Silicium spielt eine essenzielle Rolle für elektronische Bauteile wie
Solarzellen und Halbleiterchips sowie für die Herstellung von Silikonen.
Außerdem ist das Halbmetall ein wichtiger Bestandteil von Legierungen.
Industrielle Verfahren zur Herstellung von elementarem Silicium beruhen heute
zumeist auf der Reduktion von Siliciumdioxid (SiO2, Quarz) durch Kohlenstoff bei
1700 °C. Dabei reagiert der Kohlenstoff mit dem Sauerstoff aus dem Quarz zu
Kohlendioxid (CO2). Etwa 4,1 Mio. Tonnen Silicium wurden 2002 weltweit
hergestellt, entsprechend wurden 6,5 Mio. Tonnen des Treibhausgases CO2 in die
Atmosphäre freigesetzt. Dieses CO2 ließe sich durch eine neue, elektrochemische
Methode zur Gewinnung von Silicum vermeiden, die zudem weniger Energie als das
klassische carbothermische Verfahren benötigt. Die von Chemikern der Wuhan
Universität in China entwickelte Technik könnte die Basis für einen
großtechnischen Einsatz sein.
Für die elektrochemische Gewinnung von Silicium wählte das Team um George Z.
Chen den Ansatz, Siliciumdioxid direkt als Material für die negative Elektrode
(Kathode) einzusetzen. Als Elektrolyt für eine solche elektrochemische
Reduktionen von Metalloxiden bei hohen Temperaturen eignet sich geschmolzenes
Calciumchlorid. Die Schwierigkeit, die es zu überwinden gilt: Siliciumdioxid ist
ein Isolator, es leitet elektrischen Strom nicht. Vorversuche zeigten aber, dass
an der dreiphasigen Grenzfläche zwischen Siliciumdioxid, Elektrolyt und dem
abgeflachten Ende eines Wolframdrahtes, über den die Elektrode an den Stromkreis
angeschlossen wird, eine Umsetzung von Quarz zu elementarem Silicium
stattfindet. Im weiteren Verlauf der Elektrolyse nimmt dann das neu gebildete
Silicium die Rolle des Stromleiters ein. Theoretisch sollte die Reaktion auf
diese Weise durch die ganze Quarzelektrode fortschreiten. Praktisch wird jedoch
nur ein kleiner Bereich um die Wolframscheibe umgesetzt. Der Grund ist, dass die
Elektrolytschmelze nicht weit genug in die bereits entstandene, kompakte
Silicium-Schicht eindringen kann und sich deshalb keine dreiphasige Grenzschicht
mehr ausbildet. Chen und Kollegen fanden eine praktikable Lösung: Statt einer
massiven Quarz-Elektrode setzen sie Siliciumdioxid-Pulver ein, das zu dünnen
Presslingen gepresst und gesintert wird. Die Presslinge sind porös, sodass die
Elektrolytschmelze eindringen kann. Die Partikel selber messen nur wenige
Mikrometer und werden bei der Elektrolyse komplett zu pulverförmigem Silicium
umgesetzt. Durch Mischen des Quarz-Pulvers mit anderen Metalloxid-Pulvern lassen
sich außerdem fertige Legierungen mit streng kontrollierter Zusammensetzung
direkt herstellen.