Wissenschaftler
der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) haben
Bakterien identifiziert, die
krebserregendes Chlorbenzol aus der Umwelt entfernen können. In einer Pilotanlage sollen nun die Bedingungen
ermittelt werden, bei denen die natürlichen oder gentechnisch veränderten
Mikroorganismen belastetes
Grundwasser besonders gut reinigen. Hilfe können die Forscher damit dem Raum Bitterfeld bringen: Dort sind
riesige Gebiete mit Chlorbenzol aus der Fotoindustrie verseucht.
Das Team um Dr. Dirk Wenderoth von der Arbeitsgruppe Mikrobielle Ökologie der GBF
hat herausgefunden, dass bereits die von Natur aus im Boden lebenden Mikroorganismen
der Gattung Pseudomonas zum Abbau von Chlorbenzol angeregt werden können. Dies
funktioniert allerdings nur, wenn die Zahl der Bakterien mit im Labor gezüchteten Kulturen
künstlich erhöht wird. Am effektivsten haben sich dabei gentechnisch modifizierte
Bakterienstämme erwiesen: In 20 Tagen können sie ein verseuchtes
Wasser-Boden-Gemisch vollständig von Chlorbenzol befreien.
In der rund 100.000 Mark teuren Pilotanlage der GBF soll jetzt ermittelt werden, welche
Zusammensetzung die Gemeinschaft der Mikroorganismen haben muss, damit das
Reinigungsverfahren optimal funktioniert. Dazu arbeitet die GBF mit Kooperationspartnern
- vor allem dem Umweltforschungszentrum in Leipzig und dem GSF-Forschungszentrum
für Gesundheit und Umwelt in München - zusammen. Kernstück der Versuchsanordnung
sind einen halben Meter lange Stahlrohre. Gefüllt sind sie mit einer acht Zentimeter starken
Säule aus Erdreich und Grundwasser der Bitterfelder Region. Dieses Gemisch bildet den
natürlichen Lebensraum der Bodenbakterien nach. Kontinuierlich läuft Grundwasser im selben Maße durch die Rohre
hindurch, wie dies im Boden unter dem Ort Bitterfeld der Fall ist. Die biologischen und chemischen Zustände in den
Versuchsrohren kann Wenderoth sehr genau steuern und online überprüfen. Sobald er und sein Team ermittelt haben, welche
Bakterien am besten zusammenarbeiten, werden diese Ergebnisse bei der Bodensanierung in Bitterfeld angewendet.
Diese Stimulation einer Bakteriengemeinschaft zeigt die Fähigkeit einfacher Organismen zu Wechselwirkung und
Kommunikation. "Wir haben hier ein gutes Beispiel dafür, wie Bakterien sich untereinander verständigen und auf äußere
Einflüsse reagieren. Solche Mechanismen wollen wir in Zukunft auf verschiedenen Forschungsfeldern untersuchen", erklärt
Prof. Dr. Rudi Balling, wissenschaftlicher Geschäftsführer der GBF.