Dr. Andreas Hofzumahaus (Foto) vom
Forschungszentrum Jülich und der englische Professor Dr. Gus Hancock wurden in Turin
(Italien) mit dem diesjährigen Preis für Forschung und Technologie des Energieunternehmens ITALGAS ausgezeichnet. Rund
160.000 Mark erhielten die beiden Wissenschaftler für ihre Entdeckung, die zeigt, dass mehr
Treibhausgase auf natürlichem Weg
abgebaut werden als bisher angenommen.
Man kann sie weder riechen, noch sehen, aber sie sind in zunehmenden Maße vorhanden. Die Rede ist von den
Spurengasen in der Atmosphäre, von denen einige auch als Treibhausgase bekannt sind und für eine globale
Temperaturerhöhung verantwortlich gemacht werden. Dazu gehören zum Beispiel Kohlenmonoxid und
Stickoxide, die bei allen Verbrennungsprozessen, also auch im Straßenverkehr, entstehen. Diesen
"Luftverschmutzern" steht die Natur jedoch nicht völlig hilflos gegenüber. Eine hochreaktive Verbindung aus
Sauerstoff und
Wasserstoff, das Hydroxyl-Radikal, kann die Verbindungen abbauen. Die Atmosphäre verfügt
also über eine natürliche Selbstreinigungskraft.
Hier setzen die Forschungen von Dr. Hofzumahaus, dem kommissarischen Leiter des Jülicher Instituts für
Atmosphärische
Chemie, an. "In Feldmessungen haben wir mit einer neuen
Messtechnik herausgefunden, dass
im Sommer 30 40 % mehr Hydroxyl-
Radikale gebildet werden als bisher angenommen", erklärt der
Wissenschaftler. Das bedeutet, dass mehr Spurengase in der Atmosphäre abgebaut werden als gedacht. Mit
diesen neuen Erkenntnissen können Modelle zur Atmosphärenforschung verbessert werden. "Das heißt jedoch
nicht, dass wir in Sachen Klimaverschlechterung Entwarnung geben", gibt Dr. Hofzumahaus zu bedenken. Denn wenn die Luft mit Stickoxiden
verschmutzt ist, dann entsteht beim Abbau dieses Spurengases unter anderem
Ozon. Dieser Ozonanstieg führt zum "Sommersmog".
Aber wie bilden sich eigentlich die nützlichen Radikalteilchen? Hier kommt das Ozon ins Spiel, genauer gesagt, dessen Spaltung. Mit diesem
Vorgang haben sich die beiden Preisträger eingehend befasst. Die gasförmige Sauerstoffverbindung Ozon wird unter Einfluss von ultravioletter
Sonnenstrahlung natürlicherweise gespalten. Die Bruchstücke verbinden sich in einer chemischen Reaktion mit Wasserdampf zu den
Hydroxylteilchen. "Es passiert ständig und überall", beschreibt Dr. Hofzumahaus diesen Prozess, "denn Licht, Wasserdampf und Ozon sind bis
in 11 Kilometer Höhe in der Atmosphäre immer vorhanden." Es wird jedoch weniger Ozon gespalten, als sich beim Abbau von Spurengasen
bildet. So kann es bei verschmutzter Luft zu einer Anreicherung von Ozon und somit zum Sommersmog kommen. "Der Prozess der
Ozon-Spaltung wurde bisher nur unzureichend verstanden. Wir haben gezeigt, dass er viel wirkungsvoller ist als gedacht", freut sich Dr.
Hofzumahaus über seine Ergebnisse.