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Nitrofen



Strukturformel
Allgemeines
Name Nitrofen
Andere Namen
  • 2,4-Dichlor-1-(4-nitrophenoxy)benzol
  • 2,4-Dichlorphenyl-4'-nitrophenylether (IUPAC)
Summenformel C12H7Cl2NO3
CAS-Nummer 1836-75-5
Kurzbeschreibung dunkelbraunes bis schwarzes Pulver
Eigenschaften
Molare Masse 284,10 g/mol
Aggregatzustand fest
Dichte 1,8 g/cm³[1]
Schmelzpunkt 70–71 °C[2]
Dampfdruck

vernachlässigbar[2]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser, löslich in Aceton, Ethylacetat, Methanol, Methylenchlorid und Xylen[1]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung
[2]
R- und S-Sätze R: 22-45-50/53-61[2]
S: 45-53-60-61[2]
LD50

740 mg/kg oral Ratte[3]

WGK 3[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Nitrofen ist ein für den Menschen schädliches Herbizid, welches lange Zeit in der Landwirtschaft verwendet wurde. Es ist ein braunes, kristallines Pulver und wurde einst als Spritzpulver gehandelt. Es wurde 1964 in den USA als Unkrautvertilgungsmittel entwickelt und dann weltweit und in der ehemaligen DDR unter dem Handlesnamen Trizilin vertrieben.

Die Anwendung von Nitrofen ist seit 1980 in der Bundesrepublik Deutschland verboten. Seit 1990 gilt das Verbot auch für Ostdeutschland. Die Europäische Union hat Nitrofen 1988 für alle Mitgliedsstaaten verboten.

Nach der Rückstands-Höchstmengenverordnung (RHmV) vom 21. Oktober 1999 liegt die tolerierbare Menge an Nitrofen pro Kilogramm Lebensmittel bei höchstens 0,01 Milligramm. In Folge des Nitrofen-Skandals (s.u.) wurde der Grenzwert für Baby- und Kleinkindnahrung auf 0,005 mg gesenkt. Die Nachweisgrenze für Nitrofen liegt bei 0,004 mg/kg.

Nitrofen greift in das Hormonsystem ein. Es ist ähnlich aufgebaut wie ein Schilddrüsenhormon und gilt als erbgutverändernd (mutagen). In Tierversuchen hat sich Nitrofen als krebserregend und fruchtschädigend erwiesen. Da es vom Körper nicht abgebaut wird, reichert es sich bei der Fütterung von Tieren im Fettgewebe an. Bei Legehennen kann es in die Eier übergehen.

Nitrofen-Skandal

Der Nitrofen-Skandal wurde im Sommer 2002 in Deutschland bekannt. 1988 wurde ein vollständiges Vertriebs- und Anwendungsverbot für den herbiziden Wirkstoff Nitrofen und nitrofenhaltige Substanzen in der damaligen EG (heute EU) erlassen, und damit auch in der Bundesrepublik gültig, wo bereits 1980 die Vertriebszulassung für nitrofenhaltige Mittel ausgelaufen war.

Zu dieser Zeit existierte die DDR noch, in der Nitrofen und andere in der EU verbotene Pestizide weiter zugelassen und im Gebrauch waren. Es wurde erst 1990 für die neuen Bundesländer übernommen. Dementsprechend gab es nach der Wiedervereinigung noch eingelagerte Restbestände. So wurde in einer Lagerhalle, die nach der Einlagerung von Pestiziden nicht ausreichend überprüft und gereinigt worden war, Getreide für Futtermittel eingelagert. Das Getreide war hierdurch mit Nitrofen kontaminiert, als es an Geflügel verfüttert wurde. Da das Getreide als Bio-Futtermittel verkauft wurde, waren vor allem Eier und Geflügel aus Bio-Betrieben betroffen.

Erstmalig aufgefallen waren die erhöhten Nitrofenwerte im November 2001 bei einem Babynahrungshersteller, dessen Labor die Werte nachwies. Zunächst versuchte der Betrieb, seine Lieferanten zur Abhilfe zu bewegen, was aber misslang. Die erhöhten Werte blieben auch deswegen verhältnismäßig lang, da zu dieser Zeit wegen des lange bestehenden Verbots nicht mehr routinemäßig auf Nitrofen getestet wurde. So wurde auch erst im Juni 2002 die Europäische Kommission über das Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel von der Kontaminierung in Kenntnis gesetzt. Der Lebensmittelskandal brachte kurzzeitig die Verbraucherschutzministerin Renate Künast in Bedrängnis.

Der durch den Skandal entstandene mittelbare und unmittelbare Schaden wurde vom Deutschen Bauernverband auf rund 500.000 € geschätzt.

Literatur

  • Brennpunkt Nr. 1/2002, Behrs Verlag, Hamburg, Der Nitrofen-Skandal

Quellen

  1. a b Datenblatt bei InChem (englisch)
  2. a b c d e f Eintrag zu CAS-Nr. 1836-75-5 in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 4.11.2007 (JavaScript erforderlich)
  3. Sicherheitsdatenblatt (englisch)
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Nitrofen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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