Sao Paulo (bfai) - Für 2001 prognostizieren die Industrieverbände Brasiliens ein ausgewogenes
Wirtschaftswachstum, wie Pressemeldungen zu entnehmen ist. Mehr Branchen als 2000 dürften von der
anziehenden Konjunktur profitieren. Insgesamt soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4,0 bis 4,5% zulegen
und damit die Rate des Vorjahres (voraussichtlich 3,8 oder 3,9%) übertreffen. Die aktuellen politischen und
makroökonomischen Rahmenbedingungen lassen ein Wachstum des BIP in dieser Größenordnung durchaus
zu, der verarbeitenden Industrie trauen viele Beobachter sogar ein Plus von etwa 6% zu - wie schon im Jahr
2000.
Im Jahr 2000 waren es unter den Industriebranchen vor allem die dauerhaften
Konsumgüter, die zulegen
konnten (+18% gegenüber 1999). Diese Rate dürfte sich 2001 kaum wiederholen, doch wird das Wachstum
auf andere Segmente überspringen.
Unternehmer und Analysten gehen davon aus, dass der brasilianischen Binnenmarkt 2001 eine so starke
Eigendynamik aufweist, das viele Unternehmen ihre Absatzanstrengungen im Export zurückfahren werden.
Die Abschwächung der nordamerikanischen Wirtschaft und die anhaltende Krise in
Argentinien lassen
ebenfalls auf ein nur geringes Exportwachstum schließen.
Marktbeobachter erwarten daher, dass einige Branchen zumindest vorübergehend weniger Produkte ans
Ausland liefern und sich vor allem auf den Binnenmarkt konzentrieren. Insgesamt rechnet die brasilianische
Wirtschaft nach jüngsten Presseveröffentlichungen nicht damit, dass das Exportwachstum von 2000 in Höhe
von 14,7% wiederholt oder gar das von der Regierung gesetzte Wachstumsziel für 2001 von 20% erreicht
werden kann. Allerdings waren - auch das ist zu hören - in den Auftragsbüchern zu Jahresbeginn 2001
wesentlich mehr Bestellungen aus dem Ausland zu finden als vor Jahresfrist.
Die Produktion wächst, die Gewinne steigen und selbst der Arbeitsmarkt signalisiert einen Aufschwung.
Diese Tendenzen spiegeln sich nicht nur in den Resultaten des vergangenen Jahres wieder, sondern sind
auch Inhalt der Prognosen für das Jahr 2001. Zu diesem Ergebnis gelangte Arthur Andersen bei einer
Befragung von 500 Großunternehmen.
Der Umfrage zufolge konnten 88% der befragten Betriebe ihren Umsatz im Jahr 2000 steigern, 64% erzielten
darüber hinaus auch höhere Gewinne. Während 39% neue Mitarbeiter unter Vertrag nahmen, sahen sich
31% zum Abbau von Arbeitsplätzen gezwungen. Viele Unternehmen steckten noch in einem Prozess der
Umstrukturierung, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, so der Präsident der Beratungsfirma, Joao
Paulo Goncalves. Das bedeute die Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen zur Erreichung von
Produktivitätsgewinnen. Dank der gut laufenden Konjunktur entstünden aber netto zusätzliche Arbeitsplätze,
wodurch die Arbeitslosigkeit sinke.
Für 2001 planen 65% der befragten Unternehmen eine Erhöhung ihres Investitionsvolumens. Die Mittel sind
vorwiegend für die Modernisierung, Diversifizierung und Ausweitung der Produktion bestimmt. 70% rechnen
damit, dass ihre Kapazitäten im laufenden Jahr um über 80% ausgelastet sein werden.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Getulio-Vargas-Stiftung (FGV - Fundacao Getulio Vargas).
Ihren Erhebungen zufolge hat die Kapazitätsauslastung in den meisten brasilianischen Unternehmen bereits
im Laufe des Jahres 2000 die 80%-Marke überschritten. Besonders auffallend ist die hohe Auslastung bei
Zellstoff, Papier und Pappe (93%) sowie bei Kautschuk (91%). In der Papierindustrie könnte den
Erfolgszahlen des Jahres 2000 in Produktion und Vertrieb allerdings in diesem Jahr ein Engpass folgen, da
die
Investitionen nicht im selben Maße wachsen wie die Nutzung des Industrieparks. Einige große Hersteller,
z.B. Suzano Papel, arbeiten mit einer fast 100%igen Auslastung und können einen Nachfrageanstieg im
Inland nur durch geringere Ausfuhren befriedigen.
Der Anstieg der Kapazitätsauslastung wird 2001 voraussichtlich zu einer regen Investitionstätigkeit führen.