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Rot ist eine Haarfarbe, die von tiefen Mahagonirot bis zur hellen Kupferfarbe variiert. Rothaarige (englisch Redhead) gelten als mystisch, erotisch und sind eher selten. Nur zwei Prozent der Weltbevölkerung haben naturrote Haare. Zu verdanken haben die zwei Prozent ihre Farbe einer Mutation auf dem Chromosom 16. Das führt zu einer Veränderung des ProteinsMC1R: Anstatt des dunklen Melanins tragen sie Phäomelanin in Haut, Haaren und Augen: dadurch haben sie eine wesentlich empfindlichere helle Haut und häufig viele Sommersprossen.
Nach den mendelschen Regeln ist hell rezessiv, da die dunklen Anteile sich durchsetzen. Nur etwa zwei Prozent der Deutschen sind (echte) Rote, in Amerika und England vier Prozent. Die meisten Rothaarigen gibt es heute nicht, wie angenommen, in Irland, sondern in Schottland, nämlich bis zu vierzehn Prozent. Rothaarige kommen angeblich in allen Teilen der Welt vor, aber in geringen Teilen, so zu 0,03 Prozent in Papua-Neuguinea.
Einige Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Rothaarige Abweichungen im Schmerzsystem aufweisen. Erhöhter Anästhesiebedarf wurden ebenso festgestellt wie verringerte Schmerzempfindlichkeit.[1] Außerdem kommt es zu einer höheren Vitamin-D-Produktion. Das Gen für diesen Rezeptor wird auch als Extension-Locus bezeichnet.
Die meisten Rothaarigen gibt es in Nordeuropa, wobei Schottland mit 13 Prozent „Ginger“-Anteil ein Refugium abgibt. Das sog. „Ginger“-Gen ist für rote Haare und Sommersprossen verantwortlich.[2][3] Nachweisbar ist, dass rote Haare im Gegensatz zu anderen Haarfarben einen großen Anteil an Phäomelanin aufweisen. Rothaarige haben nur etwa 90.000 Haare, im Gegensatz zu Blonden und Brünetten, bei denen man etwa 100.000 bis 120.000 Haare errechnet. Dafür ist das rote Haar um einiges dicker und manchmal regelrecht „drahtig“.
Mythos „Rotes Haar“
In alten Zeiten waren die gebildetsten Völker sehr für rotes Haar eingenommen, zum Beispiel Gallier und Römer. Die Römerinnen waren begeistert von den blonden und roten Haaren der germanischen Gefangenen und zwangen sie, sie sich abzuschneiden, um sich selbst daraus Perücken machen zu lassen. Auch jetzt wird rotes Haar noch von einzelnen Völkern jedem anderen vorgezogen. In einigen Distrikten Afrikas gilt lichtes Haar als das schönste. Die Türken lieben Frauen mit rotem Haar, während die heutigen Perser einen großen Abscheu dagegen zeigen. Die Einwohner von Tripolis färben ihr Haar mittels Zinnober rötlich. In Britannien sind Rothaarige noch heute nicht selten Anfeindungen ausgesetzt.[4] In der keltischen Mythologie wurden Zauberinnen diese Haarfarbe zugesprochen. Auch Hexerei wird oft mit roten Haaren in Verbindung gebracht. Das geht zurück auf Hexendarstellungen aus sagenumwobenen keltischen Überlieferungen, in denen Hexen meist rote Haare trugen. Verfolgungen als Hexen waren Rothaarige jedoch nicht im besonderen Maße ausgesetzt.[5] Rote Haare waren hier Sinnbild für das Besondere und Geheimnisvolle. Bis heute sind z.B. beim Halloween, Karneval, Fastnacht oder Fasching getragene Hexenperücken oft rot oder enthalten zumindest ein paar rote Strähnen. Rote Haare scheinen die Menschen also schon immer beschäftigt zu haben, nicht nur in unserer heutigen Zeit.
Färbemittel aus der Natur
Pflanzliche Farbstoffe werden seit Jahrtausende von Jahren zum Färben von Textilien verwendet, aber auch die Haare wurden gefärbt. So konnten bei einer ägyptischen Mumie aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. mit Henna gefärbte Haare nachgewiesen werden. Je nach gewünschtem Ton kommen Pflanzenteile wie Walnussschale, Indigo, Rhabarberwurzel, Heidelbeere, Kaffee oder Tee hinzu.[6]
Medienpräsenz: Rothaarig
Mit dem Aufkommen des Farbfilms wurden in den 40er Jahren des 20. Jahrhundert auch die Rothaarigen interessant. Schauspielerinnen färbten sich die Haare rot und wurden zu Stars. Im Spiel verkörperten sie alle Klischees der Rothaarigen: geheimnisvoll, undurchschaubar und verführerisch. Berühmtestes Beispiel: Sexsymbol Rita Hayworth. Natürlich Rothaarige spielten meist den stolzen wie streitbaren Frauentypus, wie Maureen O'Hara, Katharine Hepburn und Shirley MacLaine. Heute beweisen Nicole Kidman, Marg Helgenberger, Julianne Moore und Julia Roberts, dass Rote viele Rollen spielen können. Die Medienszene bedient sich zuweilen der speziellen Ausstrahlung roter Haare, wenngleich sie oft nur künstlich eingefärbt wurden. 1999 machte Franka Potente in „Lola rennt“ die roten Haare zum Markenzeichen des ganzen Films. In England war der deutsche Erfolgsfilm sogar so populär, dass Friseursalons die Haarfarbe „Lola red“ anboten. Weitere Filme, in denen Rothaarige eine besondere Rolle spielten, waren „Das fünfte Element“ (1997), „In the Cut“ (2003), „Das Imperium der Wölfe“ (2005) und „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ (2006).
Rothaarige in der Kunst
Unter Künstlern sind Rothaarige zuweilen sehr beliebt: Tizian (Tizian-Rot), die Präraffaeliten, Amedeo Modigliani und Gustav Klimt malten bevorzugt rotes Haar. Im Mittelalter wurde Maria noch mit roten Haaren gemalt und Engel traten in roten Gewändern auf. Um 1500 wandelte sich jedoch die überaus positive Rolle der Farbe Rot, wie sie bei den Jagdvölkern der Steinzeit und später bei den Germanen noch besaß. Das Christentum bediente sich eines Feindbildes und versuchte die Sexualität, mit der die Farbe Rot ebenfalls assoziiert wurde, zu verteufeln. Die Haare der Maria wurden blond.
Rothaarige in der Literatur
Anne auf Green Gables (1908) ist ein Kinderbuch von der kanadischen Autorin Lucy Maud Montgomery.
Die Rote Zora und ihre Bande (1941) ist ein Klassiker der Kinderliteratur vom deutschen Kurt Held.
Pippi Langstrumpf (1941) ist eine Kinderbuch-Romanfigur der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren.
Meister Eder und sein Pumuckl (1961) ist ein Hörspiel-, Bücher- und Fernsehserie von der deutschen Autorin Ellis Kaut.
„Die feuerrote Friederike“ (1970) ist ein Kinderbuch von der österreichischen Autorin Christine Nöstlinger.
Das Sams (1973) ist die Hauptfigur einer deutschen Kinderbuch-Serie von Paul Maar.
Ronja Räubertochter (1981) ist ein Kinderbuch von der schwedischen Autorin Astrid Lindgren. Ronjas bester Freund ist der rothaarige Birk Borkassohn.
Harry Potter (1995) ist ein Klassiker der Kinderliteratur von der britischen Autorin Joanne K. Rowling. Harrys bester Freund ist Ronald Bilius Weasley, genannt Ron. Wie alle Weasleys hat auch Ron rotes Haar und Sommersprossen.
Comicfiguren und eine Werbefigur
Tim und Struppi (1929; belgische Reporter Tim)
McDonald’s (gegr. 1948; Ronald McDonald, 1963)
Die Peanuts (1950; Peppermint Patty)
Die Peanuts (1950; Das kleine rothaarige Mädchen, die heimliche Liebe von Charlie Brown [7])
Alfred E. Neumann, Coverboy der Satire-Zeitschrift MAD-Magazin (1954)
Asterix (1959; dessen bester Freund der rothaarige Obelix ist)
Familie Feuerstein (1960; Wilma und Pebbles)
Spider-Man (1962; Mary-Jane Watson)
Aristocats (1970; Straßenkater Thomas O'Malley)
Muppet Show (1976; Assistent Beaker)
Garfield (1978; Kater Garfield)
Falsches Spiel mit Roger Rabbit (1988; Jessica)
Pumuckl()
Arielle, die Meerjungfrau (1989; Arielle)
Chicken Run – Hennen Rennen (1999-2000; Ginger)
Shrek – Der tollkühne Held (2001; Fiona)
Kim Possible (2002; Kim Possible)
Disneys Hercules (1998; Cassandra)
Comedy-Figuren
Hape Kerkeling startete 1985 mit seiner rothaarigen, frechen und sadistischen Kinderfigur Hannilein seine TV-Karriere. Später schlüpfte er in die Rolle der niederländischen Königin Beatrix (1991) sowie der Paarberaterin Evje van Dampen (2005).
Als rothaariger, hagerer und zerstreuter Professor Schmitt-Hindemith wurde der Kabarettist Piet Klocke einem breitem Publikum bekannt.
Legende „Die Erben von Atlantis“
Das Land von Prinz Idon von Mu stand kurz vor der Zerstörung, als er Atlantis entdeckte. Er brachte sein Volk in das neue Reich, und als sie dort ankamen, ging gerade die Sonne unter. Der Prinz verliebte sich augenblicklich in die Farbenpracht, die sich ihm bot: Die Wolken leuchteten rot im Licht der untergehenden Sonne, ebenso die Blätter an den Bäumen. Idon wollte diese Schönheit für seine Nachkommen bewahren, und der Wunsch wurde ihm erfüllt. Sein Haar wurde rot wie der Himmel, und in seinem Gesicht fanden sich Sommersprossen wie die Blätter an den Bäumen. Seitdem, wann immer ein Mensch einen Rothaarigen erblickt, sieht er ein Abbild von Atlantis, einen Nachkommen Prinz Idons.
Gedicht
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt
Eine Liebesballade von François Villon (1431-1463), er war der bedeutendste Dichter des französischen Spätmittelalters. Von Klaus Kinski (1926-1991) bearbeitete Fassung der Nachdichtung von Paul Zech (1881-1946).
„Im Sommer war das Gras so tief,
daß jeder Wind daran vorüberlief.
Ich habe da dein Blut gespürt
und wie es heiß zu mir herüberrann.
Du hast nur meine Stirn berührt,
da schmolz er auch schon hin, der harte Mann,
weil's solche Liebe nicht tagtäglich gibt ...
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
Im Feld den ganzen Sommer war
der rote Mond so rot nicht wie dein Haar.
Jetzt wird es abgemäht, das Gras,
die bunten Blumen welken auch dahin.
Und wenn der rote Mond so blass
geworden ist, dann hat es keinen Sinn,
daß es noch weiße Wolken gibt ...
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
Du sagst, daß es bald Kinder gibt,
wenn man sich in dein rotes Haar verliebt,
so rot wie Mohn, so weiß wie Schnee.
Im Herbst, mein Lieb, da kehren viele Kinder ein,
warum soll's auch bei uns nicht sein?
Du bleibst im Winter auch mein rotes Reh
und wenn es hundert schönere gibt ...
Ich habe mich in dein rotes Haar verliebt.[8]
“
– François Villon (1431-1463)
Rothaarige Persönlichkeiten
Historische Rotschöpfe
Ramses II. (um 1298 v. Chr. - 1213 v. Chr.), ägyptischer Pharao
Moses
Nero (37 n. Chr. - 68 n. Chr.), Kaiser des Römischen Reiches
Wilhelm der Eroberer (1027-1087), normanischer Herzog und König von England
Wilhelm II. Rufus (1056-1100), König von England
Friedrich I. Barbarossa (1122-1190), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Heinrich II. (1133-1189), König von England
Tizian (1490-1576), bedeutendste Maler der venezianischen Hochrenaissance
Heinrich VIII. Tudor (1491-1547), englischer König
Elisabeth I. Tudor (1533-1603), englische Königin
William Shakespeare (1564-1616), englischer Dichter und Dramatiker
Oliver Cromwell (1599-1658), englischer Politiker, Lord Protector
Robert Roy MacGregor, genannt Rob Roy (1671-1734), schottischer Volksheld
George Washington (1732–1799), erster Präsident der USA
Thomas Jefferson (1743-1826), 3. Präsident der USA
Friedrich von Schiller (1759-1805), bedeutendste deutsche Dichter
Andrew Jackson (1767-1845), 7. Präsident der USA
Martin van Buren (1782-1862), 8. Präsident der USA