Ehemaliger Bayer- Vorstandsvorsitzender Professor Dr. Herbert Grünewald verstorben
"Mit dem Tod vom Professor Grünewald verliert Bayer eine der herausragendsten Führungspersönlichkeiten in unserer Unternehmensgeschichte. Mit seinem strategischen Weitblick hat er bereits vor 30 Jahren die Bedeutung neuer Märkte für den Konzern erkannt. Speziell in den USA hat er die Basis geschaffen für die heutige Marktposition", würdigte Bayer- Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Manfred Schneider die Verdienste des Verstorbenen. "Sein besonderes Anliegen galt außerdem den vielen Vereinen unter dem Bayerkreuz, denen er sich mit Unterstützung und großem Interesse widmete."
Grünewald wurde am 12. September 1921 in Weinheim an der Bergstraße geboren, besuchte nach vier Grundschuljahren die Ziehen-Oberschule in Frankfurt/Main und legte am 12. April 1940 die Reifeprüfung ab. Anschließend entschied er sich für das Studium der Chemie, das er mit zwei Trimestern an der Frankfurter Universität begann. Der Krieg unterbrach seine Ausbildung. Erst 1949 kehrte er aus der Gefangenschaft zurück.
Trotz der langen Zwangspause nahm Herbert Grünewald das neun Jahre zuvor begonnene Chemiestudium an der Universität Heidelberg wieder auf, das er 1956 mit der Promotion zum Dr. rer. nat. abschloß. Kurze Zeit später trat er als Chemiker in die Zwischenprodukte-Abteilung der damaligen Farbenfabriken Bayer AG ein. Nach verschiedenen Tätigkeiten mit zunehmender Verantwortung wurde Dr. Grünewald zum 1. Januar 1968 in den Vorstand berufen und sechs Jahre später, am 4. Juli 1974, als Nachfolger von Professor Dr. Kurt Hansen zum Vorsitzenden des Vorstands der Bayer AG ernannt. Am 27. Juni 1984 übergab er den Vorstandsvorsitz an seinen Nachfolger Hermann Josef Strenger und übernahm den Vorsitz im Aufsichtsrat, dem er bis zum 29. April 1992 leitete.
Ein wesentlicher Grundpfeiler von Grünewalds Unternehmensstrategie war die regionale Diversifizierung. Angesichts der kleiner werdenden Wachstumsmöglichkeiten in Europa und der großen Chancen in anderen Wirtschaftsräumen forcierte er die zunehmende Internationalisierung des Konzerns. So entwickelten sich die USA in den 70er Jahren unter Grünewalds Führung zum Schwerpunkt-Markt für Bayer.
Im Mittelpunkt seiner Unternehmensphilosophie stand für Grünewald der Mitarbeiter. Der Arbeitsplatz-Sicherung, dem Betriebsklima und den Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten der Bayer-Beschäftigten galt stets seine besondere Aufmerksamkeit.
Das Wirken von Professor Grünewald fand auch weit über die Grenzen Leverkusens hinaus hohe Anerkennung. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ernannte ihn im März 1975 zum Honorarprofessor. Er war Mitglied zahlreicher wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, kultureller und sportlicher Gremien und Organisationen. Die Stadt Leverkusen würdigte seine herausragenden Leistungen mit der Verleihung des Ehrenrings.
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