüdische Mitbürger vor der Deportation schützte, indem sie ihnen zur Flucht verhalfen. Nur seine Bekanntheit als Wissenschaftler und die Intervention seiner Freunde bewahrte sie vor der Verurteilung zum Tod.

Mit dem Kriegsende erfolgte seine Befreiung und Rehabilitierung. Für kurze Zeit wirkte er als Dozent an der TH Darmstadt und wurde 1947 an die Philipps-Universität in Marburg auf den neuen Lehrstuhl für Kristallographie berufen. Dort leitete er weitere Untersuchungsreihen und beschrieb auch Symmetrie-Möglichkeiten in Räumen aller Dimensionen.

Aufgrund seiner humanitären und religiösen Überzeugung setzte er sich für die Friedensbewegung und den Weltfrieden ein.

Die Deutsche Gesellschaft für Kristallographie verleiht als höchste Auszeichnung die Carl-Hermann-Medaille.

 
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