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Bitterorange



    Die Pomeranze oder Bitterorange (Citrus × aurantium L.), auch Sevilla-Orange und Saure Orange genannt, ist eine Zitruspflanze. Ihre Frucht ist orangenähnlich, aber bitter und kleiner. Entstanden ist die Bitterorange als Hybride zwischen Pampelmuse (Citrus maxima) und Mandarine (Citrus reticulata),[1] wahrscheinlich im Süden Chinas.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Bitterorange wächst als immergrüner, bis zehn Meter großer Baum mit einer runden Krone. Die Zweige sind in den Blattachseln mit Dornen besetzt, die meist dünn und kurz sind, an jungen, stark wachsenden Trieben aber auch fünf bis acht Zentimeter Länge erreichen können.

Die ovalen Blätter enden in einer etwas ausgezogenen, aber stumpfen Blattspitze und sind am Blattgrund abgerundet bis keilförmig zulaufend. Der Blattstiel ist zwei bis drei Zentimeter lang und deutlich herzförmig verbreitert (geflügelt): die Breite beträgt nahe der Blattspreite ein bis zwei Zentimeter, zum Spross in läuft die Verbreiterung keilförmig aus. Die Blätter enthalten Öldrüsen, der Geruch des Öls (Petitgrain) wird als angenehm empfunden.

Die weißen Blüten duften ebenfalls stark. Fünf bis zwölf Prozent der Blüten enthalten nur Staubgefäße, kein Gynoeceum.

Die Früchte sind rundlich, etwas abgeplattet, die im reifen Zustand leuchtend orange Schale ist dicker und unebener als die der Orange. Die äußere, farbige Schale lässt sich relativ leicht abschälen. Im Innern ist die Frucht in zehn bis zwölf Segmente eingeteilt, viele Sorten enthalten zahlreiche Samen. Das Fruchtfleisch ist sauer, die weiße Schicht unter der Schale (Mesokarp, Albedo) und die Häutchen um die einzelnen Segmente (Endokarp) schmecken bitter. Die zentrale Achse der Frucht ist zur Reifezeit meist hohl. Erntezeit im Mittelmeerraum ist Januar bis Februar.

Verwendung

Aus der äußeren Fruchtschale wird Orangeat und die englische Bitter Orange Marmalade (Marmelade) hergestellt. Außerdem werden die Schalen der Pomeranze für die Herstellung des Likörs Curaçao und der italienischen Bitterorangenlimonade Chinotto benötigt.

Die Pomeranze liefert auch der Parfümerie gleich drei sehr wichtige Duftbausteine, die sich geruchlich deutlich voneinander unterscheiden:

  • Neroliöl aus den Blüten. Als Nebenprodukt der Wasserdampfdestillation fällt als Kondenswasser das sogenannte Orangenblütenwasser an.
  • Bitterorangenöl aus den Fruchtschalen. Wichtiger Duftbaustein in Eau de Cologne und vielen frischen „zitronigen“ Duftwässern.
  • Petitgrainöl Bigarade aus Blättern, Zweigen und den unreifen grünen Früchten. Als Nebenprodukt fällt das Eau des Brouts an.
  • Hesperidin wird aus der getrockneten Frucht mittels Auskochen mit Wasser und anschließender Extraktion mit Natronlauge gewonnen. Dieser Naturstoff dient als Ausgangsprodukt der Synthese für Diosmin, einem Wirkstoff für Arzneimittel des kardiovaskulären Systems.

In mittelalterlichen Duftrezepturen verwendete man auch ein wässriges Destillat aus den Blüten, das Aqua Naphae genannt wurde.

Benennung

Die Pomeranze kam bereits im Mittelalter nach Europa. Erste Erwähnungen im Mittelmeerraum finden sich im 10. Jahrhundert in arabischen Schriften als „narandj“. Dieses Wort lässt sich entlang der Route, entlang der diese Pflanze wahrscheinlich eingeführt wurde, verfolgen: Das persische Wort lautet „narang“, Sanskrit „naranga“. Letzteres lässt sich schon um 100 n.Chr. nachweisen und stammt seinerseits wohl aus einer anderen Sprache. Genaust gibt die chinesische Wortkombination „nán“ (Süden) und „rángzi“ (Fruchtfleisch) als mögliche Herkunft an. In Spanien gab es spätestens im 11. Jahrhundert Pflanzungen von Bitterorangen unter der arabischen Bezeichnung „narandj“, die ins Spanische und Portugiesische übernommen wurde. Das anlautende n- ging verloren, mittelalterliche Texte sprechen von „arangus pomum“, „poma Orenges“, „pume orenge“, also meist mit dem Zusatz „Apfel“. Erst bei Ferrari findet sich 1646 die Form „Aurantium“. Vom lateinischen „pomum aurantium“ führt der Weg zu den Bezeichnung „Pomeranze“ und „Orange“. Sowohl in den Worten „aurantium“ und „orange“ steckt auch ein Bezug zu „Gold“ und damit zur Farbe der Frucht.[2] [3] [4]

Carl von Linné wählte für die Bitterorange den wissenschaftlichen Namen Citrus aurantium. Nachdem heute klar ist, dass es sich dabei um eine Kreuzung handelt, wird der Name durch ein Kreuzungs-Zeichen ergänzt: Citrus × aurantium.

Belege

  • W. Reuther, H. J. Webber, L. D. Batchelor (Hrsg.) (1967): The Citrus Industry. Bd 1&2. University of California. [1]

Einzelnachweise

  1. E. Nicolosi et al. (2004): Citrus phylogeny and genetic origin of important species as investigated by molecular markers. Theoretical and Applied Genetics 100(8):1155-1166.
  2. L. Ramón-Laca (2003): The Introduction of Cultivated Citrus to Europe via Northern Africa and the Iberian Peninsula. Economic Botany 57(4):502–514.
  3. H. Genaust (2005): Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Nikol Verlagsges., 701 S. ISBN 3937872167
  4. H. Marzell (1943): Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Verlag S. Hirzel, Leipzig.
 
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