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Lamotrigin



Steckbrief
Name (INN) Lamotrigin
Wirkungsgruppe

Antikonvulsivum

Handelsnamen
  • Bipolam®
  • Elmendos®
  • Lamapol®
  • Lamictal®
Klassifikation
ATC-Code AX09
CAS-Nummer 84057-84-1
Verschreibungspflichtig: Ja


Fachinformation (Lamotrigin)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: 3,5-Diamino-6-(2,3-dichlorphenyl) -1,2,4-triazin
Summenformel C9H7Cl2N5
Molare Masse 256,091 g/mol

  Lamotrigin ist ein seit 1993 zugelassener Arzneistoff aus der Gruppe der Antiepileptika, der für Patienten ab 12 Jahren geeignet ist. Neben der Therapie von Epilepsie wird es auch bei affektiven Störungen eingesetzt. Entwickelt und erstvertrieben wurde Lamotrigin von GlaxoSmithKline. Seit Juni 2005 ist es als Generikum erhältlich.

Inhaltsverzeichnis

Pharmakologie

Pharmakodynamik (Wirkmechanismus)

Lamotrigin blockiert Natrium- und spannungsabhängige Calciumkanäle der Nervenzellen und verhindert die Freisetzung der erregenden Neurotransmitter Aspartat und Glutamat. So können sich Reize nur noch vermindert von einer Nervenzelle zu einer anderen ausbreiten.

Einsatzgebiete

In der Epilepsiebehandlung führt es bei 40% - 60% zur einer Anfallsfreiheit. Allerdings zeigen Erfahrungen, dass die Wirksamkeit bei Myoklonien herabgesetzt sein kann.

Neben der Epilepsiebehandlung wird es vor allem zur Prophylaxe von rezidivierenden Depressionen und von depressiven Zuständen bei einer bipolaren Störung eingesetzt. Dieser Effekt ist auch in kontrollierten Studien gut belegt. Bei der Behandlung von Manien zeigt es dagegen eher geringe Effekte. Lamotrigin wirkt stimmungsstabilisierend ("mood-stabilizer") und reiht sich damit bei den Phasenprophylaktika ein.

Zudem wurde in einer Studie von Schlaganfallpatienten bei 30 % der Beteiligten eine Minderung der Schmerzen beobachtet. Ebenfalls wird eine gute Wirksamkeit bei HIV-assoziierter Polyneuropathie beschrieben.

In jüngster Zeit wird das Mittel von Neurologen häufig auch mit großem Erfolg gegen Migräne eingesetzt - allerdings nicht gegen die Kopfschmerzen, sondern in Fällen, wo die Aura (neurologische Ausfälle, Lähmungserscheinungen, Gesichtsfeldausfälle aufgrund der Migräne) im Vordergrund steht.

Verträglichkeit, bekannte Nebenwirkungen

Lamotrigin ist in der Regel gut verträglich. In Folge von zu schneller Aufdosierung kann es zu durchaus gefährlichen Haut- und Schleimhautreaktionen (Exanthem, exfoliative Dermatitis,Stevens-Johnson-Syndrom) kommen. In seltenen Fällen kann es zu Doppelbildern, Schwindelgefühlen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Störungen im Bewegungsablauf (Ataxie), Muskelzittern (Tremor), Lyell-Syndrom ("Syndrom der verbrühten Haut"), Agranulozytose, Schlafstörungen oder gar Verhaltensstörungen kommen. In 3% der Fälle kann es allerdings zu einer Anfallshäufung kommen!

Sollten nach 8 Behandlungswochen keine der Nebenwirkungen aufgetreten sein, kann davon ausgegangen werden, dass das Medikament vertragen wird. Ausgenommen bei Umstellung von einem anderen Medikament, Paralleleinnahme von anderen Medikamenten und leichteren Symptomen kurz nach einer Aufdosierung.

Für Schwangere scheint dieser Wirkstoff gut geeignet zu sein, allerdings wurde ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von embryonalen Fehlbildungen des Mundes und des Gaumens in Verbindung mit der Einnahme von Lamotrigin während der Frühschwangerschaft gefunden.

Wechselwirkungen

Das Schmerzmittel Paracetamol kann den Lamotrigin-Abbau im Körper erhöhen. Als Alternative bieten sich hier Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen an.

Auch eine Malaria-Therapie bzw. Prophylaxe kann zur Minderung der Wirksamkeit des Lamotrigins oder des Anti-Malaria-Wirkstoffes führen.

Bei einer Therapie mit Lamotrigin und anderen Antiepileptika kann es zu vermehrten Nebenwirkungen kommen. Bei einer Carbamazepintherapie wird Lamotrigin schneller abgebaut, da Carbamazepin ein Enzyminduktor ist. Es muss daher mehr Substanz genommen werden. Bei einer Valproinsäuretherapie (Inhibitor) wird Lamotrigin langsamer abgebaut. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, muss Lamotrigin in Kombination mit Valproinsäure viel langsamer aufdosiert werden. Ebenso verhält es sich bei Medikamenten mit den Wirkstoffen Phenytoin, Phenobarbital und Primidon.

Die Lamotriginkonzentration im Plasma wird durch die Einnahme der Antibabypille gestört. Die Einnahme der Pille reduziert den Lamotrigin-Spiegel um bis zu 50%. Es können vermehrt Anfälle auftreten. Absetzen der Pille führt zu einem Spiegelanstieg, so dass die Nebenwirkungsrate steigt. Lamotrigin kann umgekehrt auch die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmittel stören.

Dosierung

Bei Erwachsenen wird die Dosis einschleichend alle 14 Tage um 25 mg erhöht, bis schließlich eine Tagesdosis von 100 mg bis 400 mg (in seltenen Fällen bis zu 700 mg) erreicht wird. Die Einnahme erfolgt dabei in zwei Dosen über den Tag verteilt. Besonders vorsichtig sollte die Dosis bei gleichzeitiger Einnahme von Valproinsäure vorgenommen werden. (siehe Wechselwirkungen). Die Erhaltungsdosis liegt bei circa 200 mg.

Üblich sind Tabletten mit 25 mg, 50 mg, 100 mg und 200 mg sowie Verpackungsgrößen von 50, 100 und 200 Tabletten.

Literatur

  • Brunnhuber, S., Frauenknecht, S. & Lieb, K. (2005). Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer: München. ISBN 3-437-42131-X
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Lamotrigin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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