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Refsum-Syndrom



Klassifikation nach ICD-10
G60.1 Refsum-Krankheit
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
 

Das Refsum-Syndrom (Synonyme: Refsum-Thiébaut-Krankheit, Heredopathia atactica polyneuritiformis, Morbus Refsum) ist eine Phytansäurespeicherkrankheit. Diese peroxisomale Stoffwechselstörung wird autosomal-rezessiv vererbt und nach dem Erstbeschreiber, dem norwegischen Arzt Sigvald Refsum (1907-1991) benannt. Sie wird zu den hereditären motorisch-sensiblen Neuropathien gerechnet (Typ IV).

Inhaltsverzeichnis

Ursache, Symptome und Verlauf

Die hauptsächliche biochemische Abnormalität ist die Akkumulation von Phytansäure, einer gesättigten, verzweigtkettigen Fettsäure die ausschliesslich mit der Nahrung aufgenommen wird. Da sich bei Phytansäure an der β-Position eine Methylgruppe befindet, kann diese Fettsäure nicht direkt durch mitochondriale oder peroxisomale β-Oxidation metabolisiert werden. Demnach wird sie der peroxisomalen α-Oxidation unterzogen, für die das Enzym Phytanoyl–CoA-Hydroxylase verantwortlich ist. Ist dieses Enzym defekt, kommt es zum klinischen Erscheinungsbild des Morbus Refsum. Die Krankheit ist genetisch heterogen: Das defekte Enzym ist entweder die Phytanoyl–CoA-Hydroxylase selbst oder aber Peroxin-7, das für den Transport der Phytanol–CoA-Hydroxylase in die Peroxisomen verantwortliche Transportprotein.

Die Hauptmerkmale des Syndroms sind Retinopathia pigmentosa mit Nachtblindheit und progredienten Gesichtsfeldeinschränkungen, eine periphere Polyneuropathie, eine zerebelläre Ataxie und eine sich entwickelnde Taubheit. Andere häufigere Symptome sind Nystagmus, Ichthyose, Katarakte, ein Verlust des Geruchssinns (Anosmie) sowie Skelettdeformitäten bei Dysplasie der Epiphysen.

Erstes Symptom ist häufig die Nachtblindheit. Der Verlauf ist schubförmig mit Teilremissionen und akuten Exazerbationen vor allem bei metabolischem Stress während Operationen, Infekten, verminderter Kalorienzufuhr, Schwangerschaft oder schweren Erkrankungen, bei denen viel Phytansäure aus Leber und Körperfettgewebe freigesetzt wird. Die Symptomatik beginnt in einem Alter von der frühen Kindheit bis zu 50 Jahren, meistens aber im 2. oder 3. Lebensjahrzehnt. Männer und Frauen sind zu gleichen Teilen betroffen. Unbehandelt kommt es zu Ertaubung und Erblindung etwa um das 40.Lebensjahr. Lebensgefährlich können die während der Exazerbationen auftretenden akuten Rhythmusstörungen sein.

Diagnosestellung

Die Diagnose wird durch den laborchemischen Nachweis der Phytansäure in Plasma und Urin gestellt. Auch gesunde Menschen, die heterozygote Anlageträger sind, können dadurch erkannt werden.

Behandlung

Das Refsum-Syndrom ist nicht heilbar, kann aber durch eine konsequente phytansäurearme Diät zum Stillstand gebracht werden. Hierbei wird empfohlen, die aufgenommene Phytansäuremenge unter 10mg/Tag zu halten (die Menge der mit einer normalen Ernährung aufgenommenen Phytansäure beträgt etwa 100mg/Tag). Nahrungsmittel mit einem hohen Phytansäuregehalt sind insbesondere Fleisch und Molkereiprodukte. Neben einer vitaminreichen phytansäurearmen Ernährung ist auch eine ausreichende Kalorienzufuhr wichtig, um eine unkontrollierte Mobilisierung von Phytansäure aus dem Fettgewebe zu vermeiden. Bei Einhalten der Diät ist unter Umständen die periphere Neuropathie zum Stillstand zu bringen und die Ichthyose heilt ab. Augen- und Ohrensymptome bleiben irreversibel bestehen, schreiten aber zumindest nicht weiter fort. Ist mit diätetischen Maßnahmen keine zufriedenstellende Senkung der Plasmakonzentration von Phytansäure zu erreichen, kann eine Plasmapherese erforderlich werden.[1][2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hungerbühler et al.: Refsum's disease: management by diet and plasmapheresis. Eur Neurol 1985;24(3):153-9. PMID 2581787
  2. Gibberd et al.: Heredopathia atactica polyneuritiformis (refsum's disease) treated by diet and plasma-exchange. Lancet. 1979;1(8116):575-8. PMID 85164


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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Refsum-Syndrom aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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