Richtfest für einzigartige Sprengkammer in der „Reichen Zeche
Für eine der größten Sprengkammern der Welt gab es am 6. Dezember im Lehr- und Forschungsbergwerk „Reiche Zeche“ der TU Bergakademie Freiberg/Sachsen ein Richtfest. In der Sprengkammer werden künftig wissenschaftliche Versuche zu stofflichen Veränderungen unter extrem hohem Druck durchgeführt. Der Sprengversuchsraum ist Teil des Freiberger Hochdruckforschungskollegs (FHP) der Dr.-Erich-Krüger-Stiftung und weltweit der größte, der an einer Universität betrieben wird.
Der symbolische „Letzte Hunt“, in der Bergmannssprache der Förderwagen, der Gestein und Erz transportiert, wurde untertage aus der im Laufe des Jahres aufgewältigten Sprengkammer gefahren. Damit ist der Rohbau beendet. Unter Hochdruck sollen hier demnächst vor allem Hartstoffe synthetisiert werden, die beispielsweise für extrem harte Bohrköpfe oder für das Polieren optischer Gläser für Linsen von Fotoapparaten, Fernrohren, Laserpointern und CD-Geräten eingesetzt werden.
Im neuen sechs mal sechs Meter großen und fünf Meter hohen Sprengraum in rund 150 Meter Tiefe konnten sich Ehrengast und Stifterin Frau Erika Krüger, Professoren des Krüger-Forschungskollegs, Mitarbeiter der Universität und zahlreiche Journalisten umsehen. Sie erfuhren vor Ort, dass hier rund 600 Tonnen Gestein abgetrogen wurden, damit später einmal bis zu 20 Kilogramm hochbrisanter Sprengstoff pro Experiment gezündet wird, wenn die Kammer im Frühjahr 2011 voll ausgestattet ist. Und die Gäste konnten einen Blick in den gesonderten Mess- und Kontrollraum werfen, der nebenan liegt und einen Anschluss an die Grubenbahn besitzt.
Mit der neuen Sprengkammer sollen einmal Drücke bis zu 300 Gigapascal erreicht und größere Probenmengen zum Experimentieren möglich werden. Der Mineralogie-Professor Gerhard Heide sagt zum Projekt: „Dieser Sprengraum wird einzigartige Möglichkeiten der Höchstdrucksynthese neuer Materialien bieten und zählt weltweit zu den größten zivil genutzten. Die bei der Detonation des Sprengstoffs erzeugten Druckwellen lösen in der Probe Umwandlungsprozesse aus, die zur Synthese neuer Hartstoffe beitragen.“ Solche Prozesse gibt es bereits in der Natur, beispielsweise bei Meteoriteneinschlägen entsteht so der superharte Diamant.
Weil die „Reiche Zeche“ als Lehr- und Forschungsbergwerk eine Sprenggenehmigung besitzt, verfügt die Freiberger Universität über einzigartige Bedingungen, die der Leiter des Lehr- und Forschungsbergwerks, Klaus Grund, erläutert: „Spezialsprengstoffe, die für wissenschaftliche Experimente gebraucht werden, können unter Tage eingesetzt werden. Außerdem ermöglicht das Sprengen in großer Tiefe unabhängiges Arbeiten, da kein Schallschutz nötig ist und eine hohe Sicherheit gewährleistet werden kann, weil der Zugang für Dritte beschränkt ist.“ Im Hochdruckforschungskolleg arbeiten seit drei Jahren acht Professoren der TU Bergakademie und viele Nachwuchswissenschaftler zur Entwicklung neuer Materialien unter hohen Drücken. Finanziert wird die Forschung und damit auch der Ausbau des Sprengraums mit Mitteln der Dr.-Erich-Krüger-Stiftung.
Bis Mitte 2011 wird die Sprengkammer vollständig ausgebaut sein: Ein Sandbecken, Kühlwasser, eine Belüftungsanlage für schnellere Weiternutzung sowie Mess- und Kontrolltechnik werden dann noch hinzukommen.
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