Die
Werkstoffforschng entwickelt Materialien, die immer höheren Temperaturen standhalten, da damit oft der Wirkungsgrad von Maschinen und
chemischen Prozessen gesteigert werden kann, was durch einen niedrigeren Energieverbrauch letztendlich Portemonnaie und Umwelt schont.
Keramiken
sind stoß- und bruchempfindlich und kommen daher für viele Einsatzgebiete nicht in Frage.
Metalle aber korrodieren stark bei hohen Temperaturen. Gibt
man dem Metall Aluminium, Silizium oder
Chrom hinzu, so wandern diese bei höheren Temperaturen aus dem Metall an die Oberfläche, reagieren mit
dem
Sauerstoff und umgeben so das Basismetall mit einer Schutzschicht aus Oxid. Sauerstoff kann nur noch stark verlangsamt durch diese Schutzschicht
dringen und das Metall korrodieren. An der Verbesserung dieser Schutzschichtbildung arbeitet seit vielen Jahren die Arbeitsgruppe um Professor
Dr.-Ing. Günter Borchardt im Institut für Metallurgie der
TU Clausthal.
In dieser Woche ist Christelle Nivot von der Université de Bourgogne aus dem französischen Dijon (Burgund) für ihre Diplomarbeit bei Dipl. Phys.
Gernot Strehl zu Besuch. Sie nutzt eine selbst gebaute Versuchsapparatur der Clausthaler Wissenschaftler, die Hochtemperaturoxidationsapparatur, um
eine grundlegende Frage zu untersuchen: Wandern beim Wachstum der Schutzschichten die Metallatome von innen nach außen und die
Haut wächst an
ihrer Außenseite weiter, oder dringen die Sauerstoffatome durch die Schutzschicht in den Grenzbereich der Schutzschicht zum Basismaterial vor und
treiben dort die Oxidation voran?
Wie macht sie das? Sauerstoff kommt in der Natur in zwei Varianten vor. Einmal als Isotop mit der Massenzahl achtzehn und einmal mit der Massenzahl sechzehn. Chemisch sind beide
ununterscheidbar. Mit einem
Massenspektrometer können die beiden Varianten nach ihrem Gewicht getrennt werden. Christelle Nivot überströmt ihre Proben bei 1100 Grad Celsius
zuerst mit Sauerstoff(16)-
Gas und dann mit Sauerstoff(18)-Gas. Nach der zweistufigen Oxidation wird die Schicht untersucht. Mit einem Ionenstrahl werden die Proben beschossen und
schichtweise abgetragen. Jede Schicht wird im Massenspektrometer analysiert. Enthält sie Sauerstoff(16)- oder Sauerstoff(18)-Atome?
Denn mit der Beantwortung dieser Frage kann der Transportmechanismus aufgeklärt werden. Wenn die Schutzschicht von innen nach außen wächst, indem die Metallatome durch die
Schutzschicht an die Oberfläche diffundieren, dann müßten die Schichten so aufgebaut sein: Oben eine Sauerstoff(18)-Oxidschicht, darunter eine Sauerstoff(16)-Oxidschicht. Beide
Schichten wären glatt voneinander getrennt. Bleiben die Metallatome aber an Ort und Stelle, und die Sauerstoffatome dringen durch die Schutzschicht nach innen, dann wächst die frische
Oxidhaut an der Grenzschicht Basismaterial zur Schutzschicht. Wenn dieser Transportmechanismus die Vorgänge steuert, dann liegt "oben" eine Sauerstoff(16)-Schicht und darunter ist
eine Sauerstoff(18)-Oxidschicht.
Ist der Transportprozeß erst einmal aufgeklärt, können Strategien entwickelt werden, die fortschreitende Oxidation zu verlangsamen. "Wir wollen einige Elemente aus der Gruppe der
Seltenen Erden dem Basismetall hinzugeben und dann prüfen, ob sie vielleicht die Metallatome vom Wandern an die Oberfläche abhalten können", erläutert Gernot Strehl. Mit dieser
Technik könnte man dann die Oxidation verlangsamen und so die Lebensdauer von Heizdrähten in Toastern und Haartrocknern, um zwei Beispiele aus dem täglichen Leben zu nennen,
verlängern.