Am 23. November 2001 vergeben das Institut für Polymerforschung und der Verein zur Förderung des Institutes für Polymerforschung
Dresden e. V. (IPF) den Innovationspreis 2001, der in diesem Jahr von der Dresdner Bank AG in Dresden gestiftet worden ist.
Ausgezeichnet werden Prof. Dr.-Ing. habil. Roland Beyreuther, Dr.-Ing. Roland Vogel, Dipl.-Ing. (FH) Marcus Hoffmann und Dipl.-Ing.
Bernhard Tändler für die Entwicklung einer neuen Technologie zum Schmelzspinnen von Polymeren.
Den Forschern am IPF Dresden gelang es weltweit erstmals, eine reaktive Extrusion mittels eines Doppelschneckenextruders mit dem
Prozess des Schmelzspinnens unmittelbar, d. h. ohne einen weiteren technologischen Zwischenschritt, zu verbinden.
Bei der Herstellung von Kunststoffen und deren Verarbeitung zu Formteilen sind Verfahren, bei denen mehrere Komponenten während des
Prozesses chemisch reaktiv gekoppelt werden, bereits seit langem etabliert. Es ergeben sich dadurch technologisch und wirtschaftlich sehr
attraktive Möglichkeiten,
Kunststoffe bzw. Kunststoffteile mit maßgeschneiderten Eigenschaften herzustellen.
In dem schwerer beherrschbaren Prozess der Erspinnung von Fäden aus Polymerschmelzen bestand die Möglichkeit der reaktiven
Modifizierung bislang nicht. Die langjährigen Erfahrungen der Dresdner Forscher auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Durchdringung und
Simulation von Schmelzspinnprozessen schufen nun die Voraussetzung, um im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
geförderten Verbundprojektes (Projektpartner: Institut für Kunststofftechnologie der Universität Stuttgart) die Online-Kopplung eines
Doppelschneckenextruders mit dem Spinnprozess vorzunehmen und damit das Prinzip der Reaktivextrusion auch für einen
Schmelzspinnprozess nutzbar zu machen. Mittels des neuen Verfahrens gelang es, wärmebeständige elastische Fäden aus mit Vinylsilan
gepfropften und vernetzten Polyolefinen zu erspinnen, deren Vorteil gegenüber handelsüblichen Polyurethanfäden mit vergleichbaren
Eigenschaften in ihrem geringeren Preis sowie einem umweltverträglicheren Herstellungsverfahren bestehen.
Mit dem realisierten technologischen Konzept zum Schmelzspinnen von speziellen Polyolefinen lassen sich innovative synthetische
Elastomerfäden herstellen, die bezüglich Temperaturstabilität und definiert einstellbarem Schrumpf "konstruiert" und anwendungsspezifisch
angepasst werden können..
An der industriellen Umsetzung der neuen Technologie wird gearbeitet. Dabei ist zunächst an ihre Integration in einen Spinnvliesprozess zur
Herstellung elastomerer Vliese für technische Applikationen, z. B. für Verpackungszwecke, gedacht.