Belgien: Chemiesektor boomt, aber wie lange noch?

26.04.2013 - Belgien

Der Chemie-, Kunststoff-, Pharma- und Biotechnologiesektor hat 2012 mit einem Umsatz von 61,1 Milliarde Euro erneut einen Rekord verzeichnet. Das geht aus den Zahlen von 2012 hervor, die der Sektorverband Essenscia präsentierte. Für 2013 werden allerdings weniger positive Zahlen erwartet.

Die Gewinnung von billigem Schiefergas in den Vereinigten Staaten und den Mehrkosten für erneuerbare Energie im eigenen Land macht Essenscia Sorgen. "Sie gefährden die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors", so der Vorsitzende Frank Coenen.

"Obwohl Belgien ein Globalplayer in der Chemie, bei Kunststoffen und Life sciences ist, ist seine starke Position für die Zukunft nicht gesichert", betont Frank Coenen. Er weist auf billiges Schiefergas in den Vereinigten Staaten hin und "die steigenden Mehrkosten für erneuerbare Energie, die in Belgien ein Stück höher sind als in unseren Nachbarländern".

Dem Verband zufolge gefährdeten die beiden Elemente die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors in Europa und im Rest der Welt.

Die Gewinnung von billigem Schiefergas und -öl in den Vereinigten Staaten sorge für ein Wiederaufleben der Industrie dort. Es gebe schon Betriebe, die wieder von China in die Vereinigten Staaten verlegt würden, so Coenen. Der Gaspreis für amerikanische Unternehmen ist jedenfalls drei Mal niedriger als in Europa. "Dieser Unterschied hat ein jährliches Kostenhandicap von rund 1 Milliarde Euro für belgische Unternehmen zur Folge."

In einem Interview mit Trends in dieser Woche sagte der Chef von Essenscia bereits, dass "sie nun leider mit einer Verlegung der Aktivitäten drohen müssten". Selbst wenn man jetzt eine Zulassung für Schiefergas beantragen würde, dauere es noch mindestens 10 Jahre, bevor es effektiv zur Gewinnung komme und sowieso sei Schiefergas in Europa wegen u.a. dem schlechten Zugang teurer als in den VS. Die Debatte müsse also auf Basis der Fakten weitergeführt werden, heißt es.

In Europa wird zudem eine ganz andere Energiepolitik geführt. Es wird auf grüne Energie gesetzt. So wird hierzulande reichlich in Windturbinenparks im Meer investiert. Die Mehrkosten des Ausbaus dieser Parks würden jedoch stets mehr auf die Großabnehmer, die chemische Industrie, abgewälzt. Unsere Nachbarländer Frankreich und Deutschland haben entschieden, die Mehrkosten zu kappen. Essenscia fordert eine Höchstgrenze für Energie-Mehrkosten wie das in Frankreich und Deutschland der Fall sei. "Eine Strukturreform der offshore Windenergie ist nötig."

Der Verband fordert eine strukturelle Langzeitreform der europäischen Klimapolitik, die innovative Investitionen in die europäische Industrie holt und sich für Entwicklung und Forschung einsetzt.

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