Chemie noch auf Stand-by

Geschäftserwartungen: Erstmals seit einem Jahr blicken die Chemieunternehmen wieder positiv auf die kommenden sechs Monate

30.06.2025
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Symbolbild

Die deutsche Chemieindustrie tritt weiterhin auf der Stelle. Von Januar bis April lag die Produktion um 1,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Auftragsbücher sind nach wie vor kaum gefüllt. Trotz eines leichten Preisauftriebs blieben die Umsätze unter dem Niveau des Vorjahres. Sowohl im Inlandsgeschäft als auch im Export verläuft der Absatz weiterhin schleppend. Die Folge: Die Unternehmen fahren nach wie vor auf Sicht. Denn auch bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zeichnete sich noch keine Besserung ab. Immer noch hohe Energiepreise, eine erdrückende Bürokratie, zu starre Regulierungen sowie hohe Steuern und Abgaben setzen der Branche weiterhin zu. Zusätzlich belastet die unberechenbare US-Zollpolitik das Exportgeschäft. Entsprechend negativ fällt die Bewertung der aktuellen Geschäftslage durch die Unternehmen aus.

Besser sieht es bei den Geschäftserwartungen aus. Diese haben sich in den vergangenen beiden Monaten vom Zollschock im April erholt. Erstmals seit einem Jahr blicken die Chemieunternehmen wieder positiv auf die kommenden sechs Monate. Hoffnungen setzt die Branche vor allem auf das Inlandsgeschäft, während bei den Exporterwartungen weiterhin Zurückhaltung herrscht. In Deutschland hellte sich die Stimmung innerhalb der Industrie zuletzt auf. Als Zulieferer für zentrale industrielle Wertschöpfungsketten könnte die Chemiebranche deshalb frühzeitig von einer anziehenden Inlandsnachfrage profitieren. Wichtig ist: Damit dieser Stimmungsumschwung nicht – wie in den vergangenen Jahren – nur ein Strohfeuer bleibt, kommt es jetzt auf die rasche Umsetzung der angekündigten wirtschaftspolitischen Maßnahmen an. Die Chemieindustrie steht bereit – wenn derzeit noch auf Stand-by.

VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup kommentiert: „Endlich herrscht Aufbruchstimmung. Die Bundesregierung sorgt für frischen Wind mit Entlastungen bei Steuern und Energiepreisen. Der Druck ist aber weiterhin immens. Kanzler und Kabinett müssen konsequent Kurs halten, müssen jetzt liefern. Dann stehen die Chancen für einen Aufschwung im nächsten Jahr richtig gut. Für eine echte Wirtschaftswende müssen wir aber auch ans Fundament ran, alte Strukturen aufbrechen. So könnte in Deutschland wieder der Dreiklang aus Investitionen, Innovationen und internationaler Wettbewerbsfähigkeit gelingen."

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