Viereinhalb Millionen Mark stellen die
Europäische Union und der Schweizer Nationalfonds für ein multinationales
Forschungsprojekt zur Verfügung, das die Entstehungsprozesse von chronischen Entzündungen im Detail aufklären und zuverlässige
Arzneiwirkstoffe entwickeln soll. Bei Erfolg würde eine effektive Heilung von Krankheiten wie
Rheuma,
Allergien und Multipler
Sklerose in greifbare Nähe rücken. Das Vorhaben, an dem Mediziner, Biologen, Biochemiker und Pharmakologen aus Jena, Genf,
Fribourg (CH), London, Madrid und Turin beteiligt sind, wird von Prof. Dr. Reinhard Wetzker, Molekularbiologe an der
Friedrich-Schiller-Universität koordiniert.
"Das physiologische Prinzip, nach dem diese chronischen Entzündungsprozesse ablaufen, berührt fast immer die so genannten Phagozyten -
das sind Fresszellen -, die aus dem Ruder gelaufen sind und sogar gesunde
Zellen angreifen", erläutert Wetzker. Dabei haben diese
Fresszellen normalerweise eine sehr sinnvolle Funktion im menschlichen Organismus: Sie bilden die vorderste Frontlinie gegen
eingedrungene
Bakterien und bekämpfen
Infektionen. "Deshalb kann eine Therapie sich nicht grundsätzlich gegen die Phagozyten richten", so
Wetzker, "sondern wir müssen versuchen, die gestörten Regulationsmechanismen in den Griff zu bekommen." Eine Schlüsselrolle spielt
dabei ein spezielles Enzym, die so genannte Phosphoinositid-3-Kinase Gamma (PI3Ky), die Wetzkers Arbeitsgruppe vor sechs Jahren
weltweit erstmals isoliert und beschrieben hat.
Nun gilt die gemeinsame Anstrengung der internationalen Forscherteams dem Ziel, die genauen Wirkprozesse dieses Enzyms auf molekularer
Ebene aufzuklären und einen Arzneiwirkstoff zu finden, mit dessen Hilfe sich die körpereigene Produktion des Enzyms regulieren lässt.
Wetzkers Jenaer Arbeitsgruppe wird dafür in den nächsten drei Jahren rund 800.000 Mark an EU-Mitteln zur Verfügung haben.