Wasserspaltung im Nanobereich beobachtet
Neue Methode ermöglicht grundlegende Einblicke in die elektrokatalytische Wasserspaltung unter Realbedingungen
Ob als Treibstoff oder Energiespeicher: Wasserstoff wird als Energieträger der Zukunft gehandelt. Wie genau der chemische Prozess der Zersetzung von Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff auf molekularer Ebene an einer Katalysator-Oberfläche abläuft, war durch aktuelle Verfahren nur unzureichend beobachtbar. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung (MPI-P) in Mainz haben nun eine neue Methode entwickelt, um solche Prozesse im Nanometerbereich „live“ zu untersuchen. Mithilfe dieser detaillierten Einblicke in die Spaltung von Wasser an Gold-Oberflächen könnte das Design von energieeffizienten Katalysatoren in Zukunft deutlich erleichtert werden.

An rauen Stellen einer Katalysator-Oberfläche wird Wasser energieeffizienter in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten als an glatten.
MPI-P, Lizenz CC-BY-SA
Es ist ein bekanntes Schulexperiment: Legt man zwischen zwei in Wasser steckenden Elektroden eine Spannung an, entstehen Wasserstoff und Sauerstoff. Für eine industrielle Nutzung dieses Prozesses ist es wichtig, die Wasserspaltung möglichst energieeffizient zu gestalten. Maßgeblich für die Spaltungseffizienz ist neben dem Material der Elektrode auch ihre Oberflächenbeschaffenheit. Vornehmlich raue Stellen mit einer Größe von nur wenigen Nanometern, also millionstel Millimetern - sogenannte reaktive Zentren - verleihen Elektroden ihre besondere elektrochemische Reaktivität.
Bisherige Untersuchungsmethoden waren nicht genau genug, um die an diesen reaktiven Zentren der Elektrodenoberfläche ablaufenden chemischen Reaktionen mit ausreichender Ortsauflösung unter Realbedingungen, d.h. in Elektrolytlösung bei Raumtemperatur sowie unter Anlegung von Spannung, zu verfolgen. Ein Team aus Wissenschaftlern um Dr. Katrin Domke, unabhängige Boehringer Ingelheim „Plus 3“ Gruppenleiterin am MPI-P, hat hierfür nun eine neue Methode entwickelt, mit der der Prozess der Wasserspaltung an einer Gold-Oberfläche erstmals mit räumlicher Auflösung von unter 10 Nanometern untersucht werden konnte.
„Wir konnten experimentell belegen, dass glatte Oberflächen weniger energieeffizient Wasser spalten, als dies Oberflächen mit Rauigkeiten im Nanometerbereich können“, so Katrin Domke. „Mit unseren Bildern verfolgen wir die katalytische Aktivität der reaktiven Zentren während der ersten Schritte der Wasserspaltung.“
Für ihre Methode kombinierten sie verschiedene Techniken: Bei der Raman-Streuung werden Moleküle mit Licht beleuchtet. Das von diesen zurückgeworfene Lichtspektrum enthält Informationen, die eine Art chemischen Fingerabdruck des Moleküls enthalten – also eine Aussage über die Molekülart erlauben. Raman-Spektroskopie ist jedoch typischerweise eine Technik, die nur sehr schwache und vor allem nicht räumlich aufgelöste Signale erzeugt.
Aus diesem Grund haben die Forscher die Raman-Technik mit der Rastertunnelmikroskopie kombiniert: indem sie eine mit Laserlicht beleuchtete, nanometerdünne Goldspitze über die zu untersuchende Oberfläche rastern, wird das Raman-Signal durch eine Art Antenneneffekt direkt an der Spitze um viele Zehnerpotenzen verstärkt. Dadurch wird zum einen das Vermessen von nur einigen wenigen Molekülen ermöglicht. Zum anderen führt die starke Fokussierung des Lichts durch die Spitze zu einer Ortauflösung von unter zehn Nanometern. Die Besonderheit der Apparatur liegt dabei darin, dass sie unter Realbedingungen betrieben werden kann.
„Wir konnten aufzeigen, dass bei der Wasserspaltung an einer solchen rauen Stelle – also einem reaktiven Zentrum - zwei unterschiedliche Gold-Oxide gebildet, welche die wichtigen Zwischenprodukte bei der Trennung des Sauerstoffatoms von den Wasserstoffatomen darstellen könnten“, so Domke. Mit ihren Untersuchungen ist es nun möglich, einen genaueren Einblick in die auf einer Nanometerskala ablaufenden Prozesse an reaktiven Oberflächen zu erhalten und damit in Zukunft effizientere Elektrokatalysatoren zu gestalten, bei denen weniger Energie aufgewendet werden muss, um Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten.
Originalveröffentlichung
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Holen Sie sich die Chemie-Branche in Ihren Posteingang
Mit dem Absenden des Formulars willigen Sie ein, dass Ihnen die LUMITOS AG den oder die oben ausgewählten Newsletter per E-Mail zusendet. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch die LUMITOS AG erfolgt auf Basis unserer Datenschutzerklärung. LUMITOS darf Sie zum Zwecke der Werbung oder der Markt- und Meinungsforschung per E-Mail kontaktieren. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen gegenüber der LUMITOS AG, Ernst-Augustin-Str. 2, 12489 Berlin oder per E-Mail unter widerruf@lumitos.com mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Zudem ist in jeder E-Mail ein Link zur Abbestellung des entsprechenden Newsletters enthalten.
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Zuletzt betrachtete Inhalte
Wasserstoff von halbsynthetischen Enzymen
NOV Mono expandiert in Deutschland
Pflanzenschutzmittel: Mehr Klarheit über Rückstände in Lebensmitteln - BfR schlägt neuen Indikator zur Risikoidentifizierung vor, um die Verbrauchersicherheit zu verbessern

Rekordzahl von deutschen Start-ups erhält frisches Geld
Warwick Chemicals Ltd vergibt Auftrag über 1,9 Millionen US-Dollar an Rockwell Automation
Regent_(Diamant)

Die Chemie macht‘s! - Neue Erkenntnisse über die Spin-Wechselwirkungen in molekularen Magneten
Silbervergoldung

Neue Elektronische Nase erkennt unterschiedliche Gerüche - Alltagstauglicher Sensor kann z.B. frühzeitig Kabelbrände oder verdorbene Lebensmittel „riechen“

Düsseldorfer Materialforscher wird europäischer Science Slam Champion - Aniruddha Dutta vom Max-Planck-Institut für Eisenforschung gewinnt Meisterschaft in Wien

„Synthese-chemischer Meilenstein“: Neues Ferrocenium-Molekül entdeckt
