Branchencheck Pharma und Chemie: Wirtschaftliche Stabilität unter Druck?
Aktuelle Zahlen und Fakten zur Finanzstabilität in zwei zentralen Industriezweigen
Die Pharma- und die Chemiebranche sind zwei der wichtigsten Industriezweige Deutschlands. Sie treiben Innovationen voran, sichern Arbeitsplätze und sorgen für eine stabile Wirtschaft. Doch steigende Regulierungen, volatile Rohstoffpreise und geopolitische Spannungen setzen die Unternehmen unter Druck. Nach außen hin gelten beide Branchen als robust, doch wie widerstandsfähig sind sie wirklich? Die weltweit meistgenutzte Wirtschaftsauskunftei Creditsafe Deutschland hat die Finanzkennzahlen der Pharma- und Chemiebranche unter die Lupe genommen.
Zwischen Innovation und Risiko: Die Pharmaindustrie im Finanzcheck
Die Entwicklung neuer Medikamente ist teuer und langwierig. Bis ein Präparat auf den Markt kommt, vergehen oft zehn Jahre, die Kosten liegen im Schnitt bei rund 2,6 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig steigt der Druck durch Generikahersteller und staatliche Preisregulierungen, die die Margen schmälern. Doch wie wirken sich diese Herausforderungen auf die Finanzstabilität der Branche aus? Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Insolvenzquote mit 0,92 % zwar niedrig ist, die Quote der Geschäftsauflösungen mit 3,32 % jedoch auf strukturelle Herausforderungen hindeutet. Besonders alarmierend: Mehr als ein Fünftel der Unternehmen, nämlich 22,6 %, ist überschuldet. Das spricht für eine hohe Kapitalbindung und wirtschaftliche Risiken. Gleichzeitig zeigt sich die Pharmabranche in puncto Liquidität durchaus stabil. Das durchschnittliche Zahlungsziel beträgt 11,38 Tage, der Bonitätsscore liegt bei 61 von 100 – ein mittleres Risikoniveau.
Dennoch steht die Branche vor weiteren Herausforderungen. Neben hohen Entwicklungskosten und strikten Zulassungsverfahren sind es vor allem geopolitische Spannungen, die die Versorgungsketten belasten. Viele essenzielle Wirkstoffe werden aus Asien bezogen, was Unternehmen anfällig für Handelskonflikte macht. Produktionsengpässe können dabei nicht nur wirtschaftliche Verluste bedeuten, sondern auch direkte Auswirkungen auf die medizinische Versorgung haben. Ein weiteres Problem ist der Fachkräftemangel. Besonders in der Biotechnologie und der Forschung fehlen spezialisierte Experten. Dies könnte langfristig dazu führen, dass Innovationen langsamer auf den Markt kommen. Zudem ist die Pharmabranche von einer zunehmenden Digitalisierung geprägt: Elektronische Patientenakten, Telemedizin und KI-gestützte Forschung eröffnen Chancen, erhöhen aber gleichzeitig die Anforderungen an Datenschutz und IT-Sicherheit.
Zahlungsverhalten und Risikomanagement: Das durchschnittliche Zahlungsziel von 11,38 Tagen und ein Score von 61 (auf einer Skala von 1 bis 100) geben an, dass die Branche trotz ihrer stabilen Größe ein gewisses Risiko in Bezug auf Zahlungsfähigkeit und Ausfallwahrscheinlichkeit mit sich bringt. Unternehmen müssen sich intensiv mit ihrer Bonitätsprüfung und Risikomanagement-Strategien beschäftigen, um eine nachhaltige finanzielle Gesundheit zu gewährleisten.
Finanzielle Kennzahlen: Die durchschnittliche Eigenkapitalquote von 25,1 % und der hohe Anteil von 22,6 % überschuldeter Unternehmen zeigen eine Branche, die von Kapitalintensität geprägt ist. Besonders interessant ist die hohe Anlagenintensität von 59,6 %, was auf eine starke Fokussierung auf Investitionen in Produktionskapazitäten und Forschung & Entwicklung hinweist.
Rohstoffpreise, Umweltauflagen, Kostensteigerungen: Die Chemiebranche kämpft mit neuen Herausforderungen
Während die Pharmaindustrie mit hohen Innovationskosten ringt, steht die Chemiebranche vor ganz anderen wirtschaftlichen Herausforderungen. Einer der größten Risikofaktoren sind volatile Rohstoffpreise. Chemische Grundstoffe unterliegen starken Preisschwankungen, was eine präzise Kostenplanung erschwert. In den vergangenen drei Jahren sind die Preise für essenzielle Chemikalien um durchschnittlich 20 % gestiegen. Besonders betroffen sind Unternehmen, die stark von internationalen Lieferketten abhängig sind. Handelskonflikte und geopolitische Unsicherheiten machen es für sie schwer, langfristig stabile Rohstoffquellen zu sichern.
Neben wirtschaftlichen Risiken wächst auch der regulatorische Druck. Umweltauflagen und Klimaziele setzen die Branche unter Zugzwang: Bis 2030 sollen die CO₂-Emissionen um mindestens 55 % gesenkt werden. Nachhaltigkeit wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor – doch die Umstellung auf umweltfreundlichere Produktionsverfahren ist kostenintensiv und erfordert hohe Investitionen.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich die Chemiebranche finanziell stabiler als die Pharmabranche. Die Insolvenzquote liegt bei 1,07 %, die Geschäftsauflösungsrate bei 2,2 %. Auch die durchschnittliche Eigenkapitalquote von 29,3 % spricht für eine solide Finanzstruktur. Dennoch gibt es auch hier Risiken: 17,7 % der Unternehmen sind überschuldet. Die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit liegt bei 1,3 %, was im Branchenvergleich ein moderates Risiko darstellt.
Besonders auffällig ist das Zahlungsverhalten. Chemieunternehmen zahlen im Durchschnitt nach 6,93 Tagen, was auf eine gute Liquidität und stabile Geschäftsbeziehungen hindeutet. Gleichzeitig bleibt die Kapitalintensität hoch: Die Branche investiert massiv in Produktionsanlagen und Infrastruktur, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit sichern soll.
Zahlungsverhalten und Ausfallwahrscheinlichkeit: Die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit in der Chemiebranche liegt bei 1,3 %, was im Vergleich zur Pharmaindustrie etwas niedriger ist. Dies deutet auf eine insgesamt robustere Finanzstruktur hin. Das durchschnittliche Zahlungsverhalten von 6,93 Tagen ist ein weiterer positiver Indikator.
Finanzielle Stärke: Mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote von 29,3 % ist die Chemieindustrie finanziell stabiler als die Pharmaindustrie. Allerdings zeigt die Überschuldungsrate von 17,7 %, dass ein Teil der Unternehmen in der Branche mit finanziellen Herausforderungen zu kämpfen hat. Die Anlagenintensität von 56,4 % unterstreicht den Kapitalbedarf für Produktionsanlagen und Infrastruktur.
Fazit: Wirtschaftliche Stabilität mit Schwachstellen
Die Zahlen zeigen: Weder Pharma noch Chemie sind krisenfest. Während die Pharmabranche unter hohem Innovationsdruck steht und mit Lieferengpässen sowie Fachkräftemangel kämpft, sind es in der Chemieindustrie vor allem Rohstoffpreise und Umweltauflagen, die die Unternehmen vor Herausforderungen stellen. Doch wer frühzeitig Risiken erkennt und gegensteuert, kann sich Wettbewerbsvorteile sichern. Hier setzt Creditsafe an: Mit umfassenden Bonitäts- und Risikoeinschätzungen hilft das Unternehmen dabei, Risiken frühzeitig zu identifizieren und Geschäftsbeziehungen auf eine stabile Basis zu stellen. Denn wer seine Geschäftspartner kennt, sichert sich langfristig finanzielle Stabilität – in einer Branche, in der vorausschauendes Handeln entscheidend ist.