ITALGAS-Preis für Jülicher Wissenschaftler - Radikale Teilchen greifen Treibhausgase an

27.10.2000
Dr. Andreas Hofzumahaus (Foto) vom Forschungszentrum Jülich und der englische Professor Dr. Gus Hancock wurden in Turin (Italien) mit dem diesjährigen Preis für Forschung und Technologie des Energieunternehmens ITALGAS ausgezeichnet. Rund 160.000 Mark erhielten die beiden Wissenschaftler für ihre Entdeckung, die zeigt, dass mehr Treibhausgase auf natürlichem Weg abgebaut werden als bisher angenommen. Man kann sie weder riechen, noch sehen, aber sie sind in zunehmenden Maße vorhanden. Die Rede ist von den Spurengasen in der Atmosphäre, von denen einige auch als Treibhausgase bekannt sind und für eine globale Temperaturerhöhung verantwortlich gemacht werden. Dazu gehören zum Beispiel Kohlenmonoxid und Stickoxide, die bei allen Verbrennungsprozessen, also auch im Straßenverkehr, entstehen. Diesen "Luftverschmutzern" steht die Natur jedoch nicht völlig hilflos gegenüber. Eine hochreaktive Verbindung aus Sauerstoff und Wasserstoff, das Hydroxyl-Radikal, kann die Verbindungen abbauen. Die Atmosphäre verfügt also über eine natürliche Selbstreinigungskraft. Hier setzen die Forschungen von Dr. Hofzumahaus, dem kommissarischen Leiter des Jülicher Instituts für Atmosphärische Chemie, an. "In Feldmessungen haben wir mit einer neuen Messtechnik herausgefunden, dass im Sommer 30 40 % mehr Hydroxyl-Radikale gebildet werden als bisher angenommen", erklärt der Wissenschaftler. Das bedeutet, dass mehr Spurengase in der Atmosphäre abgebaut werden als gedacht. Mit diesen neuen Erkenntnissen können Modelle zur Atmosphärenforschung verbessert werden. "Das heißt jedoch nicht, dass wir in Sachen Klimaverschlechterung Entwarnung geben", gibt Dr. Hofzumahaus zu bedenken. Denn wenn die Luft mit Stickoxiden verschmutzt ist, dann entsteht beim Abbau dieses Spurengases unter anderem Ozon. Dieser Ozonanstieg führt zum "Sommersmog". Aber wie bilden sich eigentlich die nützlichen Radikalteilchen? Hier kommt das Ozon ins Spiel, genauer gesagt, dessen Spaltung. Mit diesem Vorgang haben sich die beiden Preisträger eingehend befasst. Die gasförmige Sauerstoffverbindung Ozon wird unter Einfluss von ultravioletter Sonnenstrahlung natürlicherweise gespalten. Die Bruchstücke verbinden sich in einer chemischen Reaktion mit Wasserdampf zu den Hydroxylteilchen. "Es passiert ständig und überall", beschreibt Dr. Hofzumahaus diesen Prozess, "denn Licht, Wasserdampf und Ozon sind bis in 11 Kilometer Höhe in der Atmosphäre immer vorhanden." Es wird jedoch weniger Ozon gespalten, als sich beim Abbau von Spurengasen bildet. So kann es bei verschmutzter Luft zu einer Anreicherung von Ozon und somit zum Sommersmog kommen. "Der Prozess der Ozon-Spaltung wurde bisher nur unzureichend verstanden. Wir haben gezeigt, dass er viel wirkungsvoller ist als gedacht", freut sich Dr. Hofzumahaus über seine Ergebnisse.

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