Hitzeabweisende
Kunststofffenster, die Wärme im Sommer aus- und im Winter einschließen, ultraleichte, hochbrechende Brillengläser, die auch bei starker Fehlsichtigkeit noch angenehm zu tragen sind - durch den Einsatz von
Nanomaterialien sollen diese zukunftsträchtigen Eigenschaften von Kunststoffen Wirklichkeit werden. Das ist das Ziel des neuen Projekthauses "Functional Polymers@Interfaces and Surfaces" der
Degussa AG, Düsseldorf. Seit 1. September 2003 erkunden rund 20 Wissenschaftler am Standort Hanau-Wolfgang drei Jahre lang unter Leitung von Dr. Ralf Richter das Gebiet der funktionalen
Polymere.
Der Degussa-Vorstandsvorsitzende Prof. Utz-Hellmuth Felcht: "Das neue Projekthaus ist Ausdruck der großen Bedeutung, die wir als Spezialchemieunternehmen der Forschung und Entwicklung beimessen. Auch in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld halten wir daran unverändert fest. Denn hier wird unsere Zukunft gestaltet."
Funktionale Polymere sind
Kunststoffe, die nicht allein auf die klassische Anwendung als Konstruktionswerkstoff ausgerichtet sind, sondern die aufgrund spezieller Eigenschaften - beispielsweise
Leitfähigkeit, Kratzfestigkeit oder Witterungsbeständigkeit - zusätzliche Funktionen übernehmen. Derartige Polymere gewinnen immer größere Bedeutung unter anderem in der
Medizintechnik, der Elektro- und Energietechnik, der Kommunikations- sowie Informationstechnologie.
Das neue Projekthaus bündelt Know-how aus den Arbeitsgebieten Spezialpolymere, Nanomaterialien sowie Oberflächen- und Grenzflächenmodifizierung. Experten unterschiedlicher Geschäfts- und Servicebereiche der Degussa sollen hier gemeinsam mit Partnern aus Hochschule und Industrie neue Kunststoffe mit bestimmten Eigenschaften sowie entsprechende Herstellverfahren entwickeln.
Eigenschaften vom Feinsten: Nanomaterialien veredeln Kunststoffe
Ausgangspunkt sind die Wünsche der Kunden. Das Projekthaus wird systematisch wissenschaftliche Zusammenhänge erforschen, um die von den Kunden gewünschten Systemlösungen zu realisieren. Untersucht wird beispielsweise, wie kratzfeste Oberflächen entstehen oder welche Wechselwirkungen zwischen Polymeren und Nanopartikeln bestehen. Dieses Wissen wird es Degussa ermöglichen, zügig Technologien und Polymersysteme zu entwickeln, mit denen sich die gewünschten Materialeigenschaften erzeugen lassen. Im Visier hat das Projekthaus-Team neben Kratzfestigkeit vor allem Funktionen wie Barrierewirkung gegen
Chemikalien oder
Gase und Feuchtigkeit, Leitfähigkeit und UV-Beständigkeit auf Basis anorganischer
Nanopartikel. Letztere haben als Füllstoffe gegenüber organischen UV-
Stabilisatoren den Vorteil, dass sie nicht "ausblühen" oder bei der Verarbeitung die Umwelt belasten.
Die nächste Herausforderung wird darin bestehen, Kombinationen dieser Eigenschaften in hauchdünnen Kunststofffolien zu verwirklichen - Voraussetzung beispielsweise für den Einsatz als Dekorfolien, die als Oberflächenveredelung die Gebrauchseigenschaften z. B. von Skiern maßgeblich beeinflussen. Denkbare Einsatzgebiete sind auch
Leuchtdioden für Beleuchtungsanwendungen oder die
Photovoltaik. Dritter Forschungsschwerpunkt ist der Aufbau einer innovativen Technologieplattform auf Basis der vielfältigen verfahrenstechnischen Kompetenzen von Degussa sowie der aktuellen Hochschulforschung. Diese Bündelung von Kompetenzen sichert die schnelle Übertragung neuer Technologien in den Produktionsmaßstab.
Einschließlich des neuen Projekthauses Functional Polymers@Interfaces and Surfaces forschen derzeit drei Degussa-Projekthäuser auf den Gebieten
Biotechnologie,
Katalyse und Funktionale Polymere. Das Projekthaus "Nanomaterialien" war zum Jahreswechsel 2002/2003 erfolgreich abgeschlossen und in das interne Start-up Degussa Advanced Nanomaterials überführt worden. In einem Dreijahresrhythmus legt der Konzern mit der Beendigung eines Projekthauses gleichzeitig ein neues Projekthaus auf.