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Eiswerk



Eiswerke ernteten im Winter Natureis, lagerten dieses ein und belieferten – vor der Erfindung von Kältemaschinen – Brauereien, Gaststätten, Haushalte, Molkereien und ähnliche Abnehmer mit Stangeneis zu Kühlzwecken.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Um 1800 begann man in Deutschland, im Winter Eis von Seen und Teichen einzulagern, um es für Transport und Lagerung von Lebensmitteln zu nutzen. Ohne das Eis wäre die Versorgung der wachsenden Städte nicht möglich gewesen.

Technik der Eisgewinnung

Für die Eisgewinnung im Winter wurden teilweise Flüsse gestaut und Nebenarme angelegt. Auf Seen konnte man größere Mengen Eis ernten. Oft wurden Seen durch Eiswerke erworben, so beispielsweise der Orankesee.

Das Eis wurde mit Eispflügen geschnitten und von Arbeitern dann mit Piken auf Wagen zu den Lagern transportiert und aufgestapelt.

Lagerung

Lokal wurde das Eis in Eiskellern oder Höhlen eingelagert. Für die Eiswerke wurden große Hallen gebaut wie z. B. in Berlin-Rummelsburg und -Köpenick in den von Carl Bolle gegründeten Norddeutschen Eiswerken.

In der Literatur wird die Menge von drei Millionen Kubikmeter Natureis für die Lagerhallen in Köpenick angegeben. Von Rummelsburg wurden täglich 6000 Zentner Eis geliefert.

Die riesigen Lagerhallen wurden im allgemeinen mehrwandig aus Holz errichtet, da dadurch das Eis besser isoliert war als durch Ziegelbauten. Die Wände der Lagerhallen wurden mit Torfmull, Holzwolle oder Teerkork gedämmt. Das Eis wurde dann selbst noch einmal mit Holzwolle abgedeckt. Diese Technik führte allerdings zu häufigen Bränden; die Lagerhallen in Köpenick brannten 1901 fast vollständig ab.

Das Natureis wurde in den Abendstunden auf die Transportwagen verladen, um Sonneneinstrahlung zu vermeiden.

Durch ihren großen Gebäude waren Eiswerke oft sehr bekannt und prägend für die Ortschaft.

Theodor Fontane beschrieb in Wanderungen durch die Mark Brandenburg die Köpenicker Eiswerke: „Zwischen den Holzmeilern, und auf eine weite Strecke hin mit ihnen abwechselnd, erhoben sich die Kolossalbauten der Berliner Eiswerke, die halb wie Riesenschuppen einer Fabrikanlage, halb wie die Gradierwände einer Saline dreinschauten. Zu meiner Überraschung erfuhr ich, daß auch zuzeiten Feuer in ihnen ausbricht.“

Schwierigkeiten der Natureisverwendung, Ende der Eiswerke

Das geerntete Natureis war nicht sauber, es enthielt Mikroorganismen und Luftschadstoffe wie Ruß von den Öfen. Ein direkter Kontakt mit Lebensmitteln musste daher ausgeschlossen werden. Außerdem konnte der Bedarf der wachsenden Städte Anfang des 20. Jahrhunderts durch Eiswerke nicht immer ausreichend gedeckt werden. Versuche, Polareis einzuführen, scheiterten an den hohen Kosten.

Die Natureisproduktion war stark wetterabhängig. Nach dem Winter 1898 z. B. war die Versorgung mit Natureis nicht über das ganze Jahr möglich.

Die Eiswerke wurden deshalb mit dem technischen Fortschritt durch Eisfabriken – und diese wiederum später durch Kühlschränke – ersetzt.

Literatur

  • Stephan A. Lütgert: Eiskeller, Eiswerke und Kühlhäuser in Schleswig-Holstein und Hamburg. Husum 2000, ISBN 3880429626.

Weblink

  • Eisernte im Labertal
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Eiswerk aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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